„I've seen me a lot of weird shit in my day, but I ain't never seen a one-legged stripper. I seen me a stripper with one breast. And I seen me a stripper with twelve toes. I've even seen me a stripper with no brains at all, but I ain't never seen a one-legged stripper. And I've been to Morocco.” (Quentin Tarantino aka “The Rapist”)
Als Grindhouse bezeichnet man in den USA kleine heruntergekommene Kinos, mit meist nur einem Vorführsaal, das meist Filme für Erwachsene zeigt. Ihren Zenit hatten sie zwischen den 60er und den 80er Jahren. Meist wurden in diesen Kinos Exploitation-, sowie Nunsploitation-, Blaxploitation-, Kannibalen-, Zombie- oder Mondofilme gezeigt, aber auch alte Kung-Fu Streifen fanden dort ihre Zuschauer. Kurz gesagt: alles, was das Herz eines ordentlichen Trashfilmfans höher schlagen lässt.
Der Tarantino/Rodriguez Film “Grindhouse“ ist auch genau so aufgebaut wie ein Besuch in einem Grindhousekino, wobei auch die Bildqualität gewollt auf niedrigem Niveau gehalten wird, um den Eindruck des 70er Jahre Schockkinos noch zu verfestigen. Der Film beginnt mit einem von Robert Rodriguez gedrehtem Trailer für den fiktiven Film “Machete“, in dem Danny Trejo einen mexikanischen Auftragskiller mimt, der von seinen Auftraggebern reingelegt wird und sich an eben jenen auf gute alte (und blutige) „Mariachi“-Manier rächt. Hilfe kriegt er dann durch Cheech Marin, der einen Pistolero-Pater spielt. Wie man allein schon an diesem „Trailer“ erkennen kann, ist “Grindhouse“ von vorne bis hinten mit Stars und allzu bekannten Gesichtern besetzt.
Nach diesem „Trailer“ beginnt der Film “Planet Terror“. Davor werden noch die Produktionskredits von den Weinsteins und von Dimension eingeblendet, natürlich auch im alten Design gehalten. “Planet Terror“ ist ein Zombie-Film, der sich sehr stark an seinen Genrevätern wie “Dawn of the Dead“ und “Return of the living Dead“ orientiert. Die Story ist recht simpel: Ein neuer Kampfstoff zur gezielten partiellen Vernichtung von menschlichem Leben wird für die Regierung entwickelt. Der zuständige Biochemiker, gespielt von Naveen Andrews (Sayid Jarrah aus Lost) wird aber von dem zuständigen Offizier Muldoon, verkörpert von Bruce Willis, hereingelegt und der Kampfstoff wird direkt freigesetzt um getestet zu werden. Nach der Infektion müssen die Betroffenen regelmäßig ein Gas einatmen, um nicht zu schleimigen Zombies á la “Return of the living Dead“ zu werden. 10% der Menschen sind jedoch von Natur aus resistent gegen den Kampfstoff, und eben jene 10 % verschanzen sich in der Bar B Q – Bar, um einen gewissen Schutz vor den Infizierten zu haben.
Unter den Überlebenden wird man das eine oder andere bekannte Gesicht wiedererkennen. Abgesehen von den Hauptakteuren Rose McGowan (Cherrie), Freddy Rodriguez (Wray) und Marley Shelton (Dr. Dakota Block) sind auch noch Tom Savini, Michael Biehn und Carlos Gallardo (der MARIACHI vor Antonio Banderas) als Cops zu sehen. Aber auch Michael Parks, der seine alte Rolle als Earl McGraw aus “Kill Bill“ wieder aufnimmt, ist zu sehen (sogar in beiden Filmen). Aber auch die Opfer sind nicht unbekannt, wie zum Beispiel Stacey Ferguson (Fergie von den Black Eyed Peas), die nach der ersten Zombieattacke nur noch einen halben Schädel vorzuweisen hat (an dieser Stelle auch ein dickes Lob an die Special Effects). Oder aber Josh Brolin, der den psychopathischen und extrem eifersüchtigen Dr. William Block spielt. Zudem besticht “Planet Terror“, genau so wie “Death Proof“, auch durch eine regelrechte Detailvielfalt. Wer genau hinsieht, wird zum Beispiel in der Wohnung von Jungle Julia (in Tarantinos Abschnitt “Death Proof“) ein Filmplakat von “Das Wiegenlied vom Totenschlag“ (allerdings mit dem englischen Titel “Soldier Blue“) entdecken. Man beachte aber auch die Müslipackung im Hause der Blocks (wieder “Planet Terror“), deren Aufschrift „Great White Bite“ lautet. Diese „vorraussagende“ Müslipackung erinnert irgendwie auch an jene Packung, die man im ersten Kampf von “Kill Bill: Vol.1“ gesehen hat (der Schriftzug „Kaboom“ war zu lesen und Vivica A. Fox zieht eine Pistole aus der selbigen). Zudem bekommt man auch im Hintergrund einen Trailer des Films “Women in Cages“ zu sehen.
Als gelungene Vergleiche zu “Planet Terror“ kann man eigentlich jeden bekannteren Zombiefilm nennen, aber am Auffälligsten sind die Parallelen zu den Romero Zombiestreifen, “Return of the living Dead“ und das “Dawn of the Dead“ Remake (dies gilt für die Zombieszenen im Krankenhaus). In einer der Szenen wird ein Cop sogar auf eine Art und Weise zerrissen, wie man es aus “Day of the Dead“ kennt. Generell bietet “Planet Terror“ einige mortale Leckerbissen, so ist Rodriguez keine Todesart zu exotisch oder zu extrem (Von Kopfschüssen bis hin zur Hodenabtrennung). Besonders aber das Ableben von Tarantinos Charakter ist sehr gelungen, wenn auch etwas „unmännlich“. “Planet Terror“ bietet dem Zuschauer alles, was einen klassischen Zombiefilm ausmacht: Der richtige Soundtrack, die unsympathischen Militäreinheiten und eine Gruppe Überlebender, die nach und nach dezimiert wird.
Der Film schockiert auch mit jeder Minute immer mehr und wird auch bis zu dem inszenierten Filmfehler (Missing Reel) immer apokalyptischer, beispielsweise die Szene mit dem Kind im Auto, welches übrigens von Rebel Rodriguez, dem Sohn von Robert, gespielt wird. Ab dem fehlenden Reel nimmt sich der Film selber nicht mehr ganz so ernst und wandelt vom apokalyptischen ins trashige: Cherrie bekommt beispielsweise eine Waffe als Beinersatz und Wray muss in einer Szene mit einem Pocketbike vor den Zombies fliehen. Während dieser Verfolgungsjagd sind auch regelrechte Blutfontänen zu sehen, die “Braindead“ alle Ehre machen würden.
Aber genug zu “Planet Terror“…diesem Film folgen nun drei Fake-Trailer: “Werewolf Women of the SS“, “Thanksgiving“ und “Don’t“ (der Trailer "Hobo with a Shotgun", der nur in Canada gezeigt wurde, entfällt der Bewertung, da er von mir nicht gesehen wurde).
Über diese Trailer gibt es auch einiges zu schreiben. “Werewolf Women of the SS“ wurde extra von Rob Zombie inszeniert und bietet für die paar Minuten eine regelrechte Armee von Stars. Man bekommt unter anderem Udo Kier (“Spermula”; “Dancer in the Dark”), Sheri Moon Zombie (“The Devil’s Rejects”), Bill Moseley (ebenfalls “The Devil’s Rejects”), Sybill Danning (“Young Lady Chatterly 2”) und Nicholas Cage (kennt man ja wohl) als Fu Manchu zu sehen. In “Don’t“ ist ein kurzer Auftritt von Simon „Shaun“ Pegg, was vielleicht daran liegt, dass der Trailer von “Shaun of the dead“ Regisseur Edgar Wright auf Zelluloid gebannt wurde. Eli Roth hat sich in seinem “Thanksgiving“ Trailer an einer Mordszene aus “Todesparty 2“ (“Cutting Class“) orientiert, als die Cheerleaderin auf einem Trampolin hüpft und irgendwann auf ein Messer springt (in “Cutting Class“ wars noch eine Amiflagge).
Nach diesen Trailern beginnt Tarantinos Werk “Death Proof“. In diesem Film geht es um den psychopathischen Stuntman Mike (Kurt Russel), der mit seinem Auto, welches „Todsicher“ (Death Proof) ist, junge Frauen in Autounfälle verwickelt. Die „Unfälle“ haben natürlich immer ein tödliches Ende für die jungen Frauen. Zu seinen ersten Opfern gehören die jungen Frauen Butterfly (Vanessa Ferlito aka Aiden aus “CSI:NY“), Shanna (Jordan Ladd, bekannt aus “Cabin Fever“ und “Inland Empire“), Radio DJane Jungle Julia (Sydney Tamiia Poitier, kennt man aus “Snoop Dogg’s Hood of Horror“) sowie ihre Hasch-Dealerin Lana (Monica Staggs). Dazu kommt die alte „Freundin“ von Jungle Julia Pam (schon wieder Rose McGowan), die jedoch in Stuntman Mikes Auto sitzt. Nach dem ersten Unfall, und einem Wiedersehen der Charaktere Dr. Dakota Block und Sheriff Earl McGraw, flieht Stuntman Mike nach Tennessee. Dort hat er sich auch schon seine neuen Opfer ausgesucht: Lee (Mary Elizabeth Winstead, die man in “Final Destination 3“ gesehen hat), Kim (Tracie Thoms) Abernathy (Rosario Dawson, hat man unter anderem in “Sin City“ und “25 Stunden“ bewundern können) und Zoe (Zoe Bell, deren Charakter auf ihren eigenen Erfahrungen als Stuntdouble basiert). Doch bei diesen Girls hat er sich etwas zu viel vorgenommen…
Am Anfang von “Death Proof“ wird ganz kurz der Titel „Quentin Tarantino’s Thunder Bolt“ eingeblendet, bis das der Bildschirm schwarz wird und der Titel “Death Proof“ erscheint. Die Bildqualität ist, genau wie die Trailer und der Part von Rodriguez, absichtlich etwas schlechter geworden, um eine 70er Jahre Exploitation-Optik zu erschaffen. Zudem erinnert der Film etwas an die Blaxploitation-Filme mit Pam Grier, die eigentlich alle eine „Female Power“ Botschaft haben. Der Kamerafokus liegt eher auf die weiblichen Darstellerinnen und der männliche Part wird eher negativ und ohne jegliche Hintergrundinfos dargestellt, obwohl Kurt Russel auch einige Lacher auf sich zieht. Man bedenke da die Szene in der Rose McGowan den anderen Mädchen sagt, dass sie nicht mit Stuntman Mike schlafen will. Dieser steht aber nur ein paar Metere weit entfernt und bringt wiederholt zum Ausdruck, dass er das ganze Gespräch der Mädchen mithören kann (muss man aber selber sehen)…
“Death Proof“ sticht aber nicht durch rasante Action hervor, der Autocrash bietet die einzige Action hier (aber das gleich vier mal). Dies überlässt Tarantino lieber der vorherigen Episode “Planet Terror“. Dafür hat Tarantinos Werk die besseren Sprüche, wie etwa „No dick this trip – I got a boyfriend“ (bin mal gespannt auf die deutsche Übersetzung…). Zudem punktet der Film mit Situationen, die wiedermal den Begriff „Coolness“ definieren. Etwa die Szene in der Jungle Julia auf der Veranda der Bar sitzt und mit ihren Freundinnen Hasch durch eine Pfeife raucht, während ihre Füße über das Geländer in den strömenden Regen hinaus hängen. Dazu kommt der Soundtrack, der, in typischer Tarantino-Manier, wieder mal mit Klassikern vollgestopft ist.
Insgesamt ist “Grindhouse“ ein sehr gelungener Film, der dem Mainstreampublikum sogar die alten Splatter und Exploitationfilme (und Mondos, Nunsploitationfilme, Kannibalenstreifen und und und…) näher bringen könnte. Es ist zwar insgesamt etwas wenig Haut und Sex zu sehen (die schon erwähnten fehlenden Reels), aber explizite Szenen wie sie in einigen alten Schockern gerne gezeigt werden (diesmal ein Lob an Joe D’Amato) wären dann doch etwas zuviel für den Mainstream. Die Idee der fehlenden Reels ist eigentlich ganz gut, da der Eindruck eines authentischen 60er/70er Schockers noch verstärkt wird. Zudem verpasst man eigentlich nichts, was der Handlung schaden könnte.
Noch ein lustiger Punkt zum Abschluss: Bei den Special Effect hat ein Mann namens Joe C. D’Amato mitgewirkt – was für ein super Name…
Fazit: THIS IS MY MECCA! AHAHAHAHAHA! AHAHAHAHA! (Nicolas Cage aka Fu Manchu)
Das Punktemaximum für einen absoluten Ausnahmefilm!