Mit seinem Spielfilmlängendebüt begab sich der norwegische Regisseur Roar Uthaug im Jahre 2006 für „Cold Prey“ auf Slasher-Terrain, um eine Gruppe jugendlicher Snowboard-Urlauber im norwegischen Gebirge Bekanntschaft mit einem irren Mörder mit Spitzhacke machen zu lassen. Denn nachdem sich der erste leichtsinnige Wintersportler direkt die Haxen bricht, stört man dessen Winterschlaf, als man ein nur scheinbar verlassenes Hotel entdeckt und kurzerhand bezieht.
Es ist durchaus angenehm, als Slasher-Publikum einmal in wunderschöne schneeverhangene Gebirgslandschaften entführt zu werden und vor einerseits prächtiger weißer Kulisse in andererseits beabsichtigt trostlos blassgefilterten Farben Zeuge der sich dort abspielenden Gräuel zu werden. Auch die Charaktere sind eine willkommene Abwechslung zum überzeichneten Ami-Teenie-Klischee-Einheitsbrei und wirken erfreulich natürlich bis authentisch. Blutorgien sollte man hier allerdings nicht erwarten, denn Uthaug bemüht sich darum, den Zuschauer mit den Charakteren vertraut zu machen, behutsam eine ruhige, unterschwellig bedrohliche Stimmung aufzubauen und die Kulisse des alten Hotels als unübersichtlichen, verwinkelten Ort des Schreckens in Szene zu setzen. Das gelingt nicht schlecht, wenn seine Figuren auch weit weniger interessant sind, als er sie uns verkaufen möchte. Die Konsequenz, die die Gorefraktion entnervt das Handtuch werfen lassen dürfte, ist die Wartezeit von knapp 40 Minuten bis zum ersten Mord.
Ab da gewinnt „Cold Prey“ zwar an Tempo, jedoch ist bereits die zweite Gewaltszene weitestgehend ungrafisch, Uthaug lässt sich zu keinen Blutbädern hinreißen. Prinzipiell auch kein Problem, wäre die Handlung nur nicht so arg hervorsehbar, die Hintergrundgeschichte des Mörders eher alibimäßig integriert statt tragendes, ausgeschmücktes Element und dementsprechend die schlussendliche Enttarnung seiner Identität weder überraschend, noch sonderlich schockierend oder mit irgendeiner Art von Aha-Effekt versehen worden – woran so viele modernere Genrebeiträge kranken Damit bleibt unterm Strich ein solider, unterhaltsamer Saisonfilm in nicht alltäglichem Ambiente und skandinavisch-unterkühlter Unaufgeregtheit inkl. sich auch musikalisch hörenswert äußerndem Lokalkolorit, dem es leider am gewissen Etwas mangelt, das ihn deutlich über den Durchschnitt herausheben und seinen Platz im Langzeitgedächtnis der Slasher-Historie sichern würde.