Review

Großartig, wie man mit einer Person in einem lausigen Hotelzimmer soviel unterhaltsamen Spuk herbeiführen kann.
Dabei beruht der Stoff lediglich auf einer Kurzgeschichte von Stephen King, doch darin stecken so viele Ideen, um daraus einen rund 100-minütigen Horror zu entfachen, was Regisseur Mikael Hafström erzählerisch sowie inszenatorisch hervorragend gelingt.

Dank einer herausragenden One-Man-Show von John Cusack und seiner nicht minder professionellen deutschen Stimme Andreas Fröhlich heimst Hauptfigur Mike Enslin von Beginn an Sympathien ein.
Enslin ist Autor und hat sich nach dem krankheitsbedingten Tod seiner Tochter von seiner Frau zurückgezogen, um diverse Spukplätze, primär Hotelzimmer mit übersinnlichen Erscheinungen aufzusuchen. Eines Tages erhält er eine anonyme Postkarte mit dem Hinweis auf das Zimmer 1408 im Dolphin Hotel in New York.
Trotz eindringlicher Warnungen des Hotelmanagers (Samuel L. Jackson) begibt sich Enslin in das Hotelzimmer…

…und man muss nicht lange warten, bis sich erste Anzeichen für paranormales Vorgehen einstellen: Der Radiowecker stellt sich von selbst ein, der Wasserhahn spielt verrückt und das Thermostat wählt eine beliebige Temperatur an.
Doch das Grauen steigert sich, denn Geister hier Verstorbener erscheinen Enslin ebenso, wie Teile seiner eigenen Vergangenheit in Form von Familienmitgliedern.
Als Enslin endgültig das Zimmer verlassen will, scheinen sich alle Fluchtmöglichkeiten in unüberwindbare Hindernisse zu verwandeln.

Bereits bevor Enslin das Hotelzimmer betritt, werden die Erwartungen des Zuschauers geschickt angeheizt. Wenn Hotelmanager Olin ihn eindringlich warnt, mit Cognac aus den 30ern bestechen will und Auszüge aus den Schicksalen der seit 1912 bereits 56 in diesem Zimmer verstorbener Menschen bringt, ist man deftig gespannt, was sich denn nun dahinter verbergen könnte
Enslin ist für diese Odyssee hingegen der optimale Proband: Er ist von Natur aus unerschrocken, ein Realist und Skeptiker, der sich während unerklärlicher Ereignisse mittels seines Diktiergerätes immer wieder die Realität zurückzuholen versucht.

Zumal das große Mittelklassehotel weder von außen, noch innerhalb des Empfangsbereiches irgendetwas Gruseliges ausstrahlt. Selbst, als Enslin das Zimmer 1408 im dreizehnten Stockwerk betritt, sind seine ersten Worte: „Das ist doch wohl ein Scherz…“.
Das Zimmer strahlt auf den ersten Blick rein gar nichts Unheimliches aus: Altmodische Blümchentapete, drei ordinäre Gemälde an der Wand, alles recht schlicht gehalten, nur ein Fleck auf dem Teppich, sowie die alten Telefone fallen auf.
Umso eindringlicher verwandelt sich das altmodische Zimmer alsbald in eine alptraumhafte Kulisse, für die es irgendwann keine natürlich Erklärungen mehr geben kann.

So wird der Zuschauer in ein abwechslungsreiches Szenario geworfen, in dem alles reingestopft wurde, was an Schauer- und Schockeffekten möglich zu sein scheint.
Schließlich kommt es an leicht unerwarteter Stelle zum Plot Twist, der ebenso geschickt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers spielt, wie der komplette Einstieg.
Auch das Ende kann vollends überzeugen, da hier nicht auf Biegen und Brechen ein makaberer Gag untergebracht wurde und man einen Ausgang serviert bekommt, der typisch King ist und andererseits zur Grundstimmung des Streifens passt.

Wer also meint, ein Mann in einem Zimmer sei keine günstige Vorraussetzung für einen effektvollen Horrorfilm, der irrt an dieser Stelle gewaltig.
Cusack, Score, Schnitt und Kamera, sowie die visuellen Effekte vermengen sich zu einer runden Einheit, die von Beginn an Freude bereitet und sich im Verlauf untereinander perfekt ergänzt.
„Sind Hotelzimmer von Natur aus unheimlich?“, fragt sich irgendwann die Hauptfigur. Wenn es nach „Zimmer 1408“ geht, kann man die Frage eindeutig mit Ja beantworten.
Düster, surreal und phasenweise hoch spannend, - ein kleines Fest für Freunde unblutigen Horrors.
8,5 von 10

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