Auf wirtschaftlicher Ebene sind Saudi-Arabien und die USA eng miteinander verflochten. Auf der einen Seite der größte Öl-Verbraucher, auf der anderen Seite der größte Öl-Lieferant der Welt. Wie weit dieses Verhältnis geht, zeigt uns „Operation: Kingdom" auf: Saudi-Arabien ist zugleich die größte Brutstätte von anti-amerikanischen Terrorismus weltweit. Von hier aus koordinierte Osama Bin Laden Terroranschläge. Doch sind diese Fakten notwendige Übel, um die amerikanische Infrastruktur aufrechtzuerhalten? Eine unbequeme Frage.
„Operation: Kingdom" liefert uns gleich zu Beginn diese nachdenkenswerten Fakten um Öl-Verbrauch und Öl-Gewinnung und die Lage spitzt sich zu, als eine amerikanische Siedlung in Riad von Selbstmordattentätern zerbombt wird und etliche Menschen, hauptsächlich Amerikaner, umkommen. Da auch ein Freund von ihm das Leben ließ, setzt Special Agent Fleury (Jamie Foxx, „Ray") vom FBI alles daran, eine Aufenthaltsgenehmigung für sich und sein Team in Riad erwirken und den Fall untersuchen zu können. Doch auch als es ihm gelingt, durch den Dschungel an politischen Verflechtungen selbige zu erhaschen, werden seine Untersuchungen vor Ort erschwert: strenge Auflagen und Sicherheitsmaßnahmen schränken die Ermittlungen des Teams ein, bevor es eine heiße Spur zu den Drahtziehern des Anschlags entdeckt...
Dabei erzählt Regisseur Peter Berg („Welcome to the Jungle", 2003) die Geschichte erfreulich unpathetisch, nahezu nüchtern, auch wenn natürlich vom Film eine leicht pro-amerikanische Perspektive eingenommen wird. Hypersensibles Diplomatentum wird ebenso thematisiert wie die allgegenwärtige Angst vor terroristischen Übergriffen, von denen sich auch einige im Film wiederfinden. „Operation: Kingdom" nimmt sein brisantes Thema ernst und gibt es nicht als Vorwand für Actionsequenzen preis. Dabei ist der Film durch die Ermittlungen recht spannend geraten, setzt aber auch durch die beinahe allgegenwärtige Wackelkamera auf Authentizität. Als dann gegen Ende die Terroristen verfolgt werden, welche eines der Mitglieder von Fleurys Truppe - u.a. bestehend aus Chris Cooper (Oscar für „Adaption", 2002) und Jennifer Garner („Daredevil", 2003) - verschleppt haben, wird „Operation: Kingdom" sogar zu einem regelrechten Kriegsfilm, der jedoch zu keinem Zeitpunkt übertrieben wirkt, sondern um den größtmöglichen Grad an Realismus bemüht ist und zudem mit handwerklicher Perfektion bei der Inszenierung punktet. Ja, Saudis sind zum Teil Anti-Amerikanisten und handeln ebenso - dies wird im Film thematisiert. Doch auch der weltoffene, westlich orientierte Araber existiert - in der Figur des Führers der FBI-Truppe in Riad, Colonel Al-Ghazi (Ashraf Barhom). Somit zeichnet der Film ein ausgewogenes, wenn auch etwas zu amerikanisch gefärbtes Porträt der Menschen im Nahen Osten. Glücklicherweise neigt „Operation: Kingdom" dabei nicht zu Heroisierung oder Glorifizierung seiner amerikanischen Protagonisten, sondern ringt sich in letzter Konsequenz durch die Parallelität einer Sequenz bzw. Dialogzeile eine durchaus löbliche Botschaft ab, die jedoch durch ihre Unausgesprochenheit eher assoziativ bleibt.
Fazit: In Ansätzen durchaus als kritisch zu bezeichnender Film über die angespannte Lage zwischen Arabern und Amerikanern im Nahen Osten. „Operation: Kingdom" liefert einen realitätsnahen, nüchternen Blick auf politische Verstrickungen und Terrorismus, ohne dabei allzu eindeutig Partei zu ergreifen. Schade nur, dass der Film dabei die letzte Konsequenz vermissen lässt. Auf jeden Fall empfehlenswert.