Nichts für einen schönen Abend…12.08.2024
Der Rahmen
Amerika, 1958. Daheim geht es nicht mehr, also müssen die Kinder Megan und Susan bei Pflegemutter Ruth untergebracht werden. Direkter Nachbar ist der 12jährige David, der selbst recht oft bei Ruth rumhängt, gibt es dort doch Bier, Kumpels und Zigaretten. Soweit, so gut. Doch Ruth, die im Hause ein drakonisches Regiment führt, entpuppt sich als wirklich böse. Und so kommt es, wie es im realen Fall der 1965 ermordeten Sylvia Marie Likens gekommen ist: Megan findet sich gefesselt im Keller des Hauses wieder und muß zahllose Untaten einstecken, die sie schließlich das Leben kosten. Das schlimme daran: die Ausführenden sind Kinder, die eigenen von Ruth, aber auch Kinder aus der Nachbarschaft, die kein Problem damit haben, einem Mädchen weh zu tun…allein David beteiligt sich nicht, er ist es auch, der schließlich die Polizei zum Geschehen ruft, aber da ist es schon zu spät.
Gucken oder nicht?
Ja, das ist wirklich lohnend, wenn auch keine leichte Kost
Warum?
Ich kenne die Romanvorlage nicht, mit der sich Jack Ketchum des Falles angenommen hat. Indes, das wirkliche Geschehen muß ganz und gar unerträglich gewesen sein, wenn man den Mordfall Sylvia Likens recherchiert. Der Regie und den jugendlichen Darstellern gelingt es, die grauenhafte Geschichte wirklich gut in Szene zu setzen, erfreulich vor allem deshalb, weil auf direktes Kameradraufhalten bei der Folter und das damit verbundene Gesplattere verzichtet wird. Das Grauen entsteht allein durch die Bosheit der Pflegemutter und dem Mitwirken der Kinder, die das Opfer völlig entmenschlichen und kaum mehr wie Jugendliche wirken. Dabei beginnt der Film fast wie eine Neuauflage von Stand by me, idyllisches amerikanisches Dorfleben, Fischen am Fluß…umso härter trifft einen dann das wirklich abscheuliche Geschehen.
Die Note
True Crime ohne Blut und Effekte, dafür mit einer überzeugenden Blanche Baker als Ruth, der man die Fiesheit sogleich ansieht. Kein Film für einen heiteren Abend, kein Vergnügen, aber ein schönes Stück darüber, wozu Menschen fähig sind – 8/10