Review

Bruce Lee - Die Legende lebt. Viel hat der Mann erreicht. Lange möge man noch über ihn und sein Schaffen debatieren.
Der wohl berühmteste Chinese aller Zeiten verdankt seinen großen weltweiten Durchbruch diesem Film hier, dessen Kino-Premiere er schon gar nicht mehr miterleben sollte.
Schade, denn dann hätte Lee sehen können was dieser Film bewirkt, und welchen Boom er ausgelöst hat.
Ein beispielloses Aufblühen einer neuen Filmära hat begonnen.
Der Kampfsport Film wurde nun weltweit beliebt und sollte einen Hurricane an weiteren Genrebeiträgen hervorbringen, die es unter anderem auch Jackie Chan und/oder Jet Li verhelfen sollten im Filmbuisiness Fuss zu fassen.

Bei diesem historischen Wert, muss "Enter the Dragon" wohl einiges zu bieten haben. Doch der nun mehr als 30 Jahre alte Film weist leider dennoch so einige Altersschwächen auf...

Lee (Bruce Lee) bekommt von hohen Tieren den Auftrag die Insel des furchtbaren Mr. Han zu infiltrieren, und Beweise zu sammeln, was dort vor sich geht; unter anderem Drogenproduktion, Prostitution, sowie ein verbotenes Kampfsportturnier, das alle 3 Jahre stattfindet. Um dort undercover ermitteln zu können, nimmt Lee also auch an diesem Turnier teil (und rockt echt die Scheiße weg). Sein persönliches Motiv ist zudem Rache, denn die Schergen Han's haben Lee's Schwester auf dem Gewissen (darunter Lockenbube Bob Wall).
So treffen sich eine ganze Reihe von Kämpfern auf Han's Insel, darunter auch zwei näher vorgestellte Hauptakteure Rooper (John Saxon) und Williams (Jim Kelly).
Nachdem sich die beiden mehr oder weniger auch mit Lee angefreundet haben, und somit ein Trio bilden (zumindest das Trio der good guys in diesem Film) und den ersten Abend auf Han's Insel mit Leckereien und Nutten (Lee lehnt natürlich dankend ab) verbringen druften, geht nun das Turnier los...

Das einzig wirklich interessante an dieser Story ist die Tatsache, dass sich jede Menge Kämpfer auf einer Insel versammeln um sich dort zu messen. Dieses Konzept ist mir doch sehr vertraut und hat einen kultigen Status. Eine recycelte Version dieser Idee wäre Bloodsport, und die Tekkenverfilmung, soll auch so ablaufen.

Das Umherschnüffeln Lee's nachts auf der Insel fand ich jedoch schon etwas öde. Da wollte einfach keine Spannung aufkommen, und wenn dann nur geringfügig.
Denn da es auf der Insel sowieso keine Waffen gibt, und die Wächter lediglich mit Schlagstöcken bewaffnet sind, obendrein auch noch billige Fetzen tragen was ich "Kleidung" nennt, machen diese Szenen keinen besonders aufregenden Eindruck.
Und ob Lee nun seine Mission erfüllt, und irgendwelche Beweise findet war irgendwie auch uninteressant, denn eigentlich zählt hier nur eines. Die Fights, und das ist der Teil, wo das Alter des Filmes bemerkbar wird.

Bereits die allererste Szene im Film offenbart einen Kampf. Zwei Kontrahenten stehen auf der Matte in Kampf-Unterwäsche (das sah nun gehörig schwul aus) und sind bereit zum kämpfen. Die Kamera zoomt in, und wir erkennen einen aufmerksamen Bruce Lee, sowie seinen langhaarigen Kontrahenten Samo Hung!!
In der recht chic choreographierten Kampfszene macht sich aber nun ein Problem bemerkbar, welches ein Problem aller Lee-Filme ist.
Vielen der Tritten und Schlägen fehlt es einfach an Glaubwürdigkeit.
Viel zu offensichtlich ist ein Schlag, der eigentlich ins Leere geht, und viel zu lahm wirkt ein Tritt, der den Gegner förmlich umhaut.
Es ist einfach immerwieder deutlich erkennbar, dass sich die beiden Darsteller gar nicht berühren, daher fehlt es den Tritten auch an der Wucht, die eine solche Kampfszene glaubwürdig erscheinen lassen, und so wird immer wieder ein "das sah aber ganz schön billig aus" dem Zuschauer entlockt.

Dazu kommt noch, dass viele der Stuntman die Schläge geradezu abwarten um "unberührt" getroffen zu werden.
Solche Szenen sind überall im Film verteilt, und da war ich eben schon dabei den Ruf des Filmes anzuzweifeln.
Doch, wie sollte es auch anders sein, sind nicht alle Kampfszenen qualitativ auf diesem Niveau. Ich weiß zwar nicht, woran es liegt, aber oft genug gibt es auch wirklich ansehnliche Kampfszenen, denen man die gefaketen Tritte gar nicht ansieht.
Bestes Beispiel ist hier der Kampf Lee vs. Ohara (Bob Wall).
Endlich wird Lee im Turnier tätig, nachdem sich das Pulbikum lange gedulden musste, und wird sofort Zeuge eines unglaublich schnellen Schlages, bei dem sich wohl der ein oder andere erschorcken hat.
Beide stehen sich gegenüber, halten sich die oberarme überkreuzt auf Kopfhöhe, und da gilt es wie im Wilden Westen, wer als erstes die Waffe zieht, nun als erstes zuzuschlagen.
Und Bruce Lee haut sowas von verdammt schnell zu, dass ich da die Hilfe der Zeitlupe beanspruchte, nur um festzustellen, dass Lee während des Schlages in Wirklichkeit noch seinen anderen Arm nimmt um abzuwehren !!!
Der höchstkomplizierte Schlagabtausch ist mit normaler Geschwindigkeit gar nicht zu erkennen. Erste Sahne sage ich da nur.
Und dann ist da schließlich noch der berühmte Bruce Lee Tritt, der Bob Wall so richtig nach hinten fegt, und alle Stuntman die ihn auffangen sollten kippen ebenfalls um; Making-Of-Infos zufolge soll sich einer der Stuntman sogar dabei den Arm gebrochen haben.

Lee's nächste große Kampfszene folgt dann in der Höhle wo lauter Angreifer auf ihn zustürmen. Typisch für eine solche Szene braucht Lee immer nur einen Schalg oder Tritt, um einen Gegner auszuschalten. Hier macht sich zwar stellenweise wieder das bereits erwähnte Problem mit den unglaubwürdigen Schlägen erkennbar, doch dafür haben wir einen oberkörperfreien Lee, der höchstangespannte Muskeln zeigt, und dabei schnell und hart zuschlägt, dass es sich mir bei diesem Szenen ständig die Zehen zusammen ballt und die Zähne fest zusammen beiße. Lee's kämpferische Screenpräsenz ist einfach unbeschreiblich wie einmalig.

Bruce Lee selbst hat höchstpersönlich alle Kampfszenen choreographiert, doch auch wenn er sich da größte Mühe gab, er hat aus dem Stuntteam nicht das herausgeholt, was 10 Jahre später Jackie Chan herausholen sollte, was übelste Mörderstunts herbrachte, die noch heute ihres gleichen suchen.
Sehr interessant ist die Tatsache, dass Einige vom heutigen JC-Stuntteam auch hier beteiligt sind, darunter auch Maestro Chan himself, der damals noch einfacher Stuntman war, und zwar in dieser Branche einen guten Ruf genoss aber deswegen trotzdem unbekannt in der Filmbranche war.
Wie schon in "Fist of Fury" hat er auch hier die Ehre von Lee vermöbelt zu werden.
Einmal wird ihm das Genack gebrochen, und ein andermal bekommt er Lee's Kampfknüppel in die Fresse gedonnert.
Lee sollte Chan nur ganz leicht touchieren, beim Take jedoch ging das schief und er traf Chan voll ins Gesicht. (Laut der Chan-Bio hat sich Bruce Lee im Laufe des Drehtages ständig nach JCs Wohlergehen erkundigt, da ihm dieser "Fehlschlag" wirklich sehr leid tat).

Nach diesem recht ansehnlichen Stockkampf folgt dann der große Massenfight im Kampfhof und schließlich der Showdown mit Han, der im berühmten Spiegelkabinett stattfindet. Der Raum mit den tausend Spiegeln, in dem man nie erkennt, ob man nun ein Spiegelbild oder die echte Person vor sich hat, ist genial, und verleiht dem Finale eben das besondere Etwas.

Die Kämpfe sind in dem Film also zahlreich vorhanden (auch ohne Lee) denn John Saxon und Jim Kelly bekommen ebenfalls Gelegenheit zum kämpfen während des Turniers. Doch hier ist das Problem, dass John Saxon gar kein Kampfsportler ist, und sowieso eher als James Bond durchgehen würde.
Auch wenn er sich Mühe gibt, Jim Kelly macht da doch eine professionellere Figur, bei Saxon sieht das dagegen sehr unbeholfen aus.
Enttäuschend wird es, wenn sich ein Kampf Bruce Lee vs. Bolo Yeung (jaaa der Bösewicht aus den beiden Van Damme Schinken) zu offenbaren scheint, und plötzlich Rooper Herrn Lee ablösen will, weil er meint er würde das schon schaffen.
AAAAARGH!!!!
Was hätte das cool werden können. Lee vs. Yeung, aber nein es muss natürlich Saxon sein, der Lee vertritt, und da muss sich nun Bolo Yeung dem Nichtkönnen von John Saxon anpassen, und sich auch noch auf unglaubwürdige Art und Weise besiegen lassen.
Da war Bolo Yeungs Abtreten in Bloodsport oder Double Impact doch wesentlich spektakulärer und nachvollziehbarer als hier...

Und damit wäre auch schon alles zum Film gesagt. Über schauspielerische Leistungen muss man hier eigentlich nicht viele Worte verlieren. Bruce Lee, der eigentlich kein besonders begabter Charakterdarsteller ist, beeindruckt auf ganzer Linie mit seiner bloßen Präsenz sowie seiner einzigartigen Ausstrahlung. Er ist nicht gerade eine Identifikationsfigur, doch ist er jemand den man respektiert, und jemand von dem man sehen will, dass er Erfolg hat, und zwar indem er das tut, was er am besten kann, Kämpfen.
John Saxon ist als Darsteller ganz in Ordnung, obwohl er als Martial Artist eine eben eher weniger gute Figur macht. Jim Kelly mit dem stylishen 70er Afro Look macht Laune, und es ist Schade, dass er in der Mitte des Filmes den Löffel abgeben muss.
Kien Shih gibt einen überzeugenden Mr. Han ab, wie er genauso gut ein Bösewicht aus einem alten James Bond Streifen sein könnte.
Und zum Schluss wäre das noch Bob Wall und Bolo Yeung erwähnenswert, die hier beide skrupellose Handlanger von Han mimen dürfen. Bob Wall macht in den am Anfang gezeigten Szenen einen sehr guten Eindruck, darf aber schon bald chancenlos gegen Lee verlieren. Und Bolo Yeung verliert auf enttäuschende Art und Weise seinen Kampf gegen John Saxon.
Laut einigen Info-Quellen, soll sich auch Chuck Norris unter den vielen Kämpfern befinden, konnte ihn aber bisher noch nicht ausmachen.

Bei "Enter the Dragon" handelt es sich nun um einen Film mit etwas überholtem Eindruck, der aber dennoch einiges für das 21. Jahrhundert zu bieten hat, denn einige von Lee's Einlagen sind nunmal unvergesslich. Über weite Strecken des Filmes bildet sich aber auch mal Langeweile, und die erwähnten "billigen Fights" machen eben auch keinen besondes guten Eindruck. Einige Szenen sind beeindruckend, wieder andere sind es weniger. Lag es vielleicht daran, dass die Kameraperspektive nicht immer optimal gewählt wurde, oder lag da ein gewisser Zeitdruck im Nacken?
Doch aber allein wegen dem historischen Wert sollte man diesen Film respektieren, und ihn als den Klassiker betrachten der er durch Bruce Lee's Schaffen geworden ist.
Lee ist zur weltweit berühmten Persönlichkeit geworden, noch bevor er das selber erleben durfte. Der erste internationale asiatische Superstar, dank der ersten gemeinsamen Hollywood-HongKong-Produktion.
Nur dieser ist es zu verdanken, dass das Martial-arts Kino boomt, wie kein zweites Genre, und nun auch Asiatische Stars die Möglichkeit haben sich in den USA zu etablieren.

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