Review
von Leimbacher-Mario
Strand außer Rand und Band
Ein brutaler Biker wird auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet und führt dann scheinbar einen Rachefeldzug gegen die Teenagerhorden am Strand, die da gerade Spring Break feiern, natürlich samt Saufeskapaden und Wet T-Shirt-Contests... Wow, wenn das nicht mal grandios verlockend klingt und jedem Slasher-Fan ein feuchtes Höschen verpasst! Und während man, wenn man die Meinungen im Netz überfliegt, meinen könnte, dass das Ding nicht ansatzweise hält, was seine bizarre Prämisse verspricht, hat mich Umberto Lenzi im Herbst seiner Karriere hiermit richtig gut unterhalten. Ihm ist eine sonnige, gut gelaunte und unverschämte Mischung aus Party-/Pool-Movie und übernatürlichem (?) Slasher gelungen. Gedreht an den echten Partylocations während den Frühlingsfeiereien der amerikanischen Jugendlichen, mit 80s-Kreisch-Rock dauerunterlegt und mit schönen Frauen gesäumt - da gibt es doch weitaus schlimmere Zeitvertreibe, oder?!
„Nightmare Beach“ ist in etwa „Shocker“ meets „The Mutilator“ mit einem Schuss „Jaws“, „Porkys“ und „I Bought a Vampire Motorcycle“. Super käsig, super sonnig, leider gar nicht so blutig und fies wie man meinen könnte, aber für mich durch die Bank richtig unterhaltsam. Es gibt immer was auf die Ohren, immer etwas zu gaffen, immer etwas zu lachen. Nicht immer beabsichtigt oder freiwillig, aber das ist sekundär. Lenzi hat sicher schon bessere Tage und stärkere Ergüsse erlebt, dass er sich recht charakterlos und unkreativ an Ami-Vorbilder klammert, ist unübersehbar - Charme und Schmarn ergeben hier in einem heißen Zusammenspiel dennoch eine saftige Sause. Feuchtfröhlich und in nie ernst zu nehmen Feierlaune. Ein Trash-Slasher ganz im Sinne seines Jahrzehnts und mir noch immer tausendmal lieber, als fast alle heutigen Epigonen, die versuchen eben genau dieses Flair einzufangen. Und meist heftig auf die Nase fallen. „Nightmare Beach“ war für mich immer näher an einem feuchten wie einem wahren Alptraum, sodass ich Lenzi hier nullkommanull böse bin, dass man weder Stil noch Handschrift von ihm sieht. Wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man sogar vielleicht etwas Satire und italienisches Augenzwinkern auf ur-amerikanische Riten und Mechanismen. Obendrauf gibt's die alten Haudegen Saxon und Parks (wie sind die da reingeraten?!) plus einen Score vom großen Claudio Simonetti. Synonyme und Abstandhalten vom eigenen Werk vieler Beteiligter sprachen damals sicher nicht für ein stolz machendes Werk - aber aus heutiger Sicht verstrahlt diese Beachbeschallung durchaus Freude und Sonne.
Fazit: Spring Break, wie man ihn noch nie erlebt hat. Ein unfassbar cheesy Slasher, der italienisches Schockkino mit amerikanischen Teens kreuzt. Sleezy und glatt, brutal und banal, bunt und bescheuert, notgeile und notgedrungen. Muss man nicht sehen, sollte man aber. Zumindest als Slasherliebhaber.