Review

„Stardust“ schaffte es auf Anhieb in die Top-250 der IMDB und gilt schon jetzt als originellster Sci-Fi-Film seit Jahren. In der Tat, der auf einem Roman von Neil Gaiman beruhende Film erzählt eine äußerst unkonventionelle Geschichte als Verquickung verschiedener Genres. Man könnte „Stardust“ als temporeiche Mischung aus Abenteuer, Fantasy-Märchen und humorvoller Romanze beschreiben. Atmosphärisch wie dramaturgisch erinnert der Film an die kindgerechte Fantasy des deutschen Autors Wolfgang Hohlbein.

Vor der Kamera versammelt sich eine beachtlich hochkarätige Besetzung, doch die großen Namen können ihren Anforderungen nur bedingt gerecht werden. So sticht Michelle Pfeiffer eindrucksvoll heraus, beweist die Leinwandpräsenz einer echten Hollywood-Diva. Mit beinahe fünfzig Jahren ist ihre Karriere noch lange nicht am Ende, genauso wenig wie ihre körperliche Attraktivität – atemberaubend schön erstrahlt sie in ihrer Rolle und verleiht ihr gleichzeitig eisige Kälte. Die Besetzung der alternden Pfeiffer ist nicht der einzige Kommentar zum Jugendwahn in Hollywood, welches für die meisten älteren Darstellerinnen kaum noch Verwendung findet. Der Film steckt voller eindeutiger Verweise auf eben jene Umstände und besetzt einen durchweg gemischten Cast, der alle Generationen beinhaltet. Der neunzigjährige Torwächter erhält sogar eine der liebevollsten Rollen überhaupt. Auch Rupert Everett, Peter O’Toole und Sienna Miller überzeugen mit motivierten Auftritten während Claire Danes und Robert De Niro in ihren Rollen versagen. Danes geht mit ihrer plumpen Darbietung schnell auf die Nerven und unterstreicht die unendlich naiven Witze, die ihrer Figur in den Mund gelegt werden. Leinwandlegende De Niro blamiert sich zwar nicht wirklich, seine Vorstellung als tuntiger Pirat stellt aber sicherlich keinen Glanzpunkt für den Schauspieler dar. Genauso der junge Charlie Cox, der kein Charisma für seine Figur aufbringen kann und ebenfalls verliert im Vergleich zum restlichen Cast.

Optisch zieht der Film besonders durch beinahe perfekte Effektorgien in den Bann, deren Einsatz aber nur selten prätentiös wird. So behält „Stardust“ einen glanzvollen Anstrich verliert aber nicht seinen schelmischen Witz. Wild umher schweifende Kamerafahrten geben selbst den ruhigeren Aufnahmen eine dynamische Kraft die in ihren besten Momenten an Peter Jacksons „Herr der Ringe“ erinnert. Leider weist die Handlung keinerlei inhaltliche Dichte auf und beschränkt sich auf die Vermengung klassischer Märchenzutaten mit willkürlich anmutenden Wendungen und einer abstrusen Verstrickung einer fast unüberschaubar großen Anzahl bedeutungsloser Figuren. Dabei schlägt das Drehbuch so viele Haken, orientiert sich an immer neuen Storylines um vorherige zu vernachlässigen. Schon bald ist der Zuschauer den bunten Overkill müde und folgt nur noch dem Geschehen ohne jemals wirklich in die Geschichte eintauchen zu können, dafür bleibt die komplexe Grundidee zu unerfüllt und schemenhaft. Da werden Einhörner, fliegende Piraten, hinterhältige Königsthronanwärter, eine alternde Hexe die nach ewiger Jugend strebt und sogar personifizierte Sterne durcheinander geworfen, zwei Parallelwelten existieren auch noch und nebenbei geht es mal wieder um eine klare Trennung zwischen eindeutig gut und eindeutig böse.

Die anfänglich subtil präsentierte Romantik verkommt im vorhersehbaren Finale zu überzuckertem Kitsch der selbst für ein modernes Märchen arg zahm erscheint. So einfältig wie unentschlossen balanciert das Ensemble bis dahin durch ein emotionales Wechselbad und kann sich nicht entscheiden eine Richtung klar zu verfolgen. Sicherlich muss ein Film sich nicht auf Genremuster festlegen doch hinter einem so wagemutigen Drahtseilakt zwischen vielen Genres sollte schon mehr hinter stecken als inhaltlich reichlich flaches Effektkino. Wenn am Ende alle Storylines zusammengeführt werden entpuppt sich der unterhaltsame Feel-Good-Hit als laues Lüftchen in der Vorweihnachtszeit.

Fazit: Reichlich konfus, was Regisseur Matthew Vaughn dem Zuschauer auftischt. Die seltsam zusammen gebastelte Rahmenhandlung ist derart sprunghaft und unharmonisch erzählt, selbst die starken Effekte und die satirischen Seitenhiebe retten das Gesamtwerk nicht über biederes Durchschnittsniveau. Zu substanzlos die Story, zu bemüht der konservative Humor – letztlich versagt „Stardust“ gleich an mehreren Fronten und hinterlässt einen eher zwiespältigen Eindruck. Für einen netten Kinoabend mit der ganzen Familie aber geeignet.

4,5 / 10

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