War „Der Mann mit der eisernen Maske“ 1998 kein besonders tolles Abenteuerkino, so geht mit „The Musketeer“ der nächste Musketier-Rohrkrepierer an den Start.
Frankreich im 17ten Jahrhundert: Febre (Tim Roth) arbeitet für Kardinal Richelieu (Stephen Rea), der den König stürzen und selbst die Macht übernehmen will. Auch die Eltern des kleinen D’Artagnan werden dahingemetzelt als sie sich Febre widersetzen. Damit wäre dann flugs die persönliche Fehde des Helden etabliert, Papi war mal ein großes Tier bei den Musketieren, was die Karriereplanung einschränkt, da der Sohn zur Rache in Vaters Fußstapfen treten muss.
Jahre später ist D’Artagnan (Justin Chambers), der von einem väterlichen Freund (selbstverständlich auch Musketier im Ruhestand) aufgezogen wurde, ein junger Mann geworden. Doch es steht schlecht, denn man hat die Musketiere in Verruf gebracht, ihren Anführer eingesperrt und stattdessen Richelieus Gardisten als Wache eingesetzt. Auch Athos (Jan Gregor Kremp), Porthos (Steven Spiers) und Aramis (Nick Moran) sind nur trinkende Raufbolde. Hier standen die frivolen Musktiere aus „Der Mann in der eisernen Maske“ sicherlich Vorbilder, doch Gerard Depardieu hatte da einfach mehr Charisma und genug augenzwinkernden Humor, der diesen Musketieren zu oft abgeht.
Doch D’Artagnan kann die drei dazu bewegen sich wieder aufzuraffen und versucht zusammen mit dem Trio ein Komplott gegen den König aufzuhalten. Dabei verguckt sich der Jungspund dann auch noch flugs in die Zofe Francesca (Mena Suvari)…
„The Musketeer“ ist ein leider recht schlappes Werk von Peter Hyams, auch wenn diesen nicht die Schuld trifft, denn optisch und handwerklich kann man nicht meckern. Am Script von „Loaded Weapon“-Regisseur Gene Quintano hingegen schon, denn es fehlt sowohl an Innovation als auch Spritzigkeit. Der Versuch Humor und Ironie in den Film zu bringen, gelingt nur in einigen Szenen (z.B. als sich die Musketiere als Diener verkleiden), ist aber einfach nur doof, vor allem in den Szenen, in denen D’Artagnan lüstern von irgendwelchen alten Weibern vollgelabert wird.
Ansonsten ist die Story aus bekannten Elementen zusammengesetzt: Komplott wird geschmiedet, die Musketiere ergreifen Gegenmaßnahmen mit durchwachsenen Ergebnissen, scheinen zu scheitern, doch dann werden im Showdown alle Unklarheiten beseitigt. Leider hat das schon zigmal gesehen und so kann keine der Wendungen wirklich überraschen. Es gibt zwar noch etwas Spannung, aber dies liegt zum großen Teil am hohen Erzähltempo des Films. Denn hier liegt die Stärke von Peter Hyams: Immer voll aufs Gas drücken, damit bloß keine Längen auftreten. Leider kann dies das schwache Script nur bedingt ausgleichen und auch die schicken Landschaftsaufnahmen sowie die ordentliche Ausstattung im Bereich Kostüme usw. lenken nur teilweise von dem uninspirierten Drehbuch ab.
Auch ansonsten ist alles wie gehabt: Nebenher wird noch die Lovestory von Zofe und Musketier-Azubi abgespult, was ohne echten Pep läuft und ihre anfänglichen Wortgeplänkel nach bekanntem Schema geschrieben sind, sodass auch hier nicht viel los ist. Dann dürfen noch ein paar Nebenfiguren dran glauben, damit auch jeder Zuschauer weiß, wie böse die Fieslinge wirklich sind. Lediglich der Versuch den Kardinal Richelieu etwas positiver als in anderen Verfilmungen darzustellen, ist als etwas innovativer anzurechnen. Seltsam undramatisch wird die Situation in Frankreich beschrieben: Ständig faselt man von der Bedrohung durch Kriege, aber trotzdem watschelt das Volk in jeder Szene teilnahmslos durch die Gegend.
Bei der Inszenierung der Fights setzt Hyams auf fernöstlichen Einfluss und hat mit Xin Xin Xiong einen erfahrenen Fight-Choreographen an Bord. Dieser sorgt auch für ein paar sehr temporeiche Kampfszenen (z.B. bei der Flucht aus dem Schloss oder das finale Duell) und nur wenige Actionszenen sind enttäuschend geraten. Leider muss man den Kämpfen die Originalität absprechen, denn trotz des historischen Szenarios erinnern diverse Fights an bekannte Actionfilme wie „Red Force“, „Crying Freeman“ oder „Rapid Fire – Unbewaffnet und extrem gefährlich“. An einer Stelle beklaut sich Xin Xin Xiong sogar selbst: Der Kampf bei Erklimmen des Turms weckt doch Erinnerung an seine ähnlich gemachte Actionsequenz in „Time & Tide“, der nur ein Jahr zuvor entstand. Doch trotz des Mangels an Originalität sind die Kämpfe schick anzusehen und sicherlich das Beste an dem Film.
Erschreckend schlecht sind die Darstellerleistungen angesichts der prominenten Besetzung: Mena Suvari agiert mit lascher Routine und Stephen Rea guckt dermaßen lustlos und gelangweilt drein, dass die Milch sauer wird. Da sorgt Catherine Deneuve noch für ein wenig schauspielerische Würde und Tim Roth ist als Bösewicht recht überzeugend, auch wenn er arg seine Rolle in „Rob Roy“ kopiert. Justin Chambers hat das Talent, das Charisma und die Ausstrahlung eines Milchbrötchens und auch die die restlichen Musktiere agieren ohne Pep. Auch der Rest der Darsteller ist ziemlich durchschnittlich.
Mit ganz netten Kämpfen gespickt und von handwerklicher Seite ohne Mängel, aber mit schwachem, innovationslosen Script und gruseligen Darstellerleistungen – damit ist „The Musketeer“ unterer Durchschnitt.