Von Beginn an rückt "Operation Kingdom" die Söhne ins Bild. Söhne, die mit ihren Vätern in einer amerikanischen Wohnkolonie mitten im saudischen Riad Soft-Ball spielen, der Sohn, von dessen schwieriger Geburt sein Vater stolz in der Schule erzählt und der Sohn, der von seinem Vater dazu ermuntert wird, von dem Dach eines Wohnhauses dem spielerischen Treiben in der Kolonie zuzusehen.
Doch das eigentliche Spiel beginnt aus der Sicht der Beobachter erst, als zwei als Polizisten verkleidete Männer sich in der streng bewachten Kolonie ein Polizeifahrzeug kapern und mit Maschinengewehren auf die Familien feuern. Als sie gestoppt werden, entziehen sie sich einer Verhaftung, indem sie ihre Erschiessung provozieren, während sich gleichzeitig zwei weitere vermeintliche Polizisten mitten in der schutzsuchenden Menschenmenge in die Luft sprengen. Ronald Fleury (Jamie Foxx), Special Agent des FBI, weilt zu diesem Zeitpunkt noch in der Schule seines Sohnes, erfährt aber unmittelbar von den grauenhaften Vorkommnissen von seinem vor Ort weilenden Kollegen Manner, der sofort an den Tatort gekommen war. Während er und sein Kollege, die einheimischen Polizisten und Sanitäter die Verletzten versorgen, explodiert plötzlich mitten unter ihnen eine solch verheerende Bombe, dass alles im grösseren Umkreis zerstört wird...
In den USA geschieht alles sofort nach Plan - Fleury ruft die Kollegen zusammen, informiert sie und stellt ein Spezialisten-Team zusammen, dass das Verbrechen vor Ort aufklären soll. Und er geht zu Manners kleinem Sohn, erzählt ihm von dessem heldenhaften Vater und verspricht ihm, später mit ihm in einem Militär-Hubschrauber zu fliegen. Doch Fleury's Eifer wird jäh gestoppt, als er erfährt, dass die USA kein Team nach Saudi-Arabien schicken wird. Die Saudis verbitten sich die Einmischung in ihre Angelegenheiten (die Hälfte der Toten sind ihre Polizisten) und die us-amerikanische Diplomatie will es sich mit einem Verbündeten an einem solch strategisch wichtigen Ort nicht verscherzen. Doch Fleury gibt nicht so schnell klein bei, lässt seine Beziehungen spielen und erreicht so - ohne Erlaubnis der amerikanischen Regierung - einen fünftägigen Aufenthalt vor Ort für sein Team.
Was hier wie der typische amerikanische Einsatz weniger hochspezialisierter Kämpfer klingt, die das Heft des Handelns an sich reissen und gegen den Willen ihrer gesamten Umgebung, den Laden aufmischen, entpuppt sich schnell als Rohrkrepierer. Vor Ort haben sie keinerlei Kontrolle und werden zu ihrer eigenen Sicherheit streng von der örtlichen Polizei bewacht. Erst langsam können sie einige Blicke auf die Zerstörungen werfen, aber da sie keinerlei Untersuchungen durchführen dürfen, kommen sie ihrem Ziel, den Täter ausfindig zu machen, nicht näher.
Der tatkräftige Beginn, der die typische amerikanische Macher-Mentalität symbolisiert, wird in "Operation Kingdom" mehr und mehr demontiert, denn vor Ort ist vor allem Fingerspitzengefühl und diplomatisches Geschick gefragt. Dabei vermeidet "Operation Kingdom" von Beginn an jegliche Parteinahme und beschreibt in quälend langsamen Bildern die Eintönigkeit in dem Lager und die Kleinschrittigkeit in der Beziehung der verschiedenen Kulturkreise, bei der jeder Fortschritt hart erkämpft werden muss. Besonders die Bildsprache unterstützt diese Neutralität, denn die fast ausschließlich mit der Handkamera gedrehten Szenen, vermitteln ein nahezu dokumentarisches Bild und bieten trotz des spektakulären Treibens keinerlei Show-Effekte.
Im Gegenteil ist es frappierend, wie wenig Emotionen gegen die Terroristen im Film entwickelt werden. "Operation Kingdom" konzentriert sich vor allem auf Fleury und seine Kollegen sowie den saudischen Polizei-Offizier Faris Al Ghazi (Ashraf Barhom), der sie wegen seiner guten Englischkenntnisse betreut. Dabei sticht vor allem Foxx' und Barhoms konzentriertes Spiel heraus, zwischen denen langsam Sympathie entsteht, ohne das dabei besondere Sentimentalitäten berührt werden. Als Al Ghazi den "Hulk" und den "Sechs Millionen Dollar Mann" als seine Vorbilder aus der Jugendzeit erwähnt, wird daraus fast eine Persiflage auf übliche amerikanische Vorbilder und auch, als die FBI-Spezialisten (Chris Cooper, Jennifer Garner) endlich arbeiten können, erhält diese im Film sehr exakt und detailliert beschriebene Tätigkeit einen faden Beigeschmack, weil man mit dem gesamten technischen Know-How der tief in den menschlichen Köpfen sitzenden Problematik niemals Herr wird.
Hier ist die Intention in "Operation Kingdom" zu erkennen, der sich auch bemüht, Schönheit und Lebensqualität des Landes Saudi-Arabien zu beschreiben, dass er keinerlei Lösungen anbieten kann. Sämtliche Aktionen, egal ob auf diplomatischem Gebiet, in technisch, forschender Hinsicht oder wie bei dem extremen Show-Down in der letzten Viertelstunde, bei der man Michael Manns Produzenten-Handschrift erkennen kann, erweisen sich als hohle, nutzlose Taten, so lange die jeweiligen Haltungen einfach unkritisch an die eigenen Söhne weitergereicht werden - egal ob auf arabischer oder amerikanischer Seite. Die Söhne, die immer wieder ins Bild gerückt werden, symbolisieren hier keine Chance auf eine Wendung zum Guten, sondern das Fortschreiten der Gewaltschraube...
Fazit : "Operation Kingdom" ist trotz seiner Story und den vielen gezeigten Gewalttaten kein Action-Film, sondern ein teilweise regelrecht behäbiges Drama. Das liegt zum Einen daran, dass sich die Story sehr detailreich mit den vielen kleinen Schritten beschäftigt, die notwendig sind, um zumindest kurzfristig bei der Aufklärung des Attentats zusammenzuarbeiten, zum Anderen vermeidet die Bildsprache mit dem ständigen Einsatz der Handkamera jede Stilisierung der Gewalt und vermittelt damit eine grausame Normalität.
"Operation Kingdom" ist auch ein Film fürs Kino, der besonders in der letzten Viertelstunde zu einer populären Art der Auseinandersetzung greift, dabei aber letztlich nicht den Fehler macht, diese zu heroisieren oder als geeignetes Mittel gegen den Terrorismus darzustellen. Obwohl "Operation Kingdom" Polarisierungen vermeidet und sich um eine lakonische Erzählweise bemüht, bleibt weniger ein intellektueller als ein emotionaler Eindruck zurück. Lösungen gibt es hier nicht, aber der Film kann einen Eindruck davon vermitteln, warum die Situation so hoffnungslos ist... (8,5/10).