Review

Ende 2006 sendete Pro 7 die SPIKE SCREAM AWARDS. Eine Art Oscar Party des Horror/SF Genres. Höhepunkt der gelungenen Veranstaltung war der Auftritt der dicken Buddies Robert Rodriguez und Quentin Tarantino. Diese beiden Schelme brachten den absoluten Knaller mit, nämlich einen Trailer ihres gemeinsamen Projektes GRINDHOUSE. In meinem Freundeskreis brach das Fieber aus. Wir sabberten jeder News über diesen Film entgegen. Jeder weitere Trailer war die Sensation der Woche. Die Idee welche hinter GRINDHOUSE steckt, kann jedem Filmjunkie in meinem Alter nur Spasmen des Entzückens entlocken. Angelehnt an die Double Features, Spätvorstellungen und Autokino Events der 70er Jahre, erschufen die beiden Freaks ein absolut göttliches Kuriosum. Rodriguez kochte mit seinem PLANET TERROR die beste Zombiemahlzeit seit DAY OF THE DEAD, sehr scharf gewürzt mit expliziten mexikanischen Zutaten. Quentin erdachte einen Frauenfilm der etwas anderen Art. Sein DEATH PROOF ist inspiriert von Klassikern wie DER TEUFEL AUF RÄDERN oder FRANKENSTEINS TODESRENNEN, mehr dazu gleich. Um beim Köcheln aus dieser warhaften Hexenküche zu bleiben, bekam GRINDHOUSE noch eine besonders leckere Glasur. Befreundete Regisseure wie Rob Zombie, Edgar Wright oder Eli Roth inszenierten Trailer zu eigentlich nicht existierenden B Filmen. Diese werden (wie in den seeligen 70ern) vor den Hauptfilmen gezeigt und sind eine Mischung aus gnadenlos gut und zum schreien komisch. Das alles ist GRINDHOUSE!

Trailer MACHETE:
Danny Trejo at his Best!

PLANET TERROR:
Viel möchte ich hier eigentlich nicht verraten. Kleinstadt, Millitär, Giftgas, Zombies, Cooler Mexikano, Süße Stripperin, Tom (GOTT) Savini, Zombies- Töten- Blut, Action, Bruce W. beweist das er ein guter ist, Tarantino als "Rapist" der zum "Zombie aus dem Weltraum" wird + die schärfste Einbeinige seit der Erfindung des Zelluloids. Robert Rodriguez, ich liebe dich.

Drei Trailer:
DON'T (zum ablachen...)
WEREWOLF WOMAN OF THE SS (nicht zu fassen...Rob, ich liebe dich.)
THANKS GIVIN (der erste gute Eli Roth Film!)

DEATH PROOF:
Tarantino läßt den geneigten Zuschauer an all seinen Neigungen und Leidenschaften teilhaben. Eine coole weibliche Freundesclique läßt sich von dem (auf dem ersten Blick) sympathischen Psychopaten "Stuntman Mike" (Kurt Russel, so gut war er seit Escape From L A nicht mehr) einwickeln. Ihre Naivität bezahlen die Ladies nach einem grausamen Autocrash (der Crash ist einfach Atemberaubend und Effektvoll eingesetzt, ein Schock geteilt durch drei...) mit ihrem jungen Leben. "Stuntman Mike " ist eine kranke Sau, der junge Mädels scoutet und dann mit seiner Karre den Scharfrichter spielt. Tarantino zieht hier alle Register. Die für seine Werke typischen Dialoge erfreuen das Ohr. Seiner Vorliebe für Damenfüsse wird übergroße Beachtung geschenkt (hä,hä...). Der Meister läßt sich unglaublich Zeit, bis eine Greultat geschieht. Dann aber packt Quentin die Keule aus! Tarantino entwirft ein Frauenbild, welches seinen (und meinen) süßesten Träumen entsprungen zu sein scheint. Attraktive Twens, die wissen was sie wollen, auf Kultfilme abfahren, den "richtigen" Musikgeschmack haben und über unfassbares Filmwissen verfügen (tja Quentin, da müssen wir beide wohl weiter träumen, solche Chicks gibts leider nur im Kino...). Die Musik ist wie immer exquisit ausgesucht und eingesetzt. Von kongenialer Filmmusik aus Italo Krimis ("La Via Della Droga" usw.usf.) bis zu vergessen geglaubten Songs von CHICK HABIT (April March) geht es querbeet durch die Schallplatten Sammlung des Meisters. Es wimmelt in DEATH PROOF förmlich vor Anspielungen und Insider Jokes aus der Geschichte des Exploitation Genres. Ein Fest für Kenner der Materie! Der Texas Ranger aus KILL BILL schaut übrigens auch ganz kurz mit Sohn Number One vorbei. Nochmal zur Story. Nach der Auslöschung der ersten Frauenclique, lernen wir ausführlich die nächste kennen. Noch coolere Ladies auf der Suche nach einem Auto wie aus VANISHING POINT (!!!). Mitten in einer Kühlerhaubenfreiluftübung der Damen taucht wieder "Stuntman Mike" auf und fährt zu dicht auf. Das hätte der feige Bastard bei diesen Chick's lieber sein lassen sollen (ich sag nur: FASTER PUSSYCAT KILL KILL)....

Ich halte es für eine höchst intelligente Entscheidung den superschnellen PLANET TERROR vor DEATH PROOF zu plazieren. Der Zuschauer kommt erstmal runter und kann sich (nach den Super Trailers) auf eine ganz andere Art B Movie konzentrieren. Wer DEATH PROOF zu langweilig findet, hat für mich nichts verstanden und sollte für seine Impertinenz zur Strafe gezwungen werden, 300 Mal (lustige Anspielung, gell?) UNDERWORLD 1+2 oder ähnlichen Schrott unter Ludovico Therapie Bedingungen zu "genießen".

In den USA hat GRINDHOUSE nicht funktioniert und blieb enttäuschend, ja wie ich finde erschreckend, hinter den Erwartungen zurück. Am Osterwochenende gerade mal 10 Mille eingespielt, bei Produktionskosten von fast 70 Millionen US Dollar. Eine Woche später liegt das Einspielergebnis bei 20 Millionen. Sehr viel mehr wird es wohl nicht. Die Amis sind einfach zu verblödet um dieses geniale Konzept zu begreifen, oder sich auch nur angemessen darauf einzulassen. Das Mainstream Puplikum schaut auf die gleiche Art Filme wie es frißt. Füllt mal weiterhin schön die Taschen einfallsloser Produzenten, die ein unnötiges und uninspiriertes Remake nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln. Ware Klasse wird leider nicht mehr anerkannt. Schade eigentlich, auf GRINDHOUSE 2 (der wohl nie kommen wird) hätte ich mich sehr gefreut. Rodriguez hat ja ne dicke Haut, beim sensiblen Tarantino bin ich mir da nicht so sicher. Ich hoffe sehr, das der Meister das Einspielergebnis nicht zu persönlich nimmt und nicht in erneute JACKIE BROWN Depressionen verfällt. Quentin, ich liebe dich übrigens auch!

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