Review

Maskierte Meuchler in den Vereinigten Staaten, schwarz behandschuhte Giallo-Schlitzer aus Bella Italia, Kategorie-3-Häcksler aus dem lebensfrohen Hongkong, warum nicht mal zum Killen nach Norwegen.
Skandinavien händelt ja seit Jahren aufgrund des mangelnden Sonnenlichts, der rigide Alkoholgesetze und viel zuviel düsterem Doom Metals mit erhöhten Selbstmordquoten, aber man kann ja auch mal persönlich nachhelfen, schicke Landschaften inclusive.

Es geht in diesem Fall aber nicht um Fjorde (Elche, Murmeltiere oder Blockhäuser...), sondern um den ewigen Schnee im wildbewegten Skigebiet, in den sich fünf bemitleidenswerte Jungmannen und Fräuleins schlagen, doch da sich schon bei Abfahrt Nr.1 der Erste die Gräten fatalst verbiegt, landet man in einem stillgelegten und verlassenen Hotel Not.
Prost Hurra, endlich mal was Besseres als die übel gelüfteten Holzhütten in amerikanischen Mischwäldern, doch leider groß genug als Location, um einem schneesturmvermummten Irren mit Schneepicke Unterschlupf zu gewähren, der sich dann bis zum "final girl" durchhackt. Bis es aber soweit ist, darf man noch eine Weile durch die Räumlichkeiten joggen, sind ja genug davon da.

Sicherlich, es ist ganz toll, daß die Norweger filmisch mit den europäischen Metzelkonkurrenten mithalten können und ihre Vorbilder ausreichend einstudiert haben, um relativ schmerzfrei knapp 90 Minuten vollzubekommen, aber in brachialen Jubel breche ich deswegen noch lange nicht aus.
Fakt ist: "Cold Prey" ist ein ganz solider Bodycountbeitrag zum beliebten Slashersubgenre - aber auch nicht mehr.

Spaß macht an dieser Filmgattung natürlich vorzugsweise Suspense, Hetzjagd und jede Menge Gore und alles gibt es in schön gefriergetrockneten Portiönchen, um die Fans bei Laune zu halten. Bis es aber soweit ist, wohnt man erstmal ausführlichst einem unangenehmen Skiunfall bei und frönt dann den Nichtigkeiten des Sich-Einrichtens in der verlassenen Nobelherberge.
Von da an gibts die üblichen POV-Shots, Schatten huschen durch den Hintergrund und irgendwann fällt die Axt, pardon, die Picke, aber damit gewinnt der passabel gespielte und auf die üblichen Billigjokes verzichtende Film leider nur an Ernst, nicht an Substanz.

Ganz im Hintergrund spielt nämlich die Existenz, Herkunft und Motivation des Killers maximal die sechste Geige im Symphonieorchester und auch gewisse Hinweise zur Vorspannmontage, die uns in die kalte Vergangenheit blicken läßt, bringen uns nicht wirklich weiter. Der Slasher slasht, das wars dann leider schon.
Genauso hätte man aus der ausgesuchten Location noch ein wenig mehr machen können, den Charakteren die Rundungen anspitzen und die Suspensesequenzen noch ein wenig auf die Spitze treiben.
Die Gewaltszenen sind hart, aber nicht zu hart; die Dialoge sind nicht zu doof, aber sie kommen selten über das Belanglose heraus; die Verfolgungsjagd ist passabel, aber jetzt auch nicht gerade geschickt aufgezogen; die Figuren verhalten sich manchmal blöd, aber nicht zu blöd. Ist das schon viel wert?
Es ist...akzeptabel.
Man kann nicht allzuviel gegen den Film sagen, der natürlich nur um seiner selbst und der Unterhaltung wegen existiert, aber er ragt auch in keiner Phase großartig heraus. Am Ende weiß man zwar um die Identität des Mörders, aber es ist eine Enthüllung, die man schon von Beginn an vermutet hat. So bleibt alles beim robusten Mittelklasse-Slash für angewandte DVD-Kenner, ein ordentliches Produkt für einen kurzweiligen Abend. Aber das Erinnerungswerte, das hat der Schneesturm leider verweht. (5/10)

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