Neben den beiden genannten Helden des B-Films Saxon und Parks gesellen sich dann noch Lance LeGault (Colonel Decker aus dem A-Team) als Reverend einer dauerscharfen Tochter und Paul Gleason (der Schulleiter aus „Breakfast Club") in einer kleinen Rolle dazu und sogar Buffy Dee rollt auf eine Massage mit Happy End vorbei. Und auf dem Regiestuhl saß niemand anderes als Umberto Lenzi. Halt, doch: Dort saß noch ein Mann namen James Justice. Lenzi hatte wohl nicht so recht Lust. Aber vielleicht gibt es in den USA auch ein Gesetzt, dass man einem Mann mit dem Namen James Justice immer seinen Platz überlassen muss, wenn dieser vorbeikommt. Verstehen würde ich es...
Wozu sind denn nun alle diesen illustren Personen zusammengekommen?
Der zu Beginn hingerichtete Diablo, Kopf einer Motorradgang, hat geschworen zurückzukommen und alsbald macht sich ein Mörder auf einem Rentnermotorrad (Goldwing oder so) auf, den Menschen das unzüchtige Treiben während des Springbreaks durch eingebaute Elektroschocks auszutreiben. Wer könnte nur der Mörder sein? Ein Geist? Ein anderer Motorradspongo? Oder gar irgendwer anders?
Natürlich ist diese Frage eigentlich nebensächlich und das macht der Film von Beginn klar. Das erste Opfer ist irgendein Mädchen, das an der Straße steht, per Mithalter auf dem Rentnerhobel mitfährt und eine Minute später auch schon tot ist. Wer sie war, spielt keine Rolle und folglich ist uns dieser Mord auch vollkommen wumpe. Zwei tighte Boys kommen parallel aber dazu in die Stadt und wir heften uns an ihre Fersen, die uns dann zur Schwester des Mordopfers Diablos, bekannt aus dem Prolog, zu der Motorradgang und allen anderen wichtigen Figuren des Films führen.
Was auffällt ist, dass der Film über recht große Produktionsmittel verfügte und bereits die während des Vorspanns gezeigten Establishing Shots vom Strand, den vollen Straßen und dem kunterbunten Treiben auf der riesigen Partymeile recht hochwertig aussehen. Hierzu wurde auch eigens Material erstellt und nicht irgendwo eingekauft oder aus dem Archiv geklaubt und die Montage verläuft durchaus gelungen, so dass sich ein recht hoher Qualitätspegel einpendelt. Ich würde mal behaupten, der Film sieht in Teilen besser aus als „Jason im Blutrausch", der im selben Jahr erschien und mit Sicherheit zwar über ein schmales, aber wesentlich größeres Budget verfügte als „Nightmare Beach".
(Aber das ist natürlich auch ein ungerechter Vergleich. Man weist ja auch nicht darauf hin, dass Rübenmuß besser schmeckt als Elefantenscheiße und als solche muss man Buechlers Regiearbeiten ja immer werten.)
Als Spiegel zeitgenössischer Kultur geht „Nightmare Beach" dann aber so richtig in die Vollen. Es gibt miesesten Hairmetal auf allen Kanälen, dass es einem die Haare toupiert, vor dem Bildschirm und natürlich auch auf dem Bildschirm. Dabei gibt sich Lenzi auch Mühe, das nächtliche Treiben auf der Partymeile lebendig einzufangen und es gibt immer was zu hören oder zu sehen, wenn wir Massenszenen serviert bekommen. Natürlich auch nackte Haut, aber hier hält sich der Film dann überraschend zurück, denn das Sujet hätte ja doch einen halben Softsexfilm ermöglicht und so bleibt es bei der Fleischbeschau in den Massenszenen. Springbreak halt.
In den, na ja, Spannungsszenen hält uns der Film jedoch wieder und wieder vor, welche Nation hier die Gangart vorgibt und so sind weder Furcht noch Schrecken mit von der Partie, obwohl die Schockeffekte (im eigentlichen Sinn des Wortes) mit Schmiss gestaltet wurden. Hier brennen alle Puppen. Bei so viel Haarspray in der Luft ist das aber auch nicht weiter verwunderlich.
So kommt es dann leider, dass der Film sich unterhaltungstechnisch zu verlaufen beginnt, je mehr er auf den Horror oder Thrill setzt, da Lenzi das uninspirierte Drehbuch sehr schematisch abarbeitet und auf Spielereien verzichtet. Schade, hier hätte man gerne mehr Eskalation in den letzten 15 Minuten gehabt.
Über die Synchronarbeit habe ich mich dabei sehr gefreut, da diese offensichtlich in Hamburg stattfand und es zahlreiche Sprecher aus den „Europa"-Hörspielen in den Cast geschafft haben. So hören wir beispielsweise die immer stöhnende Reinhild Schneider oder Jens Wawrczek alias Peter Shaw. Zu Beginn kündigt der Mörder Diablo vor dem Umlegen des Hebels seine Rückkehr mit der selben Stimme an, mit der dies 1983 schon der hinzurichtende Mörder in „Kabinett des Grauens" der Hörspielserie „Larry Brent" tat. Mir hat das daher gefallen und mich gewissermaßen auf der Nostalgiewelle aus meiner Kindheit abgeholt. Unvoreingenommen muss man aber sagen, dass die Synchronisation einen eher kostengünstigen Eindruck macht.
Fazit
„Nightmare Beach" ist auf dem Papier wegen des Casts ein Kracher für Italo-Freunde, bleibt sich aber sehr treu und erweist sich so dann doch als insgesamt mittelmäßiger Horror-Thriller für diejenigen, die wissen, worauf sie sich einlassen. Und das ist eben eine hanebüchener Unsinn aus den Händen von Filmemachern, die mit wenig Geld in kurzer Zeit einen Film drehen, um dann gleich den nächsten zu machen. Sorgfalt und Berufsethos findet man hier trotz gelungener Aufnahmen und Setdesigns weniger, weswegen sich Lenzi ja eventuell auch von dem Projekt distanzierte. Angesichts anderer Gurken aus der Zeit und aus dem Land hält sich „La spiaggia de terrore" aber noch recht wacker.