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Wenn uns im Videothekenregal ein Film mit auffälligem Hologrammcover und der aufdringlichen Werbezeile „No.1 Hit in den amerikanischen Kinocharts“ begrüßt, darf Skepsis gezeigt werden. Warum wird dieser zwei Jahre alte Film erst jetzt bei uns veröffentlicht und warum wurde ihm eine Kinoauswertung verwehrt ? Ganz einfach, er floppte in den USA übel und das zu Recht.

Dem etablierten Regisseur Peter Hyams wurde der Literaturklassiker „Die 3 Musketiere“ von Alexandre Dumas übertragen, um der Legende wieder frisches Leben einzuhauchen. Dafür verpflichtete man bekannte Schauspieler wie Tim Roth (liefert die einzig brauchbare Leistung ab), Stephen Rea, Catherine Deneuve, Mena Suvari und Justin Chambers, die aber weitestgehend mittelmäßige Leistungen zeigen, was dem Niveau des Films entspricht.

Die Story wurde sehr stark abgewandelt, verändert und hat als Kernpunkt den Konflikt der Musketiere mit Kardinal Richelieu, der Frankreich in einen Krieg mit England stürzen will, was die Königin zu verhindern versucht. D’Artagnan landet mitten in diesen Ränkespielen, da persönliche Rachegelüste und die Erinnerungen an den Tod seines Vaters zum Anwärter des Musketiers machen. Ihm zur Seite sein Onkel Bonacieux, der während des Films einige technische Überraschungen zu bieten hat, wobei er schon fast an eine zeitgemäße Variante „Q“s erinnert.

Die im Trailer so großspurig gezeigten und angekündigten Kämpfe des HongkongChoreographs Xin Xin Xiong bleiben aber eher Mangelware. Bis auf den spektakulären ersten Fight D’Artagnans mit düsteren Gestalten in einer noch düsteren Bar und das finale Duell gegen Febre (Das Highlight des Films!) werden nämlich eher konventionelle Kämpfe gezeigt, die aber unter Unübersichtlichkeit und schwachem Schnitt zu leiden haben, was auf eine angebliche Kürzung für ein „PG 13“ Rating zurückzuführen sein könnte. Aber Inszenierungsschwächen in Punkto Stunts lassen sich damit nicht entschuldigen. Ich verweise beispielsweise auf das lächerliche Gehüpfe D’Artagnans von Pferd zu Pferd, beim Überfall der königlichen Kutsche.

Eine der wenigen Stärken sind die hohe Portion Humor und ein gewisses Maß an Legendenparodie. Porthos, Aramies und Athos sind desillusionierte Kämpfer, die erst dank D’Artagnan zu alten Tugenden zurückführen und einige Lacher auf ihrer Seite haben, die in ihrem Eindringen ins das Königsquartier als unbeholfene Metzger und Bäcker ihren Höhepunkt findet. Gegen das pointenreiche Auftreten von Charlie Sheen, Oliver Platt und Kiefer Sutherland in der letzten Verfilmung des Dumas-Abentuers von 1993 wirken sie aber trotzdem nur wie mittelmäßige Statisten, denen die Lust und das Charisma fehlen.

Bildtechnisch macht Hyams eine relativ solide Figur, wenn er sich auch zu oft in brauner Optik und düsterem, detailverschluckenden Bildern verliebt. Die Sets sehen indes wirklich gut aus und Ausstattung wie Kostüme sorgen weiter für einen positiven Eindruck, genau wie die Musik.

Als das größte Problem erweist sich aber der kaum vorhandene Spannungsbogen. Da man die Geschichte zumindest ungefähr kennt und der Stoff nichts Neues präsentiert plätschert der Film ein wenig ziellos vor sich ihn, ohne mal Tempo aufnehmen zu wollen. Da ist Frankreich vom Krieg bedroht und keinen scheint es so richtig zu jucken, am wenigsten den Zuschauer, dessen Interesse an den Charakteren aber auch sehr schnell dahinschwindet, da diese nur mittelmäßig gespielt werden.

Fazit:
Peter Hyams Modernisierung der Dumassage bietet leider nur durchschnittliche Unterhaltung, was am schlechten Drehbuch liegt, dass die Literaturvorlage nur als lockeres Vorbild nimmt. Hinzu kommt, dass außer Tim Roth kein Schauspieler überzeugen kann und die Actionkost seine Mängel, aber auch zwei sehr gute Kämpfe, hat. Der Humor trifft nicht immer die Lachmuskeln des Zuschauers, was die Ausstattung aber wieder Wett machen kann. Ich ziehe der letzten Romanverfilmung von 1993 dieses Werk jedenfalls deutlich vor.

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