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Mario Bava gönnte sich öfter mal einen kleinen Ausflug abseits des Horrorgeschäftes. Neben „Vampire gegen Herakles (danke für diesen mehr als bescheuerten Titel) schuf Bava mit dem Thriller „Cani arrabbiati“ einen mehr als nur beklemmenden Thriller mit einem glänzend aufgelegten Luigi Montefiori, besser bekannt als George Eastman.


Nach einem brutalen Überfall flüchten vier Ganoven vor der Polizei. Ihr Fahrer wird von den Polizisten erschossen, so müssen sie zu dritt weiter. Doch auch die restlichen Drei scheren sich um kein Menschenleben. Sie töten eine Frau und nehmen eine weitere, Maria, als Geisel. Sie kapern das Auto von Riccardo, der gerade mit seinem kleinen Sohn ins Krankenhaus wollte, welcher scheinbar sehr krank ist. Doch die drei Ganoven mit den Namen Dottore, Bisturi (Messer) und 32 (Montefiori) interessiert das überhaupt nicht, sie zwingen Riccardo, sie irgendwie aus der Stadt zu bringen.
Es dauert nicht lange, da beginnt die Situation brenzlig zu werden. Bis auf Dottore scheinen die beiden anderen alles andere als mit viel Hirn gesegnet zu sein, sind sie doch primitiv und brutal und würden ohne mit der Wimper zu zucken, jederzeit jemanden wieder zu töten. Ein weiteres Spannungspotential bringt der kleine Sohn ins Spiel, da sich die beiden öfter mal einen Spaß mit ihm erlauben und Riccardo dabei fast ausrastet. Auch scheinen beide immer geiler auf Maria zu werden. Hinzu kommt die unerträgliche Hitze. Die Situation im Auto droht immer weiter zu eskalieren...


Alle Achtung vor diesem Thriller. Mario Bava scheint nicht nur im Horrorbereich etwas drauf zu haben, sondern auch im Thrillergenre. Anders kann man diesen kleinen aber feinen Film nicht beschreiben.
Allein dadurch, dass der Film zu 90% in diesem kleinen Auto spielt, der mit 6 Personen völlig überladen ist, ergibt sich eine sehr beklemmende Situation innerhalb des Autos und man wartet nur noch drauf, bis einer im Wagen austickt.

Allein durch die Besetzung der Ganoven verdient sich Bava einige Pluspunkte. Während man Dottore quasi als den Kopf der Bande bezeichnen kann, wirken Bisturi und 32 nur wie grobe Handlanger, die abartiger nicht seien könnten. Später erfahren wir auch, warum 32 32 heißt. Die Antwort ist natürlich genau die, die man sich von soeiner Truppe erwarten würde. Besonders Montefiori spielt seine Rolle genial, wann darf man über Montefiori mal so was sagen, aber in dieser Rolle als abartiger Typ scheint er seine Erfüllung gefunden zu haben. Dank seiner stattlichen Größe von fast 2 Meter wirkt Montefiori noch bedrohlicher, als er eigentlich schon ist. Seine Kollege Aldo Caponi aka Bisturi, steht dem aber in nichts nach. Übersetzt heißt Bisturi Messer, was man allzu gut merkt. Immer wieder und wieder hantiert Busturi mit seinem Messer und weiß es auch zu benutzen. Ferner ist er nicht weniger abartig als sein Kollege 32. Je länger die Fahrt dauert, desto mehr Probleme hat Dottore mit seinen beiden Kollegen, wobei Dottore auch nicht gerade ein Sympathiebolzen ist, der ebenfalls keine Probleme damit hat, Menschen zu töten.

So lässt Bava den Film immer dreckiger und abartiger werden, einige Personen haben sich nicht mehr unter Kontrolle und alles endet in einem großen Finale. Doch selbst als man glaubt, endlich den Trip mit dieser Bande überstanden zu haben, setzt Mario Bava ein extrem bitterböses Ende oben drauf und lässt seinen Film noch mal ganz anders wirken, als er es schon getan hat.


Fazit: Mario Bavas „Ausflug“ ins Thrillergenre ist ein voller Erfolg. Selten hat man einen so kleinen Film gesehen, der mit so dreckigen und abartigen Typen gefüllt ist. Man bekommt Mitleid mit den Geiseln und kann es kaum erwarten, bis es zum Finale kommt, indem doch einiges anders ist und die Karten neu gemischt werden. Leider ist dieser Bavafilm relativ unbekannt, doch er hätte es verdient, mehr Beachtung zu finden. Ein ganz feiner italienischer Thriller vom Meister.

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