Neulich wurde ich gefragt, welcher Fantasyfilm denn nach der Herr Ringe Trilogie (die ich abgöttisch verehre) mein absoluter Liebling wäre. Eine ziemlich schwierige Frage, denn ich habe generell eine Schwäche für Fantasy Filme, ja sogar "Der Goldene Kompass" bot mir streckenweise viel Harmonie. Doch nur 1 Film aus diesem Genre hat mich ähnlich umgehauen wie einst die großartige Trilogie von Peter Jackson. "Stardust" oder "Der Sternwanderer" (wieder mal ein absolut schrottreifer deutscher Titel) kam damals ganz unscheinbar in unsere Kinos und wurde nie im Vorfeld als großartiges Fantasy-Epos erwartet. Doch die Kritiken überschlugen sich und sämtliche positiven Bewertungen dominierten deutlich sämtliche Filmdatenbanken. Matthew Vaughn ist einfach ein toller Regisseur, der bisher nur 4 Filme gedreht hat, aber bisher immer etwas Gutes bis Sehr Gutes kreiert hat (Layer Cake, Kick-Ass, X-Men First Class und Stardust). Es ist auch hier nicht gerade sehr leicht zu beschreiben, was "Stardust" zu so einem tollen Fantasytreifen macht, denn optisch betrachtet kann der Film nun wirklich nicht mit Herr der Ringe mithalten. Der Film erzählt schlichtweg ein ideenreiches Märchen, mit grandiosen Charakteren und einer Geschichte, die sich eher an das ältere Publikum richtet.
Der junge Tristan ist in die wunderschöne Victoria verliebt. Immer wenn er versucht, Victoria seine Liebe zu gestehen passiert ihm ein Missgeschick und so steht er oft als Verlierer da. Als er eines Tages, beim Picknick mit Victoria, eine Sternschuppe sieht, die auf die Erde zu rast, beschließt er sich auf die Suche nach dieser Sternschnuppe zu machen, um Victorias Herz endgültig für sich zu gewinnen. Allerdings muss er dazu ins verbotene Reich, das von einer Mauer abgegrenzt und von einem Kung-Fu kämpfenden Greis bewacht wird. Irgendwann schafft es Tristan dann doch zur Sternschnuppe, die zu seinem Erstaunen sich als eine junge Frau namens Yvaine entpuppt. Nun will er Yvaine zu Victoria bringen, doch die Rückreise wird alles andere als einfach, da vor allem auch die böse Hexe Lamina hinter dem "Stern" her ist, da sie ihr die ewige Jugend schenken kann. Auch die 3 Königssohne, die eiskalt um die Krone kämpfen, sind hinter dem Stern her, weil Jeder von den Dreien mit aller Macht König werden will. Werden es Yvaine und Tristan rechtzeitig zurückschaffen oder siegen am Ende doch die Macht hungrigen Königssohne oder gar die Hexe? Für Tristan wird dies die abenteuerlichste Reise seines Lebens, bei der er sich auch seinen eigenen Gefühlen stellen muss.
Es ist einfach unglaublich wie viel in diesem Film steckt. Es beginnt eigentlich als frecher Abenteuerfilm, wo wir Tristans Vater in jungen Jahren dabei beobachten, wie er Tristans Mutter kennenlernt. Schon hier hatte ich das Gefühl, dass ich längst in der Hauptgeschichte drinstecke doch dann kommt plötzlich ein Time-Skip und die Geschichte beginnt erneut. Der Film hat äußerst viele Facetten und bietet nicht nur eine simple Liebesgeschichte, sondern ein ereignisreiches Abenteuer, das so abwechslungsreich ist wie kein zweiter Fantasyfilm. Wir haben die Zankereien zwischen Yvaine und Tristan, wir sehen Tristans Ziel immer mehr wie eine Seifenblase zerplatzen, wir haben die böse Hexe (Oscar würdig : Michelle Pfeiffer) und ihre Schwestern, die sich gewaltsam nach der ewigen Schönheit ergötzen, wir haben die Königssohne wo besonders Septimus (ebenfalls toll anzusehen : Mark Strong) sehr positiv hervor sticht, wir haben Tristans Mutter die eine sehr wichtige und unerwartete Schlüsselrolle im Film spielt und wir haben die Luftpiraten, deren Captain Shakespeare (beste Rolle seit Langem : Robert DeNiro) ein äußerst skurriles Geheimnis umgibt. Der ganze Stoff den dieser Film parat hat hätte locker für eine mehrteilige Serie ausgereicht, doch dieser grandiose Film schafft es gekonnt, sich mit jedem Thema immer passend auseinanderzusetzen und schließt jedes einzelne Kapitel fantastisch ab. Lediglich die ganz großen Effekte bleiben hier verborgen, dafür punktet der Film wiederum bei den kleinen, unscheinbaren Effekten wie z.B. beim simplen "Leuchten" von Yvaine, das mein Herz jedes mal höher schlagen ließ und in absoluter Perfektion eingesetzt wurde. Da hier so viele Themen aufeinander prallen fällt es schwer zu sagen, worauf der Film seinen Schwerpunkt aufbaut. Klar als Fantasy-Liebesfilm ist hier sicherlich genug vorhanden und auch als Grusel-Film ala Tim Burton würde der Film durchgehen. Es hat mich sowieso erstaunt, dass Burton hier nicht irgendwo seine Finger mit im Spiel hatte, da mich hier beinahe Alles sehr an den optischen Stil von Tim Burton erinnert hat. "Stardust" macht storytechnisch in jeglicher Hinsicht einfach alles richtig und ist mit 124 Minuten auch keine Sekunde zu lang. Abgerundet wird das Ganze dann noch am Ende, wenn nach dem sehr bewegendem Schlussakt das Lied "Rule the World" von Take That erklingt. Hier werden viele emotionale Zuschauer unter Garantie feuchte Augen bekommen. Also Tempos bereit halten!
Auch wenn es an unseren Hauptdarstellern nichts zu meckern gibt, so muss ich hier ganz klar die überragende Leistung von Michelle Pfeiffer und Robert DeNiro hervorheben. Michelle Pfeiffer ist nicht nur Dank "Batman Returns" (als Catwoman) eine meiner absoluten Lieblingsschauspielerinnen. In "Stardust" verkörpert sie eine absolut perfekte Hexe, die von keiner Schauspielerin hätte besser gespielt werden können. Sie verleiht der Figur eine herrlich schaurige Aura und auch der bissige Humor wurde von Pfeiffer sensationell mit eingebracht. Robert DeNiro spielt hier die wahrscheinlich ungewöhnlichste Rolle seiner Karriere. Ich kann mir vorstellen, dass viele intolerante Fans von DeNiro hier einen Wutanfall bekommen könnten denn so wie hier, hat man diese Schauspieler-Legende wahrlich noch nie gesehen. Und er spielt diesen Captain Shakespeare einfach unglaublich facettenreich und authentisch, aber zu keinem Zeitpunkt überdreht oder unglaubwürdig. Mark Strong ist als Königssohn ein weiterer Bösewicht, der eine tolle Performance abgibt. Zwar ist er eher der klassische zynische Thronfolger, der nach der ewigen Jugend lechzt, doch durch den eiskalten Charme den dieser unterschätzte Schauspieler versprüht, wirkt auch die Figur Septimus permanent authentisch. Wie bereits erwähnt sind unsere beiden Protagonisten (Claire Danes und Charlie Cox) ebenfalls toll in ihren Rollen, auch wenn Cox ein wenig von Claire Danes herrlicher, leicht zickiger Präsenz an die Wand genagelt wird. Doch Claire Danes verkörpert die Figur Yvaine keinesfalls so zickig, dass es nervt, sondern so, dass es ausschließlich sympathisch und treffsicher wirkt. Achja und die Rolle von Tristans Vater, in jungen Jahren, wird hier von Ben Barnes gespielt, der hier eine überraschend gute Figur abgibt, was ich nach der filmischen Beleidigung "Das Bildnis des Dorian Gray" nicht mehr erwartet hätte.
"Stardust" ist 100%ig was für jeden Fantasy-Fan und auch knallharte Herr der Ringe Fans werden hier einsehen müssen, dass dieser Film durchaus eine ernstzunehmende Konkurrenz ist. Den Roman kenne ich nicht, ist in diesem Fall vielleicht auch besser so. Ich jedenfalls kann mir kaum vorstellen, dass es einen Fantasy-Fan gibt, der "Stardust" nicht mögen könnte, da er einfach alle nötigen Zutaten für einen guten Fantasyfilm hat und Diese auch in jeder Situation punktgenau benutzt. Ebenfalls sollten sich Tim Burton Fans diesen Film schnellstmöglich zulegen, da er eigentlich alle Elemente eines guten Burton Films vorweisen kann.
Fazit : Vielschichtiges und sehr tiefsinniges Fantasy-Epos, das im Vorfeld überhaupt nicht so wuchtig wirkt, wie er letztendlich ist. Nach "Herr der Ringe" ist dieser Streifen mein Lieblingsfilm aus diesem Genre und ist daher aus meiner Sicht ein unbedingtes Muss für jeden DVD - und BluRay Sammler. Von diesem Regisseur darf man noch viele überragende Filme erwarten!
9,5/10