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Lee (Bruce Lee) ist Mitglied eines Shaolin-Tempels und ein Meister der Kampfkunst. Auf Wunsch einer namentlich nicht genannten britischen Organisation nimmt er eine Einladung zu einem Turnier des Millionärs Han an. Han, der früher ebenfalls zu Lees Tempelgemeinde gehörte, diese jedoch entehrte und ihr den Rücken zukehrte, ist mittlerweile Boss eines weltweit verzweigten Drogenhändler- und Prostitutionsrings. Lee soll undercover auf Hans Insel nach Beweisen für dessen Machenschaften suchen. Schon vor einiger Zeit wurde die Agentin Su Lin auf die Insel geschickt, doch jeglicher Kontakt zu ihr ist abgerissen.
Nach einigem Zögern nimmt Lee den Auftrag an, als er erfährt, dass seine Schwester eins von Hans Leibwächtern in den Selbstmord getrieben wurde. Die Zeit der Vergeltung ist gekommen und Lee mischt das Verbrechersyndikat gewaltig auf - bis er seinem Widersacher in einem finalen Kampf Auge in Auge gegenüber steht...

"Der Mann mit der Todeskralle" war Bruce Lees vierter und letzter Martial-Arts-Film, dessen enormen Erfolg er leider nicht mehr erleben konnte, da er einige Wochen vor der Premiere verstarb.
Die Dreharbeiten zu "Der Mann mit der Todeskralle" nahmen Lee physisch und psychisch so stark in Anspruch, dass er am Nachmittag des 10. Mai 1973 auf den Gängen der Golden-Harvest-Studios zusammenbrach. Er wurde mit Atemnot und Schüttelkrämpfen umgehend ins Krankenhaus gebracht. Nach eingehender Untersuchung in Hongkong, und anschließend auch in Los Angeles, wurden ein Hirnödem und ein epileptischer Anfall diagnostiziert. Nach der Verordnung diverser Medikamente kehrten Bruce und Linda Lee beruhigt zu den Dreharbeiten nach Hongkong zurück. Hier wollte Lee die noch laufende Nachproduktion fertigstellen und anschließend mit seiner Familie nach Los Angeles zurückkehren. Bei Besprechungen zum Film "Game of Death", am Abend des 20. Juli 1973, wurde er nach Einnahme eines Schmerzmittels bewusstlos ins Queen Elisabeth Hospital in Hongkong eingeliefert. Sein Körper zeigte keinerlei Reaktionen auf alle Wiederbelebungsversuche der Ärzte.
Laut Obduktionsbericht und diversen medizinischen Gutachten starb Bruce Lee an den Folgen einer Hirnschwellung, ausgelöst durch eine allergische Reaktion auf das verabreichte Schmerzmittel. Einer neueren Untersuchung zufolge könnte er aber auch durch einen epileptischen Anfall, bei dem Herz- und Lungentätigkeit versagten, gestorben sein. Bruce Lee verstarb im Alter von nur 32 Jahren. Er gilt als Ikone des Martial-Arts-Films und wird von vielen als größter Kampfkünstler des 20. Jahrhunderts angesehen. Er entwickelte den Kampfkunststil Jeet Kune Do und ebnete den Weg für viele, inzwischen berühmt gewordene, Martial-Arts-Schauspieler, wie Jackie Chan, Jet Li, Steven Seagal, Chuck Norris, Jean-Claude Van Damme und Michael Dudikoff.

Nach seinen drei Hongkong-Filmen war "Der Mann mit der Todeskralle" die erste chinesisch-amerikanische Koproduktion eines Kung-Fu-Films zwischen Golden Harvest-Studioboss Raymond Chow und Warner Bros. Der mit einem Budget von 500.000 Dollar entstandene Klassiker, spielte insgesamt etwa 150 Millionen Dollar ein, und war damit einer der größten Kassenschlager der 70er Jahre, der eine wahre Lawine von Kung-Fu-Filmen ins Rollen brachte. Erst im Zuge dieses Erfolges kamen Bruce Lees frühere Filme weltweit in die Kinos. Mit seinen beiden ersten Filmen "Die Todesfaust des Cheng Li" und "Todesgrüße aus Shanghai" war er derart unzufrieden, das er sich mit deren Regisseur Lo Wei verkrachte, und in seinem dritten Film "Die Todeskralle schlägt wieder zu" selbst die Regie übernahm. Danach begann er mit dem ambitionierten Projekt "Game of Death", zu dem die Dreharbeiten jedoch unterbrochen wurden, als das prestigeträchtige Angebot "Enter The Dragon" kam, wie "Der Mann mit der Todeskralle" im Original heißt.

Bei allem finanziellen Erfolg und Kultstatus, den die Mutter aller Martial-Arts-Filme genießt, ist "Der Mann mit der Todeskralle" bei genauerer Betrachtung ein kurioser Streifen mit sehr viel Trash-Appeal. Die amerikanischen Einflüsse sind, obwohl der Film an Originalschauplätzen in Hong Kong gedreht wurde, nicht zu verleugnen. Dazu zählt vor allem der geniale Soundtrack des versierten Komponisten Lalo Schifrin ("Dirty Harry"), dessen groovige Beats mit asiatischen Einflüssen Erinnerungen an die zeitgleich startende Erfolgswelle der Blaxpoitation-Movies wecken. Verwundern tuts nicht, denn mit dem farbigen Karateka und Schauspieler Jim Kelly ("Freie Fahrt ins Jenseits", "Einen vor den Latz geknallt") wird dem Film ein zusätzlicher Hauch von Exotik verliehen, während John Saxon ("Nightmare On Elm Street", "Tenebre", "Black Christmas") das Ensemble perfekt macht. Spätere Stars des Genre wie Jackie Chan oder Sammo Hung haben Kurzauftritte, wogegen Shih Kein als der titelgebende Bösewicht eine theatralische Darstellung abliefert, die wie eine Mischung aus "Dr. No" und schlitzäugigen Blofeld-Stereotyp, mitsamt weißer Perserkatze, anmutet. Das Setting und das hauchdünne Handlungsgerüst erinnern nicht von ungefähr an die knallbunten Kinoabenteuer von 007 - allerdings wirkt die Erzählstruktur mitsamt unzähliger Rückblenden umständlich. Einige, unnötig in die Länge gezogene Kameraschwenks, die auf belanglosen Motiven verweilen, ziehen den Film, vor allem in der ersten Hälfte, und lassen Längen aufkommen, die sich hätten vermeiden lassen können. Außerdem haftet Bruce Lee das gleiche Schicksal eines jeden Kampfsportlers an - und das wäre ein begrenztes schauspielerisches Talent. Gestik und Mimik seiner selbst choreographierten Fights sind über jeden Zweifel erhaben und zählen zu den Höhepunkten des Films, aber darstellerisch ist und war Lee ein Leichtgewicht. Ein Manko, dass vor allem auch durch die, stellenweise humorvolle, Synchronisation zum Ausdruck kommt, die in manchen Szenen des Film einiges von dessen Intensität raubt und ihn verwässert. Und trotzdem verleihen gerade bekannte Sprecher wie Arne Elsholtz als Bruce Lee, Lothar Blumhagen als John Saxon und Jürgen Thormann als Han der deutschen Fassung Charme und Charakter.

Die negativen Aspekte macht Regisseur Robert Clouse jedoch durch einige ungewöhnliche Kameraperspektiven und ein unglaublich temporeiches Finale wieder wett. Hier läuft Bruce Lee dann zu geahnter Höchstform auf und präsentiert Kampfkunst in höchster Vollendung. Auch John Saxon, Träger des schwarzen Gürtels im Karate, und Jim Kelly machen ihre Sache erstaunlich gut und verleihen dem Film, zumindest in den Kampfszenen, ungeheure Authenzität. Darüber hinaus bleibt "Der Mann mit der Todeskralle" hinsichtlich Besetzung, Story und Score ein Exot unter den Martial-Arts-Filmen, der trotz lässiger Synchronisation, auf albernen und vordergründigen Klamauk verzichtet und mit hervorragenden Fights glänzt. Routiniert inszenierter Edel-Trash mit Anlaufschwierigkeiten, der kurz vor der Zielgeraden das Tempo anzieht und auf ein furioses Finale zusteuert.

6,75/10

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