- Leichte Spoiler inside -
Ein leerstehendes Hotel in einer einsamen Schneelandschaft, - da denkt man als erstes wohl an Kings „Shining“ und nicht an einen handelsüblichen Slasher, den „Cold Prey“ letzten Endes darstellt.
Leider fehlt diesem norwegischen Genrebeitrag das gewisse Etwas, um für längere Zeit in Erinnerung zu bleiben, obgleich taugliche Ansätze in jeder Hinsicht vorhanden sind.
Diese bilden bereits das Setting, die wunderbar festgehaltene, weite Landschaft der verschneiten Berge, was im Kontext leider viel zu selten im Bild erscheint, um eine dauerhaft fröstelnde Stimmung zu schaffen.
In diese Landschaft treibt es fünf befreundete Snowboarder, zwei Pärchen und ein Single, um von einem abgelegenen Gebiet aus die Sau auf Brettern raus zu lassen. Doch bei den Fisimatenten erleidet einer einen offenen Beinbruch (sieht böse aus…) und man sieht sich gezwungen, in dem nicht allzu entfernt befindlichem Gebäude Schutz zu suchen.
Wie sich heraus stellt, handelt es sich dabei um ein verlassenes Hotel, bei dem der letzte Eintrag im Gästebuch aus dem Jahr 1975 stammt.
Just zu dieser Zeit stießen die Hotelbesitzer ihren Sohn in Tötungsabsicht in eine Gletscherspalte, doch der Bengel überlebte und macht seitdem Jagd auf alles, was sein Gebiet durchkreuzt.
Wobei da bereits einige Fragen aufkommen, die im Verlauf entweder gar nicht oder nur andeutungsweise geklärt werden. Warum sollte der Junge sterben, wer baut dort ein Hotel, wo offenbar überhaupt keine Skianlage aufgebaut ist und wie konnte der Junge mitten im Schnee überleben?
Und wovon ernährt sich der Kerl? Hier liegt der Verdacht nahe, dass er recht früh zum Kannibalen mutierte, doch dem scheint nicht so, obgleich er im Verlauf weit über hundert Schneetouristen um die Ecke gebracht haben muss (geht aus den TV-News zu Beginn hervor).
Auch scheint er Anti-Alkoholiker zu sein, denn sämtliche Spirituosen im Hotel sind noch vorhanden (und das in Norwegen…!).
Umso mehr freuen sich unsere fünf Freunde über diverse Drinks, vor allem der mit dem Beinbruch, dessen Loch vorerst mit Sekundenkleber gestopft werden kann.
Man sieht sich im Hotel um, wirft den Generator an, vergnügt sich zu zweit und vergisst bei alledem ein wenig tiefere Charakterzeichnung, die über das Verhalten innerhalb einer Paar-Beziehung nicht hinaus kommt.
Indes deuten sich erste Anzeichen aufs Zuschlagen des Killers mit dem konventionellen „Dunkler Schatten huscht durchs Bild“ an.
Dieser schlägt mit seiner Spitzhacke (später tut´s auch mal ein simpler Genickbruch) zwar nicht sonderlich blutig zu, doch immerhin resultieren aus seinen Einsätzen auch mal längere Konfrontationen, mit Gegenwehr, Wegkriechen Verletzter, zur Seite ausweichen und dergleichen, so dass zwischenzeitlich auch mal Temposzenen zu vermelden sind, die schematisch betrachtet sonst eher gegen Finale auftauchen.
Schade nur, dass aus dem Setting nicht mehr heraus geholt wurde, da Kamera und Schnitt an sich einwandfrei funktionieren, man aus dem verlassenen Hotel aber nicht so recht einen wirklich düsteren Schauplatz schaffen kann (Betten scheinen nicht klamm zu sein, kein Schimmel, keine Viecher…), obgleich die Einrichtung in angemessen düsteren Farben festgehalten wird.
Demgegenüber bewegen sich frische Gesichter durch die Kulisse, die passabel agieren, wobei Ingrid Bolso Berdal als potentielle Survivor-Frau noch am glaubhaftesten rüberkommt und recht facettenreich spielt.
Als geglückt sei auch die musikalische Untermalung zu erwähnen, die überwiegend orchestral daherkommt und phasenweise gar zu viele Emotionen einbringt, die der Slasher als solcher gar nicht benötigt.
Was hat man also von „Cold Prey“ im Sinne eines genretypischen Beitrags zu erwarten?
Ein vermummter Killer, dessen Gesicht nur in einer Einstellung während des Showdowns zu sehen ist und sich für das Reihum-Sterben der fünf Freunde verantwortlich zeichnet. Dazu das Finden von hinweisgebenden Zeitungsausschnitten, dem Lagerraum des Killers und den dazugehörigen Utensilien Vermisster, verbarrikadieren, weglaufen, Gewehr aufspüren, in ein Fangeisen tappen und finaler Kampf nahe der schicksalhaften Gletscherspalte.
Das ist die meiste Zeit unterhaltsam, stellenweise auch spannend, aber auch nicht sonderlich blutig oder gar einfallsreich, - für Genrefreunde also durchaus brauchbar, aber kein markanter Bringer.
Knapp
7 von 10