Review
von death-metal-collector
"Quax" hin, "Feuerzangenbowle" her - in den Fünfzigern sind nach meinem Dafürhalten die besten Rühmann-Filme entstanden.
"Briefträger Müller" ist eine Komödie mit ernsten Untertönen aus dem Jahre 1953, um einen bescheidenen Kleinstadt-Briefträger im idyllischen Meersburg, der mit Eifer seinen Dienst versieht, ein glückliches Familienleben führt und sich nur den kleineren Anfechtungen des Alltags (aufdringliche Hunde, der Dünkel des künftigen Schwiegervates seiner Tochter) erwehren muss.
Doch dann tritt das Schicksal in Form eines geerbten Schoßhundes zuzüglich riesigen Vermögens ein - und der einst so bescheidene Müller verändert sich zusehends, und nicht zum Guten...
Die Idee des geerbten Hundes, dessen neuer Halter das riesige Vermögen des Tieres mit scheinbar allen Freiheiten "verwalten" darf (aber nur zu Lebzeiten des Tieres), ist zugegebenermaßen an den Haaren herbeigezogen.
Doch letztendlich besticht dieser Film zur Binsenweisheit "Geld verdirbt den Charakter" durch seine ausgewogene Vermittlung zwischen sympathisch albernen bis hintergründigen Pointen und durchaus tragischen Momenten (etwa wenn Müller seiner verzweifelten Ehefrau "Kaninchen" stolz von seiner "Mätresse" berichtet - ohne freilich zu wissen, was es mit so einer Mätresse eigentlich wirklich auf sich hat...).
Rühmann ist dabei oft in Hochform, changiert zwischen kleinen heiteren Gesten, manchmal schädlichem Übermut, Verwegenheit und schließlich stiller Einsicht und Fatalismus; er gibt auch wieder den kleinen Mann, wie nur er das konnte.
Susanne von Almassy bleibt, als sich fast aufdrängende "Mätresse", irgendwie sympathisch (solange sie nicht in ihre Operettenrolle trällert), Heli Finkenzeller als belastete Ehefrau wirkt überzeugend, Harald Paulsen, der einen über lange Zeit schwer durchschaubaren Charakter spielt, besticht schon, wenn er nur still dasitzt und dem Treiben des neureichen Titus Müller zuschaut.
Man könnte aber durchaus auch monieren, dass Rühmanns Rolle dermaßen im Vordergrund steht, dass die anderen Darsteller in so mancher Szene beinahe zur Staffage degradiert werden.
Summa summarum aber ein sehenswerter und unterhaltsamer Film, der aus seiner etwas unwahrscheinlichen Handlung noch das Allerbeste macht!