Review

Aufstieg und Fall eines Mannes, der zu richtigen Zeit am richtigen (oder falschen) Ort war

„Ich mag einen langsamen Beginn, der dem Publikum unter die Haut geht und es hineinzieht, damit es Feinheiten und sanfte Töne schätzen kann.“
Diese Aussage von Regievisionär Stanley Kubrick trifft sehr offensichtlich den Kern seines Spätwerkes
„BARRY LYNDON“ aus dem Jahr 1975, denn schon die Eingangsszene katapultiert den Zuschauer radikal in das Geschehen hinein. Der Film beginnt mit einem Duell zwischen Redmond Barry’s Vater und einem uns unbekanntem Herausforderer, in dem das Leben des Vaters je zu Ende geht.
Diese eindringliche Szene, die wir nur aus weiter Entfernung wahrnehmen, ist von Georg Friedrich Händels Titel „Sarabande“ unterlegt, was zusätzliche Atmosphäre mit sich zieht. Das Stück wiederholt sich im Handlungsverlauf noch zwei mal und ist dadurch der musikalische rote Faden des Films.
Nun sehen wir den jungen Iren Redmond Barry (Ryan O’Neal), wie er mit seiner Cousine Nora anbändelt,
doch seine Liebe wird nur kurzzeitig erwidert, denn ihre Familie hat ein finanzielles Abkommen mit dem wohlhabenden Englischen General Quinn. Also kommt es wieder zum Duell zwischen Redmond Barry und Quinn, worauf Redmond, Quinn vermeintlich umbringt und somit zu Fluchtzwecken der englischen Armee beitritt. An dieser Stelle erklärt uns der unbekannte, aber immer wieder auftretende Off-Kommentar diesen entscheidenden Wendepunkt in seiner „beruflichen Laufbahn“.
Jetzt verläuft die Karriere Redmonds steil nach oben, bis er schließlich durch etliche Wendungen nach Preußen berufen wird um einen vermeintlichen irischen Spion auf den Zahn zu fühlen.
Doch befreundet er sich schnell mit dem Lebemann, der sich dem Glücksspiel gewidmet hat und flieht zusammen mit ihm, durch einen cleveren Trick nach England.
Nach einiger Zeit trifft Redmond, der jetzt zusammen mit seinem Partner Glücksspiel betreibt, die wohlhabende Lady Lyndon. Bald darauf heiratet er sie und wird nun zu „Barry Lyndon“. Doch wird er durch Fehlentscheidungen und Schicksalsschläge schließlich aus seiner gesellschaftlichen Stellung ausgestoßen und endet als verarmter Krüppel in seinem irischen Heimatland. Die Bilder des Films erinnern oft an Gemälde aus dieser Zeit, was nicht zuletzt an der perfekten Kameraarbeit ( John Alcott oder in einigen Szenen, wie der Boxszene von Kubrick selbst) , der Ausstattung, an den Kostümen und an der passenden Musikuntermalung liegt ( Diese 4 Kategorien wurden 1976 mit dem „Oscar“ ausgezeichnet ).
Dieser Film ist meines Erachtens der schönste und beste filmische Beitrag , aus den vielen Meisterwerken von Kubrick und es ist eine Schande das Stanley Kubrick nie einen „Oscar“ für seine Regieleistungen erhalten hat.
Absoluter Kipfel des Filmschaffens, 10 Punkte!

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