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ACHTUNG, SPOILER

Peter Thorwarth, bereits Regiesseur des Überraschungserfolges „Bang!Boom!Bang!“, beweist auch mit seinem zweitem Kinostreifen das er in der Lage ist geniales Unterhaltungskino mit Lokalkolorit zu schaffen.

Der Schauplatz seines neustem Komödienstreiches ist erneut die Ruhrpottmetropole Unna, in der es anscheinend mehr sympatische Verliertypen gibt, als in der Fußball-Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen.
Die Story dreht sich um zwei konkurrierende Brüder, die in die Fußstapfen ihres dahingeschiedenen Vaters als Bauunternehmer getreten sind. Die beiden betreiben zur Zeit zwei direkt nebeneinander liegende, sowie konkurrierende Baustellen in einem Neubaugebiet Unnas. Während beim einen Betrieb alles seinen geordneten Gang läuft, wird beim anderen Bautrupp keine Sekunde vergeudet in der man nicht dem Arbeitsmotto „Was nicht passt, wird passend gemacht“ frönt. Es wird einfach alles zurecht gesägt, gekloppt, geschlagen, gebogen...was halt nicht passt. Das Arbeitsklima bei Vorarbeiter Horst und seinen beiden Kollegen Kalle und Kümmel ist einfach grandios und alles könnte so schön sein, wenn man zumindest auch pünktlich seine Lohntüte zum Monatsende mit in die Wirtschaft nehmen könnte. Da dies nicht der Fall ist schmieden die drei einen ausgefuchsten Plan mit dem sie ihrem Chef Bauunternehmer Wiesenkamp die nötigen Kröten aus der Tasche ziehen wollen. Da passt es ihnen gar nicht als plötzlich der frischgebackene Architekturstudent Phillip sein Praktikum auf dem Bau der Jungs durchführen soll. Als sich dann zwischen Phillip und Horst seiner Tochter dann auch noch etwas anzubahnen scheint, ist für Horst die Sache klar: Dem Jungen muss erst mal ein gehöriger Denkzettel verpasst werden. Und wenn sich dann auch noch Ziel und Nutzen seines ursprünglichen Planes miteinander vereinen, umso besser.

Getreu dem Filmmotto, „Was nicht passt, wird passend gemacht!“, basiert dieser Film von Peter Thorwarth auf dem von ihm geschaffenen gleichnamigen Kurzfilm. Die Geschichte von Horst, Kalle, Kümmel und Werner Wiesenkamp wurde hier passend auf einen Spielfilm ausgebreitet. Und das erstaunlichste: Es passt!
Tempo, Witz, Charme – alles vorhanden, sogar im Überfluss.
Schnell ist man gefangen von der Atmosphäre des Filmes, die sich über die gesamte Leinwand ergießt und der lockere Groove von Stoppok der einem via Soundtrack ins Ohr geschlichen kommt, tut sein übriges das man sich sofort wohl fühlt unter den neuen Kollegen.
Man kann gar nicht glauben, dass es sich hierbei um einen erdachten Film handelt; denn die von ihm gezeigten Figuren sind dermaßen authentisch und liebevoll gezeichnet, dass man von einer Darstellung der Realität ausgehen könnte. Und so kommt es dann auch dazu, das man sich nicht nur an einer Stelle des Filmes wiederentdeckt sieht, sondern viele der Situationen auf die eine oder andere Weise selbst schon einmal erlebt hat oder auch ganz ähnliche Probleme in seinem Leben zu meistern hatte. Ein spürbarer Realismus ist wohl das größte Kompliment welches man dem Regiesseur und dem gesamten Schauspielerensemble machen kann und wenn sich das ganze noch als eine äußerst unterhaltsame Kinokomödie verpacken lässt, dann ist die Mission geglückt.

Das dieser Film zu solch einem stimmigen Gesamtwerk wurde, ist also nicht erst letzter Linie seinen grandiosen Schauspielern, sowie der ausgezeichneten Regie von Thorwarth zu verdanken. Angefangen von Willy Thomczyck, über Ralf Richter bis hin zu einem grandiosem Dietmar Bär, kann solch ein Film alle Kritiker von nichtvorhandener deutscher Schauspielkunst verstummen lassen. Auch Peter Thorwarth, der sich in diesem Film mit der Rolle des Studenten Phillip selbst besetzte macht eine super Figur vor der Kamera und wenn man Alexandra Maria Lara das erste Mal die scheuen Rehaugen auf der Leinwand
aufschlagen sieht, erkennt man auch die Motivation Thorwarts sich selbst mit der Rolle des Phillips zu besetzen. Das Thorwarth ein riesen Regiesseur ist hat er ja bereits mit bang!boom!bang! bewiesen. Dies stellt er mit diesem Film erneut unter Beweis und kann den an ihn gewachsenen Ansprüchen locker standhalten. Zudem beweist er erneut einen Humor wie man ihn leider viel zu selten im Kino antrifft und baut auf diese Weise kleine Anspielungen in seinen Film ein, die auf seine erste Kinokömdie hinweisen und schreckt auch nicht davor zurück großes Hollywood Kino durch den Kakao zu ziehen. So kommt der werte Zuseher gar in den Genuss eine Szene aus Armageddon nochmals im Kino erleben zu dürfen.

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