Review

Gähn, und wieder ein Thriller, der versucht aus Gangstern, Geschmacklosigkeiten und einem Trip gar Kultiges zu kreieren. Bei dem Versuch bleibt es für Regisseur Robert Patton-Spruill („Squeeze“) dann auch. Ein Rezept für Kultfilme gibt es nun mal nicht und da hilft es auch nicht Tarantino und Co. zu imitieren.

Ähnlich wie „Reservoir Dogs“ handelt „Body Count“ von einer recht illustren Truppe (Ving Rhames, David Caruso, John Leguizamo, Donnie Wahlberg, Forest Whitaker), die ihren 15 Millionen Dollar versprechenden Supercoup vermasselt, sich von nun an auf der Flucht befindet und gegenseitig dezimiert.

Leider versteht Patton-Spruill nie das Potential, das hier ohne Frage vorhanden ist, auszuschöpfen. Jemand mit Verständnis für abstrakten Humor hätte aus diversen nicht alltäglichen Situationen dieser Flucht nach Miami zumindest ein Brüller basteln können. So bleibt „Body Count“ nur ein Film der ungenutzten Möglichkeiten.

Nach einem immerhin recht flotten Beginn, dem Diebstahl von Gemälden, darf sich auch direkt ein Polizeiwagen überschlagen und auf dem Dach landen, doch dieser Actioneinwurf wird schnell abgehandelt und es wird auch nichts weiteres in der Richtung bis zu den End-Credits geben. Soviel sei hier verraten.

Nun schon auf ein überschaubares Quartett dezimiert, haben die Jungs um Anführer Pike (Ving Rhames, „Sin“, „Dawn of the Dead“) sich umgehend mächtig in der Wolle. Fahrer Hobbs (David Caruso, „Session 9“, „CSI: Miami“) geht auf den heißblütigen und unkontrollierten Chino (John Leguizamo, „Spawn“, „Collateral Damage“) los, während der sich liberal verhaltende Booker (Mark Wahlbergs Bruder Donnie, „The Sixth Sense“) zwischen die Fronten stellt und das mit dem Leben bezahlen muss.

„Body Count“ schaffte es seinerzeit, trotz der ja nun nicht unbekannten Darsteller, nicht mal ins Kino und das hat seine Gründe. Obwohl nicht übermäßig lang, ist er zäh, langweilig und ohne zündenden Witz – beispielhaft festmachbar an Bookers Schicksal (Achtung, Spoiler)
Als er sich auf einer Toilette mit Hobbs anlegt, bricht der ihm das Genick, tötet ihn aber nicht. Deswegen schleppen sie die sabbernde Gestalt aus dem Bahnhausgebäude in ihren Kofferraum, um ihn später in einen Straßengulli zu verfrachten und abzuknallen. Ja, wie lustig...

Der Film hat eine ganze Reihe solcher pseudowitzigen Szenen (u.a. Chinos Überfall auf eine Tankstelle, aus der er von einer alten Dame mit Machete gejagt wird), aber wenn der Regisseur nicht weiß, wie er sie schmissig und witzig rüberbringt, hilft das beste Ausgangsmaterial nichts. Wenig zu bieten haben auch die seichtem Dialoge, in denen dann natürlich herum philosophiert wird, was man mit der Kohle denn nun anstellen soll und ein wenig Nonsens zum Thema Geschlechter gefaselt wird.
Die immer wieder eingestreuten Flashbacks zeigen rückblickend den eigentlichen Coup und dessen Vorbereitung, obwohl das weder von Belang noch von Interesse ist, weswegen der Film sich damit stets selbst ausbremst.

Von Unterhaltung kann kaum gesprochen werden. Da hilft auch Linda Fiorentino („The Last Seduction“, „Jade“), die sich seit „Liberty Stands Still“ wohl gar nicht mehr auf der Bildfläche sehen lässt, als die Männer abwechselnd bezirzende und gegeneinander ausspielende Geisel nicht weiter.

Einzig und allein der mir eigentlich stets sympathische und inzwischen im amerikanischen Kabelfernsehen als Kojak (!!!) ermittelnde Ving Rhames bringt allein mit seiner Präsenz etwas Klasse in den trägen Stoff. Gewohnt überlegt, abgeklärt und ungemein cool, versucht er aus der prekären Situation das Beste zu machen und darf schlussendlich auch einen kleinen Twist aus dem Ärmel schütten.

Ving Rhames kann im Alleingang jedoch keinen guten Film zustande bringen. Das hat auch „Sin“ bewiesen und so muss der Zuschauer seine Ansprüche schon deutlich herunterschrauben, um nicht gelangweilt zur Vorspultaste zu greifen. „Body Count“ verfügt trotz zaghafter Bemühungen nicht über die Charaktere, den Dialogwitz, noch über die unmöglichen Situationen, um hier so etwas wie einen Kult zu starten. Ich für meinen Teil habe mich jedenfalls geradezu durchgehend gelangweilt.


Fazit:
Für Rhames-Fans noch ein Blick wert, für den Rest ist ein Kann aber kein Muss. „Body Count“ ist ein sehr schwach inszenierter Roadtrip üblicher Motive, die nicht ansatzweise attraktiv umgesetzt worden sind. Von der verrückten Situationen, über den Humor bis zu den Charakteren funktioniert hier leider überhaupt nichts. Trotz Starbesetzung bleibt nur eine langatmige Schlaftablette...

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