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Eine Gruppe von fünf jungen Snowboardern ist mit dem Offroader im schneebedeckten Norwegen unterwegs - in traumhaft unberührten Berglandschaften rutschen sie auf ihren Brettern, bis sich einer von ihnen dabei den Fuß bricht. Die Rückkehr zum Auto zu weit, die Heli-Rettung mangels Netzempfang auch keine Option, quartiert man sich kurzerhand in einem in der Nähe befindlichen verlassenen Gebäudekomplex ein. Nach einem gemütlichen Abend am offenen Kamin merkt man erst am nächsten Morgen, daß man doch nicht so allein ist wie vermutet. Da ist es jedoch schon zu spät und das Unheil nimmt seinen Lauf - ab diesem Zeitpunkt verläuft die norwegische Produktion Cold Prey wie die meisten Slasher: Eine(r) nach dem Anderen fällt dem unheimlichen Killer zum Opfer.

Neben der ungewohnten Location fällt bei diesem Slasher vor allem die lange Einführung auf, in der zwei Pärchen und ein solo teilnehmender Snowboard-Freak vorgestellt werden, bevor nach etwa 25 Minuten Laufzeit zum ersten Mal etwas Unheimliches geschieht. In dieser langen Zeit kann man sich etwas ausführlicher mit dem weitläufigen Gebaüde beschäftigen, das sich als verlassenes Hotel herausstellt. Während das Drehbuch die neuen Besucher ein altes Gästebuch finden läßt, in das seit 30 Jahren nichts mehr eingetragen wurde, läßt auch die Kameraführung, welche die Gruppe ab und zu von oben zeigt, recht eindeutig darauf schließen, daß jene nicht allein ist. Nach und nach gibt es immer mehr Hinweise auf die unheilvolle Vergangenheit des Hotels, wobei der Zuschauer den Akteuren stets einen Schritt voraus ist und schon erahnen kann, was im nächsten Moment passiert. Dadurch, daß das Drehbuch hier sehr logisch vorgeht und auf sattsam bekannte Ablenkungen weitgehendst verzichtet (Ausnahme bleibt das vermeintlich unter der Tür hindurchgelaufene Blut, das sich als Inhalt einer Konservendose herausstellt) entsteht ein konstanter Spannungsbogen, der bis zum blutigen Ende anhält. Spannungsfördernd wirken auch die betont kurzen Sequenzen mit dem Killer, dessen Gesicht darüber hinaus bis kurz vor Schluß stets ausgeblendet bleibt.

Mittels dieser einfachen Zutaten entfaltet Cold Prey seine Wirkung, die ich auch über 10 Jahre nach der Erstsichtung beim etwa dritten Durchlauf immer noch verspüre. Waren die Snowboarder etwa zu lässig oder gar leichtsinnig? Eigentlich nicht - alle haben sie nur den Sport im Kopf und davon abgesehen die Beziehungen untereinander. Als sich der Solo-Bursche verletzt, ist es keine Frage daß man zusammenhält und ihn auf einem improvisierten Schlitten zum Hotel zieht - auch gibt es keinerlei Vorwürfe zu seinem Sport-Unfall, im Gegenteil, die ältere und auch geistig reifere der beiden Mädels (Ingrid Bolsø Berdal als Jannicke) übernimmt die Führungsrolle und verarztet ihn - mangels Verbandszeug sogar mit einem Rest Sekundenkleber. Dieser Zusammenhalt erfährt erst sehr spät kurzzeitig einen Riss, noch dazu in einer Panik-Situation, was auch konsequenterweise schnell und blutig bestraft wird. Alle Akteure verhalten sich natürlich, so natürlich, wie man sich selbst vielleicht in so einer Situation auch verhalten würde - dies schafft Empathie und Nähe. Altersgemäß ist das jüngere Pärchen ein wenig emotionaler, das ältere Paar etwas abgeklärter. Allenfalls könnte man sich darüber wundern, daß sich die Besucher so sicher fühlten in diesem vergleichsweise riesigen Gebäudekomplex. Im Nachhinein (aber eben im Nachhinein) wäre es wohl aus Sicherheitsgründen geboten gewesen, das gesamte Anwesen als Gruppe (inklusive des Verletzten) zu durchsuchen (zumal man bei Tageslicht angekommen ist) und nach Gewahrwerden merkwürdiger Umstände (wie des ausgebrannten Zimmers mit dem blutverspritzten Badezimmer) sich in einen überschaubaren Winkel zurückzuziehen, statt die Hotel-Bar zu plündern (wie schmeckt über 30 Jahre alter Cocktail?) und das Mobiliar zu verheizen. Solche Dinge fallen einem aber immer erst hinterher auf - genauso wie der offensichtliche Widerspruch zwischen dem sorgsamen Aufbewahren persönlicher Gegenstände früherer Opfer (hier: Eheringe etc.) und dem Entsorgen der jüngsten Opfer ohne vorheriges "Ausschlachten" in einer Gletscherspalte, ganz abgesehen von der konservierenden Wirkung des ewigen Eises dort...

So steuert Cold Prey präzise wie ein Uhrwerk unweigerlich auf ein blutiges Ende zu, ohne Überraschungen oder Plot-Twists, aber auch ohne größere Logiklöcher - mal abgesehen davon, daß man sich nach Entdecken der versteckten Werkstatt des Killers und des Realisierens(!) was die Stunde geschlagen hat, nicht ebendort verbarrikadiert und mit den reichlich herumliegenden Werkzeugen bewaffnet oder aber sofort ins Freie türmt, davon ausgehend daß der Killer jeden Quadratzentimeter des Anwesens genauestens kennt, trotz seiner Pelzmütze und Vermummung über ein hervorragendes Gehör verfügt und man somit im Gebäude nirgendwo mehr sicher ist.
Wer am Ende übrig bleibt, ist auch keine Überraschung (obwohl man dies drehbuchtechnisch durchaus noch hätte variieren können); lediglich der Killer bleibt - im doppelten Sinne - relativ unbeleuchtet, was Werdegang und Motive betrifft - dies tut dem ebenso einfach gestrickten wie effektiven Slasher-Vergnügen aber keinerlei Abbruch. 8 Punkte.

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