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Mein erster Belmondo, den ich den Fernsehgewohnheiten meiner Eltern zu verdanken habe war "Ein irrer Typ": ein Film, der Belmondos genialem Schauspiel nur bedingt gerecht wird, aber auch eine herrlich durchgeknallte Selbstparodie, wo sowohl der Charakterdarsteller als auch der Actionstar Belmondo ihr wohlverdientes Fett wegkriegen.

Dieses wunderbare Chaos einer Spätsiebzigerkomödie beginnt mit dem Stuntpärchen Mike und Jane, deren Hochzeit durch eine von Mike verpatzte Fahrerflucht vor der Kamera auf der Intensivstation und in vorzeitiger Scheidung endet. Infolge dessen dürfen Mike und sein Manager sich mit Sozialbetrügereien und nur im Suff erträglichen Werbejobs in Supermärkten rumschlagen, während die frisch getrennte Jane sich einen schnöseligen Adelsaffen und damit eine finanziell sorgenfreie Zukunft angelacht hat. Mikes miserables Blatt wendet sich jedoch mit der neuesten Filmproduktion des charismatischen, aber stuntunerfahrenen Schauspielers Bruno Ferrari, dessen Manager verzweifelt einen Fall Guy sucht, damit sein Goldesel sich im aktuellen Acting gig als Geheimagent ja keinen Kratzer holt. Mike nimmt den Job an und schafft es über Umwege auch, seine Ex Jane im Namen ihrer Berufsehre vor die Kamera zu kriegen.

Was folgt ist absoluter Mumpitz, aber hochamüsant: Die Hassliebe der beiden Bollerköppe Jane und Mike erblüht langsam wieder, wird aber von beiden Beteiligten immer wieder mit der Abrissbirne eingestampft, während der offenkundig hochgradig selbstverliebte Ferrari ebenfalls ein romantisches Interesse an seinem kernigen Doppelgänger hegt. Zudem muss für die kritische Journallie eine kleine Stuntshow zu Ferraris Ehrenrettung inszeniert werden und eine Hochzeit wartet ebenfalls auf handfeste Sabotage.

"Was für ein himmelschreiender Schwachsinn!" schreien die einen, "Hurra, Belmondo!" die anderen. Trotz nicht zeitgemäßer Spitzen gegen Schwule und reichlich unangebrachten Vergewaltigungswitzen hatte ich bei dem Film doch jede Menge zu lachen. Vor allem die komisch - sadistische Szene, in der Ferrari seinen Text stets vermasselt und der sichtliche gebeutelte Mike den vorherigen Treppensturz zum zweihundertsten Mal absolvieren muss ist eines der fies - komischen Filmhighlights. Generell hat der doppelte Belmondo jede Menge komische Höhepunkte auf Lager, die stets im feinsten Overacting dargeboten werden. Aber auch Filmpartnerin Raquel Welch, auch nicht gerade ein Unschuldslamm, spielt hier hervorragend die genervte Film - und Lebenspartnerin des ungeschickten Mike und lässt ihn besonders in erwähnter Treppenszene spüren, dass mit ihr schon lange nicht mehr zu scherzen ist.

Nuancen wie im Profi oder anderen klassischen Belmondos sucht man vergebens, aber das erwartet beim Schauen einer sarkastischen Comedyromanze auch keiner. Ich als bekennender Klamaukfreund hatte meine helle Freude an diesem Film. Die dummen WItze über gehandicappte Menschen, homosexuelle Männer und Frauen mal bei Seite gelassen bleiben immer noch genug durchgeknallte Einfälle, über die man guten Gewissens lachen darf. Sehr zu empfehlen ist der Film als "Nachprogramm" zu den beiden klassischen Belmondo - Downern "Der Profi" bzw. "Der Außenseiter", um die Stimmung wieder zu heben.

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