Es war 1993, als die Produktionsschmiede Cannon die Reihe um „American Fighter“ endgültig zu Grabe trug. Regie übernahm Bobby Jean Leonard, der Jahre zuvor bereits einige Episoden für „Knight Rider“ und „Trio mit vier Fäusten“ drehte und folgerichtig ein wenig erfahren im Metier war. Aufgrund der Ausrichtung hin zum Jugendabenteuer wurde Fans der Reihe regelrecht vor den Kopf geschlagen.
Joe (David Bradley) bekommt von seinem Mentor (Pat Morita) dessen 12jährigen Verwandten Hiro (Lee Reyes) aufs Auge gedrückt und prompt sind beide in ein Abenteuer verwickelt, als Joes Herzdame entführt wird, weil ein Chemie-Mogul Kapital aus den Experimenten ihres Vaters schlagen will. Joe und Hiro zieht es nach Venezuela, wo sie den Kampf gegen zahlreiche Ninja-Schergen des Bösewichts aufnehmen…
Michael Dudikoff, Aushängeschild der ersten Teile, ist hier rein gar nicht mehr im Spiel und auch Pat Morita erhält leider nur eine kleine Nebenrolle, indem er lediglich anfangs und gen Ende kurz vorbeischaut. Das Love Interest ist auch nur eines, weil rein gar keine andere Frau in der Nähe ist, weswegen man nach dem ersten Date auch gleich eine halbe Weltreise zur Befreiung in Kauf nimmt. Man hatte halt Zeit in den 90ern und Teenagerjungs trugen ihre Spielkonsole mit sich herum.
Immerhin drückt Leonard früh auf die Tube und lässt in Teilen von Caracas ordentlich Staub aufwirbeln. Die eine oder andere Verfolgung durch enge Gassen wirkt zwar ein wenig schneller abgespielt und hinterm Steuer des Fluchtwagens sitzt bei genauerem Hinsehen beileibe kein Zwölfjähriger, doch ansonsten ist handwerklich nicht allzu viel anzukreiden, selbst kleine Explosionen kommen am Rande vor.
Die Fights sind indes ordentlich choreographiert und Bradley erweist sich als fähiger und gleichermaßen wendiger Akrobat, der es problemlos mit einem Dutzend Angreifern gleichzeitig aufnimmt (wobei diese ja bekanntlich brav hintereinander antreten). Erstaunlicherweise fließt fast gar kein Blut und auch die meisten Knochen bleiben heil, - zumindest wird, bis auf ein Genick, nichts auffälliges gebrochen.
Die Angreifer bleiben derweil eher konturlos, denn die Ninjas unterscheiden sich nur durch verschiedenfarbige Overalls. Was die Farben zu bedeuten haben, erschließt sich nicht, denn die meisten bleiben nach einem Wurf regungslos liegen. Zielwasser hat auch niemand getrunken, so dass gleich mehrere MPs trotz kurzer Distanz ihre Ziele weit verfehlen. Der Obermotz in Form einer roten, umständlich zu tragenden Kutte ist kaum der Rede wert, außer dass er sich per Rauchwolke wie Wonderwoman in die Szenerie zaubern kann.
So dauert es nicht lange, bis sich die Geschichte in ein waschechtes Buddy-Movie verwandelt, welches sich augenscheinlich an ein jüngeres Publikum richtet, da flockige Komödien Anfang der Neunziger noch ziemlich angesagt waren. Wer es knallhart und deutlich krimineller oder gar boshaft mag, wird hier ergo nicht fündig werden, - einen merklichen Trashfaktor, schon aufgrund einiger Poolwächter mit weißen Tennissocken, kann man dem temporeichen Treiben jedoch nicht absprechen.
6 von 10