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In einer Skihütte hört dich niemand schreien

Eine Gruppe Mittzwanziger, eine einsame Gegend, kein Handyempfang, ein Problem, dass zur Schutz- bzw. Hilfesuche animiert, ein psychotischer Killer und ein halbes dutzend Todesszenen. Das allseits bekannte Standardrezept für jeden Slasher, seit „Texas Chain Saw Massacre“ und Konsorten dieses Genre in rentable Mainstream-Sphären gehoben haben, lässt sich auf den ersten Blick auch bei dem norwegischen Horrorstreifen „Fritt Vilt“ aka „Cold Prey“ erkennen. Doch wirklich nur auf den ersten Blick. Denn der Film von Roar Uthaug, der schon am Fantasy Film Fest 2007 gute Kritiken einheimsen konnte, überrascht und überzeugt vor allem durch einen exzellenten Spannungsaufbau und tolle, menschliche Charaktere.

Snowboarden außerhalb der erlaubten Pisten ist für sich genommen bekanntlich schon gefährlich genug. Die fünf Freunde rund um Jannicke und Morten Tobias setzen noch einen drauf und besteigen einen Berg im Nirgendwo, um die unberührten Tiefschneepisten richtig genießen zu können. Nach knapp der halben Strecke stürzt Morten Tobias jedoch und zieht sich einen offenen Bruch (die wohl beliebteste Horrorfilmverletzung aller Zeiten) zu. In Ermangelung eines Handysendemasts und genügend Zeit vor dem Sonnenuntergang zum Auto zurückzukehren begeben sich die Freunde zu einer abgelegenen Ski-Hütte und richten sich dort häuslich ein. Was sie jedoch nicht wissen. Das ehemalige Ferienidyll ist bereits bewohnt.

Ohne lange Erklärungen, lediglich mit einer kurzen „erstes Opfer“ Einstellung und dem Abfilmen von einem Haufen Zeitungsberichten über verschwundene Personen in dieser Gegend (Skifahrer, Tourengeher, etc.) startet „Cold Prey“ direkt ins Geschehen. Das wiederum soll nicht bedeuten, dass sofort gesplattert wird was das Zeug hält, sondern darauf hinweisen, dass sich der Regisseur nicht mit langweiligen Begründungen für den Trip oder langen Erklärungen über die Konstellation der Gruppe aufhält.

Außer dem offenen Wadenbeinbruch, nach dem Sturz von Morten Tobias zeigt Uthaug die ersten knapp 35 Minuten keine brutalen Szenen. Es werden lediglich die Charaktere eingeführt und das Hotel erkundet. Diese beiden Aktionen, so banal sie auch klingen, heben den Film indes auf ein ungewöhnlich hohes Horrorniveau. Erstens fühlt man sich als Zuschauer mit den Opfern verbunden und wünscht ihnen folglich nicht sofort ein grausames Ende. Zweitens wird nicht verabsäumt, vor den Morden eine bedrückende Atmosphäre aufzubauen und damit den Samen für spätere Schockszenen und Überraschungen zu säen. Auch die Tatsache, dass selbst in dieser kleinen Gruppe die anfänglichen Morde nicht bemerkt werden ist passend erklärt und in die Handlung eingebaut.

Die Bildqualität des Films ist außergewöhnlich gut. Gestochen scharfe Landschaftsaufnahmen lösen ebenso scharfe Blutfontänen ab und lassen somit die horrortypische Pixelkamera glücklicherweise vermissen. Dem Film merkt man somit an keiner Stelle sein im Vergleich zu Hollywoodfilmen doch eher bescheidenes Budget an.

Der Killer ist groß, furchterregend, brutal, wortkarg und kalt wie seine Umgebung. Das Hotel mit seinen endlosen Gängen, kleinen Geheimnissen und heimtückischen Fallen ist atmosphärisch perfekt ausgestattet und dank Soundteppich und Kameraführung auch ins richtige Licht gerückt.

Der Soundtrack, um beim Thema zu bleiben, trifft die jeweilige Filmstimmung ebenso exakt, wie der überdimensionierte Eispickel des Killers seine Opfer. Spätestens wenn schlussendlich während der Endcredits zielsicher der Song All my friends are Dead von Turbonegro erklingt bleibt kein Auge trocken und die DVD kann glücklich und zufrieden aus dem Player entfernt werden.

Natürlich hackt auch „Cold Prey“ die meisten Slasherklischees, die Leslie Vernon in „Behind the mask: The rise of Leslie Vernon“ so treffend beschrieben hat, zielsicher ab; vom Survivor Girl bis zum ständig nur vor sich hin stapfenden Killer ist die gesamte Stereotypen-Palette vertreten.

Das auffällige an „Fritt Vilt“ ist jedoch, dass der Film eine perfekte Mischung aus Slasher- und Horrorfilm darstellt. Es wird sowohl die gute alte und atmosphärische Horrorschraube angezogen, als auch ein brutaler Killer auf der Jagd nach jugendlichen Opfern gezeigt. Somit das Beste aus beiden Genres in einer tollen Mischung. Verstärkend kommen noch die genial eingefangene verschneite Bergwelt und die tollen Darstellerleistungen hinzu. Der kleine aber feine Endtwist setzt dem ganzen schlussendlich die Krone auf.

Fazit
Ein gelungener Slasherhorror, der diesen Namen auch verdient. Ein toller Killer, gute Charaktere, super Atmosphäre, Blut und Spannung verpackt in die (kameratechnisch perfekt eingefangene) verschneite Bergwelt Norwegens. Ein Slasher mit Schauwerten.

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