Daß Sean Penn ein ernsthafter Filmemacher ist, wird niemand bezweifeln, schließlich ist er auch ein ernster, ja mürrischer Mensch. Und da ist es kein Wunder, daß ihn Dürrenmatts Novelle "Das Versprechen" gereizt hat, eine düstere Geschichte voller Verzweiflung, in der ein Mensch sein Seelenheil auf ein Versprechen gibt, den Mörder eines Kindes zu finden; um dann, als einziger erahnend, daß der gefundene Täter nicht der Richtige ist, das gleiche Seelenheil verspielt, in dem er die Unschuld der Gefahr zu opfern bereit ist.
Dürrenmatts Vorlage ist eine Geschichte von purer Hoffnungslosigkeit, die mit dem ausweglosen Ende beginnt, um dann zu schildern, wie sich ein Mensch in seinem eigenen Gewissen verfängt, weil das Schicksal ihm einen Streich gespielt hat. Das bedeutet, eine Hauptrolle mit sehr viel Tiefe ist gefordert und Jack Nicholson hatte das nötige Charisma, um die Rolle auszufüllen.
Leider dringt der fertige Film dann jedoch nicht genug in die Tiefe ein, nicht so, wie es zu erwarten gewesen wäre. Zwar scheinen Bilder und einzelne Szenen die Stimmung und Situation zu unterstreichen, aber Nicholson kann mit diesem Drehbuch die Rolle nicht wirklich mit Leben füllen. Dialogarm ist Penn stets und ständig bemüht, ja nicht die Krimikomponente das Übergewicht bekommen zu lassen. Immer will er uns sagen: es geht um das Schicksal dieses alternden Polizisten, nur erzählt der Film diese Geschichte zu weitschweifig und zu flüchtig.
Penn fängt die Natur ein, setzt Nicholson in den Kontext seiner Umgebung. Der Kauf der Tankstelle weitab von der nächsten Stadt ist Isolation pur, das aufgenommene Mutter-Tochter-Gespann ist ebenfalls aufgrund ihrer Situation isoliert. Doch der Faden der Geschichte geht ständig verloren, wenn mit der Dramaturgie und dem Plot gebrochen wird. Zwar wird um den Hauptcharakter heruminszeniert, doch Penn schafft es nicht, den Zuschauer dafür zu interessieren, was aus dem Protagonisten wird; stattdessen wartet er ungeduldig auf die Lösung des Falls, das Ergreifen des Täters, die Katharsis, die Erlösung, eben alles, was die Krimihandlung bieten würde.
Zu lang zieht sich das Drama, zu deutlich zeigt schon der Vorspann das finale Scheitern, nur die bittere Pointe, der Grund des Scheiterns überrascht am Ende. Den Täter selbst sieht man nie richtig, einmal nur ist er im Hintergrund einer Szene zu sehen (ansonsten nimmt die Kamera bisweilen seine Sichtperspektive ein) und dann wissen wir auch nicht, daß er es ist.
Darum werden wohl nur Naturen, die pessimistische Filme lieben, hier zufriedengestellt werden. Alle übrigen werden beachtliche Leistungen sehen, die durch die seltsame und verquere Dramaturgie immer wieder mattgesetzt werden. (5/10)