Der Shaolin-Kampfkünstler Lee wird vom britischen Geheimdienst beauftragt, die Insel des Schurken Han auszuspionieren. Drogenhandel und Prostitution stehen auf dessen To-do-Liste und da kommt es gerade recht, dass Han ein Turnier veranstaltet, zu dem Martial Arts-Kämpfer aus der ganzen Welt eingeladen sind.
Die Geschichte ist recht simpel und zum Teil auch irreführend. Denn wer sich hier aufgrund der Ausgangslage einen Turnierprügler erwartet, dürfte enttäuscht werden, spielt dies doch nur eine untergeordnete Rolle. Eher ist „Enter the Dragon“ ein Spionagethriller, der ein bisschen Agenten- und Kampfsport-Film verbindet. Vom Turnier gibt es nicht viel, der Ausspionier-Plot ist mitunter etwas zäh und bis man erst einmal auf der Insel landet vergeht einiges an Zeit. So zeigt der von Robert Clouse inszenierte Film noch einige andere Figuren auf ihrem Weg zum Eiland und gibt ihnen in Rückblenden noch etwas Hintergrund mit auf den Weg. Wäre nicht nötig gewesen, so spannend sind die Typen nun auch nicht.
Der Rest fällt oft auch in diese Kategorie. Das Tempo ist gemächlich, die Kampfszenen bis ins zweite Drittel hinein eher Mangelware und kurz. Dennoch hat man mit dem eingesetzten Personal Qualität am Start, Bruce Lee selber besitzt eine ausnehmend präzise Körpersprache und versteht sein Handwerk selbstredend. Und geht sein Gequieke dabei auch bald schon auf die Nerven, so legt er ein unbestreitbares Können an den Tag. Seine Kollegen John Saxon und Jim Kelly profitieren von ihrer Martial Arts-Erfahrung, sodass auch ihre Szenen gekonnt wirken. Jackie Chan und Sammo Hung tauchen auch irgendwo auf, dazu kommen der auf schurkische Nebenfiguren spezialisierte Bolo Yeung und Shih Kien als Obermotz Han, die allesamt etwas draufhaben.
Wenn man es denn sieht. Nicht selten ist die Kamera zu nah dran und der gewählte Bildausschnitt lässt Aktionen weniger übersichtlich oder Treffer im Off stattfinden und raubt manchen Sequenzen so das Potenzial. Ärgerlich, wenn man sich das hier agierende Personal besieht. Dafür bekommt man im letzten Drittel einiges geboten, da gibt es Kloppe und Revolte. Und mit dem Spiegelsaal hat man eine ansehnliche Kulisse für den Showdown.
Bekannt ist der Film ebenfalls aufgrund des Todes von Bruce Lee, stellt „Enter the Dragon“ doch seinen letzten vollständig mit ihm abgedrehten Film dar. Die Premiere knapp einen Monat nach seinem Tod erlebte er nicht mehr und im Anschluss gab es diverse filmische Generika.
„Don't think. Feel.“
Wenn das Ganze doch nicht so ausgebremst erzählt wäre. Erst im letzten Drittel nimmt „Enter the Dragon“ wirklich Fahrt auf und man bekommt das, was man gemeinhin bei der Prämisse erwartet. Das Ensemble taugt durchaus was, das Tempo nicht immer und der Turnierfaktor ist vernachlässigbar. Dafür gibt es schöne, vor Ort in Hongkong gefilmte Bilder. Atmosphärisch kann der Streifen was und auch der Part auf der vermeintlichen Insel bietet ansehnliche Sets. Inhaltlich ist das Ganze eine eher halbgare Spionagegeschichte, die inszenatorisch keine Bäume ausreißt, aufgrund ihres Status' des „letzten Films“ sowie dem Können von Lee & Co. aber einen Blick wert ist.