Review

Kevin Costner in böse…29.12.2008

Earl Brooks ist ein typischer Amerikaner. Unternehmer des Jahres, gut zu Familie und den Angestellten, immer ein offenes Ohr für die Sorgen anderer Menschen, nie laut, sogar als die Tochter schwanger das Studium abbricht…ein Gutmensch also, wie er im Buch steht. Marshall indes ist all das nicht, Marshall ist böse, Marshall mag Morde, Marshall plant genauestens. Tracy Atwood ist Polizistin und zugleich auch Erbin eines großen Vermögens. Sie jagt den Fingerabdruckmörder, der seit vielen Jahren Liebespaare meuchelt und schlägt sich mit ihrem Exehemann herum, der eine große Abfindung möchte. Und Smith, Hobbyfotograph, will nicht nur passiver Beobachter bleiben, hat er doch den Mörder auf frischer Tat ertappt und mit der Kamera gebannt. All das wäre ganz normal…wenn nicht Marshall und Brooks die gleiche Person wären, die von Mordlust getrieben über die Jahre hinweg perfekte Verbrechen begeht.

Soweit, so gut. Der Film funktioniert vor allem deshalb so perfekt, weil man jeden anderen, nur nicht Kevin Costner, in der Rolle des Übelwichts erwartet. Wobei, wenn man ehrlich ist, dann stiehlt ihm sein Alter Ego, wunderbar böse verkörpert von William Hurt, die Schau. Der Mann hat es wirklich drauf, ein fieses Lächeln hier, kleine Gesten da, eine Freude, hohe Schauspielkunst. Gegen Hurt und Costner fallen Demi Moore und der restliche Haufen ab, wenngleich man nicht von schlechter Leistung reden kann. Aber Costner und Hurt schaffen es, daß man Mr. Brooks ins Herz schließt, denn dieser wirkt überhaupt nicht unsympathisch, im Gegenteil. Er foltert seine Opfer auch nicht, läßt sie nicht leiden, es geht ihm nur um den reinen Mord. Und wenn es sein muß, dann bringt der liebe Familienvater auch mal eben schnell in der Collegegegend seiner Tochter jemanden um, um den Verdacht von ihr abzulenken, hat die Gute doch gewisse Gene geerbt…

Auf der anderen Seite ist der Film einfach, wie viele Streifen in den letzten Monaten, ein wenig zu lang. Hier und da eine Straffung oder gar der Verzicht auf eine Nebenhandlung hätte dem Treiben gutgetan, denn man verzettelt sich zwar seitens der Regie nicht, aber der Fokus hätte die ganze Zeit allein auf Mr. Brooks und seinen unfreiwilligen Partner, den Photographen Smith, gerichtet werden sollen. Smith ist der wahre Unsympath, und sein Ende freut den Zuschauer, was an sich moralisch bedenklich ist. Doch hier herrscht böser Humor und Zynismus, Brooks ist halt ein Mensch wie Du und ich, der nur ein klein wenig anders sein Glück findet. Das ist das tolle an dem Film: man mag den Mörder und freut sich, wenn er nicht gefaßt wird. Zum Schluß hin fließt auch Blut, doch das wirkt aufgesetzt und ist unnötig, denn wenn in einer Traumsequenz alles voll Lebenssaft gespritzt wird, paßt das nicht zum Stil des Films. Ein guter Thriller, fürwahr, mit zwei feinen Hauptdarstellern - 8/10.

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