Auch wenn wir jetzt beim dritten Teil der "Ocean"-Reihe angekommen sind, so ist doch anzunehmen, daß vom Team Soderbergh / Clooney zunächst nur "Ocean`s Eleven" geplant worden war, welches sich als Hommage auf das "Ratpack" um Frank Sinatra verstand und deren dafür exemplarischen gleichnamigen Film in einer modernen Fassung wieder aufleben ließ.
Betrachtet man die Sequels, lassen sich für diese These leicht weitere Argumente finden. So orientierte sich "Ocean's Eleven" noch stark an der ursprünglichen Story und verfügte über mehr ins Private gehende Charakterisierungen und Konflikte, wie die Beziehung von Danny Ocean's Ex-Frau zu dem "Zielobjekt" Terry Benedict (Andy Garcia). Doch mehr gab die Story nicht her und so war die Gestaltung des zweiten Teils nur konsequent, da das lockere Beisammensein unter Kumpels nach dem Vorbild des "Ratpack" schon immer der eigentliche Grund war, warum man den ersten Film gedreht hatte. So verzichtete "Ocean's 12" fast folgerichtig auf eine Story, da hier nur recht vage Elemente um einen Rachefeldzug des in Teil 1 geschädigten Terry Benedict wieder aufgenommen wurden und das Ganze mehr wie eine ausgelassene Party an einem lauen Sommerabend daher kam, bei der Jeder irgendeinen Zaubertrick vorführte und so manches Kaninchen aus dem Hut geholt wurde.
In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, daß Soderbergh und Clooney nie einen Hehl daraus machten, daß die "Ocean"-Filme das Geld verdienen sollten, daß sie dann für ihre ambitionierten Filme, die nicht an wirtschaftlichem Erfolg orientiert sind, wieder ausgeben. Doch so ganz können (und wollen) sie natürlich nicht aus ihrer Haut und so entstanden mit den "Ocean"-Filmen merkwürdige Zwitterwesen - ein Fakt ,der auch im dritten Teil zu bewundern ist.
So sehr die Filme als Blockbuster mit ihrem riesigen Starpotential auch beworben werden und sich thematisch an einem übergreifenden Publikumsinteresse orientieren, so wenig entsprechen sie den üblichen Hollywood-Hochglanzprodukten. Die oft grobkörnige Optik, die nicht an einer vollständigen Ausleuchtung gerade in den Innenräumen interessiert ist, die blassen, manchmal staubig wirkenden Farben und die mehrfach eingesetzte Handkamera vermitteln ein realistisches Bild von Las Vegas, abseits von poppigen Farben und grellen Lichtern.
Doch trotz des finanziellen Erfolgs des zweiten Teils, muß den Machern klar geworden sein, daß sie es mit ihrer "lässigen" Einstellung in Teil 2 etwas übertrieben hatten und so kommen sie in "Ocean's 13" wieder an ihren Ausgangspunkt in Las Vegas zurück und schaffen mit ihrem neuesten Film eine Symbiose der ersten beiden Teile. Sowohl die These, daß der dritte Teil stark dem Ersten ähnelt als auch die Behauptung, er hätte mit Teil 2 wenig zu tun, ist zu oberflächlich betrachtet. Im Gegensatz zu Teil 2 hat man sich hier zwar wieder eine klar strukturierte Story ausgedacht, die dem Geschehen die Basis gibt, aber die Feier am lauen Sommerabend wurde deshalb keineswegs abgebrochen. So hat man sich mit Al Pacino und Ellen Barkin weitere illustre Gäste eingeladen und vollständig auf privaten Anhang a lá Julia Roberts und Catherine Zeta-Jones verzichtet. Keine schlechten Voraussetzungen für ein gelungenes Fest...
Und das beginnt gleich mit dem Unglück eines ihrer Mitglieder. Reuben Tishkoff (Elliott Gould) wird von dem Hotelier Willi Bank (Al Pacino) über den Tisch gezogen und verfällt darauf in tiefe Depressionen. Um ihn wieder zum Leben zu erwecken, versammeln sich die übrigen Freunde um sein Bett und beschließen einen Rachefeldzug, der aber nicht zur persönlichen Bereicherung gedacht ist, sondern nur ein wenig Schadenfreude verbreiten soll. Da Willi Bank sich als harter Gegner mit einer perfekten Organisation erweist, müssen sich die Jungs um Rusty Ryan (Brad Pitt) und Danny Ocean (George Cloones) eine Menge einfallen lassen und schon befinden wir Zuschauer uns wieder Mitten auf der Partie.
Mit unnachahmlicher Lässigkeit und Coolness verkaufen uns Soderbergh, Clooney und Co. hier eine Vielzahl technischer und illusionistischer Kabinettstückchen, daß es eine Freude ist, ihnen dabei zuzusehen. Das hat wenig mit Realität zu tun und kommt daher wie eine Kette mit leuchtenden Perlen, die an einer Schnur aneinandergereiht uns hier vorgeführt werden - und gerade der Fakt, daß man weiß, daß hier alles gut ausgehen wird, daß die Spannung nur darin liegt, welches Kunststück als nächstes gezeigt wird und ob es auch tatsächlich gelingt, macht den Film so sehenswert. Wer geht schon gerne auf eine Party, bei der man damit rechnen muß, daß ein Unglück geschieht ?
Ähnlich sind auch die Schauspielerleistungen zu betrachten, die auch wieder einen Beleg für die These darstellen, daß die Sequels zu "Ocean's 11" keineswegs geplant waren. Sämtliche Darsteller spielen hier keine echten Rollen, sondern immer eine Mischung aus Zitaten eigener früherer Filme, ihrem tatsächlichen Image und ein bißchen "Ocean-Ratpack". Dieser Film würde mit unbekannten Schauspielern, selbst wenn diese genauso spielten, nicht funktionieren - bei "Ocean's 11" wäre das noch möglich gewesen. Entsprechend merkt man allen Darstellern ihren Spaß an der Sache und dem ironischen Umgang mit dem eigenen Image an, welcher zu einer Unmenge Zitate führt :
So kann es Clooney nicht lassen, kurz die wirtschaftlich eklatanten Unterschiede zwischen den USA und Mexiko mit einer lässigen Szene zu verdeutlichen. Als sie den Aufstand in einer mexikanischen Fabrik, die sie für ihre Zwecke brauchen, besänftigen wollen, stellen sie fest, daß es am Besten ist, der Geschäftsleitung gleich die Mehrkosten für die Gehaltserhöhung von 200 Mitarbeitern zu überweisen. Es steht dafür eine Forderung von 36000 Dollar im Raum und Danny Ocean rechnet kurz vor, daß dann für die 200 Leute etwa 7 Millionen nötig sind - im Vergleich zu den Gesamtaufwendungen für ihre Racheaktion eher eine kleine Summe, die er sofort bezahlen will. Doch dann stellt sich heraus, daß es sich bei den 36000 Dollar um die Gesamtsumme handelt und man sieht die Truppe kurz perplex. Von dieser Qualität gibt es eine Vielzahl von Szenen, die aber niemals plakativ daher kommen, sondern eher zur Freude eines aufmerksamen Betrachters beitragen.
Fazit : Mit "Ocean's 13" geht die Party weiter. Man hat das Rahmenprogramm etwas gestrafft und auch wieder für den üblichen Besucher etwas nachvollziehbarer gestaltet.
Das ändert aber nichts am grundsätzlichen Konzept, daß der Truppe um Clooney vor allen Dingen die Gelegenheit bietet, eine Reihe von Kabinettstückchen bei lässiger Musik vorzuführen. Die bisherige Besucherliste wurde etwas ausgedünnt und durch zusätzliche Gäste erweitert, was den Spaß noch vergrößert hat und so bleibt mir nichts weiter zu tun, als dem Kinobesucher viel Vergnügen zu wünschen (8,5/10).