"Hatter's ja wieder geschafft, das dumme Schwein!"
Produzent Christian Fechner hier wieder als treibende Kraft, Initiator einer 'Selbstbeweihräucherung', einer Hommage, wo die Kunst das Leben spiegelt und umgekehrt. Der Schein spiegelt das Sein und umgekehrt, die ganze Welt ist eine Bühne, ein Star auf der Suche nach sich selber, inmitten der Siebziger, die Veränderungen brachten und viel Ausprobieren. Filme im Filme werden hier geboten, ein Blick hinter die Kulissen, "Du bist hier nicht der Star, du bist nur ein Double, nicht wahr? Deswegen will ich deine Fresse hier nicht sehen." Die Leute hinter der Fassade, die schlichten Arbeiter, die schlecht bezahlten und schlecht behandelten Fußabtreter, Hunderte gibt's bei jeder Produktion davon, vorne auf dem Titel steht nur der Mann, wegen dem alle Arbeit haben und wegen dem auch alle ins Kino gehen:
Der alterne Stuntman Mike Gaucher [ Jean-Paul Belmondo ] hält sich nach einem Unfall am Set auch wegen schlechter Arbeitsbedingungen mit mäßig bezahlten Kleinjobs und dem Bescheißen des Sozialamtes über Wasser, zudem hat er die Hochzeit mit seiner Kollegin Jane Gardner [ Raquel Welch ] aufgrund seiner eher laxen Art und Weise des Lebens platzen lassen bzw. diese ihm den Laufpass gegeben. Als der Filmstar Bruno Ferrari [ auch Belmondo ] für eine neue actionlastige, von Regisseur Sergio Campanese [ Aldo Maccione ] gedrehte Arbeit aufgrund seiner körperlichen 'Einschränkungen' dringend ein Double braucht, ist Gaucher samt seines treuen Managers Hyacinthe [ Charles Gérard ] plötzlich wieder gefragt, und versucht auch, seine mittlerweile aus dem Geschäft ausgestiegene und sozial mit dem Graf de Saint-Prix [ Raymond Gérôme ] aufgestiegene ehemalige Partnerin wieder in das Business zu involvieren, sowie die Gefühle neu anzufeuern.
Beruf wie Privat wird hier beachtet, eine Hochzeit steht an, eine Liebe in Hektik, viele Befehle und Anordnungen von oben, 'Die große Sehnsucht' und 'Das private Bettgeflüster' wird gedreht. Belmondo als Mann mit vielen Gesichter und trotzdem immer eigener Persona, ein Stunt hier und ein Wortduell da. Das Pärchen ist immer auf Achse und immer in Aktion, mit Lärm und Krawall fängt der Film an, Tempo und Klamauk sind hier groß. Die Hochzeit platzt, die Flüche nehmen Vorrang, aus Liebe wird Hass, manche Sprüche alles andere als politisch korrekt, "ein Charme wie Stacheldraht", eine flotte Szene nach der anderen, großspurig, viel Lug und Trug, ein Leben von jetzt auf gleich und ohne Sicherheit und anderen Ballast, die Nichtigkeit des Ganzen ist famos. Zechen werden geprellt und Kulissen zerstört, bald macht man den Affen im Kaufhaus, ähnlich qualitätsvoll ist auch der Rest der Handlung, ist der gesamte Film.
"Ich hoffe, du bist dir klar darüber, dass ich dein Auftreten hier ziemlich geschmacklos finde."
Irgendwann wird gebechert, um dem Elend zu entgehen, der französische Kintopp scheint am Ende, die eigene Karriere ausgelagert, eine Doppelrolle eingebunden, die Prämisse neu aufgezogen. Plötzlich wird man behandelt wie ein 'ugandischer General', Szenen werden als Running Gag mit Variation meist aufgezogen, viel unter falschen Voraussetzungen, "ich wollte noch den zweiten Teil der Vorstellung sehen.", ein Hansdampf in allen Gassen, ein Springteufel, ein Aufziehmännchen, das einnert an Der Unverbesserliche, das ist Gewöhnungssache, das kann man mögen oder auch als zu viel und unpassend (es gibt abermals einen Vergewaltigungsjoke:"Wenn ich nicht den kaputten Flunken hätte, dann wäre ich jetzt rübergejumpt und hätte sie vergewaltigt, wie damals, in Carprentas." - "Was ist das für eine Story mit Carpentras? Hast du schon mal von erzählt." - "Das ist mein kleines Geheimnis. Da hab ich Jane nämlich kennengelernt. Sie wohnte im Lion d'Or. Allerdings direkt unterm Dach. Ich also wie ein Affe die Fassade hoch..." - "Und hast sie vergewaltigt?" - "Dreimal! Nur, dass ich mich die ersten beiden Male im Zimmer geirrt hab.") empfinden; tatsächlich sind die Szenen am Set — der Aufwand, der Tatendrang, die Andeutungen von Big Budget, 'Hollywood nachempfunden' — spielerisch die Besten, zudem gibt es eine völlig verrückte Einlage mit einem Tiger, wobei es dort kurz ausschaut, als wird der Darsteller einfach aufgefressen.
Was leider überhaupt nicht interessiert, später aber wieder hinzukommt, ist die Paarung mit der (natürlich attraktiven) Welch, die Liebesgeschichte quasi, die allerdings behauptet bleibt und keinerlei Funken sprühen lässt, die keine wahre Liebe bietet, sondern vielleicht als laute 'romantische' Komödie funktioniert. Welch tanzt später auf allen Hochzeiten, aus einer Romanze wird ein Rollenspiel, geht es in die "Bumsstube", zum Stelldichein, zum homophoben Versteckspiel, zur Verirrung der Gefühle. Eine Eskapade wie im Zoo, bisschen bunt, ein paar Schauwerte, einige Tricks.