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Am Hafen entdecken Wachmänner einen Container voller menschlicher Haare. Inhalt Nummer 2: eine Frauenleiche. Diese weckt sogleich das Interesse eines geisteskranken Gerichtsmediziners und Haarfetischisten, als jener entdeckt, dass die Haare des Mädchens trotz bereits eintretenden Verwesungserscheinungen unaufhörlich und in Windeseile weiterwachsen.
Kurzerhand nimmt er die steife Geliebte mit nach Hause, pflegt und umhegt sie, kappt ihr regelmäßig die rasant wachsenden Zotteln und verkauft die Haarpracht schließlich als „Natur-Extensions“ an den örtlichen Friseur.
Und die Kundschaft ist über die samtigen Strähnen zunächst auch hellauf begeistert. Doch der Geist des toten Mädchens steckt in den Verlängerungen und schon bald entwickeln diese ein Eigenleben und die Trägerinnen der Zombielocken sterben einen abstrakten und unfreiwilligen Tod…

Haare killen Menschen – hm, so was gab’s doch schon mal => wir erinnern uns z.B. an den Episodenschocker „Body Bags“ und an dessen zweite Geschichte namens „Hair“. Doch da waren ja Aliens, welche ihre fadenförmigen Larven auf die Köpfe der Menschen transplantierten, das Haar in der Suppe.
Sei’s drum… Mit “Exte” schneit uns jedenfalls mal wieder ganz, ganz stranges Zeugs aus Japan ins Haus, aber was anderes hätten wir von Sion Sono (Regisseur von „Suicide Club“) wohl eh nicht erwarten können.
Zugute halten muss man dem Streifen als erstes, dass er dem asiatischen, komplett ausgelutschten Schwarzhaarigen-Mädchen-Horror mit seiner haarsträubenden Idee wieder etwas Aufwind verleiht, also nicht im Brackwasser von „Unborn But Forgotten“, „The Commitment“ oder ähnlichen „Ringu/Ju-On“-Look-a-likes dahinsiecht.
Pluspunkt Nr. 2: Chiaki Kuriyama (bekannt als die Gogo aus „Kill Bill Vol. 1“) – eine echte Ausnahmeschönheit mit einer so wunderhübschen Mähne, dass sie damit Werbung für „Schwarzkopf“ machen könnte, was sie aber bestimmt sowieso schon tut und was außerdem sehr gut in den Kontext passt. Sie verkörpert hier die Heldin – einen Frisösen-Azubi mit der perfekten Waffe gegen die Killermatte: eine Schere!
Die Szenen, in denen die Trägerinnen der Extensions von ihrer falschen Haarpracht ins Jenseits befördert werden, stellen dann teils tolle CGI-Spielereien, teils wahre Kunsthaar-Infernos dar. Wie die Kills schlussendlich von Statten gehen, ist nur schwer zu beschreiben. Ist auf jeden Fall jedes Mal eine ziemlich haarige Angelegenheit, hähä (Achtung: unwitzig!).
Ähnlich wie in „Suicide Club“ werden wir auch hier einigen verstörenden Gesangseinlagen umsäumt, zwar nicht gar so oft wie bei „Rocky Horror“, für einen Horrorfilm wird jedoch verhältnismäßig viel gekräht. Musical-Hasser kann ich allerdings beruhigen: es wird nur ein Lied zu besten gegeben, welches aber mehrere Male im Film auftaucht, Interpret ist unser verwirrter Pathologe und der Text des Liedes ist:
„Hair, Hair, my Hair, Hair…“
Sehr minimalistisch also und dient auch ausschließlich dem Zweck, noch ein Eck mehr zu verspulen.

So, genug der Haarspalterei: „Exte“ is’ halt einfach ein Freak von Film, der alle Liebhaber von fernöstlichen Obstrusitäten und alle Miike-Fans gut bei Laune halten dürfte. Im Vergleich zu „Suicide Club“ zwar weitaus weniger abgedreht und unterm Strich sogar richtig schlüssig und massenkompatibel, aber das sind ja Attribute, die man unter Umständen gar als „positiv“ werten könnte.
Fazit daher:
Sicherlich der beste Horrorfilm über Haare seit Guildo Horns "Waschen, Schneiden, Legen", wenn auch eindeutig mehr „bizarro“ als Grusel.
Bei der weirden Idee und der klasse Umsetzung dürften aber niemandem Haare auf den Zähnen wachsen…

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