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Die deutschen Prollo-Komödien der letzten Jahre, Marke „Feuer, Eis & Dosenbier“, setzten sich allesamt in eher wenig intelligenter Art und Weise mit dem Thema Alkohol auseinander, „Lammbock“ spannt den Bogen weiter, denn hier geht es rein ums Kiffen, was diesen Film zu einer gewissen Vorreiterstellung verhilft, was Zelluloidware aus Deutschland betrifft. Dass sich das Ausland mit diesem Thema auch halbwegs anspruchsvoll auseinandersetzen kann, bewiesen bereits die Engländer mit „Grasgeflüster“ vor wenigen Jahren. Ganz so intelligent wurde „Lammbock“ letzten Endes doch nicht, aber der Film selber ist höchst unterhaltsam, ohne ständig ins infantile abzugleiten.

Erzählt wird die Geschichte der beiden Schein-Pizzabäcker Kai und Stefan, die sich ihren Lebensunterhalt mit einem ganz speziellen Teigbelag verdienen, nämlich Gras aus Eigenanbau. Endlich sieht man mal zwei „Gammler“ in einer deutschen Komödie, die nicht nur abhängen, sondern auch was auf dem Kasten haben, obwohl die beiden bloß am kiffen sind und in den Tag hineinleben. Zwei absolut sympathische Charaktere, die auch genügend Identifikationsmöglichkeiten bieten, überhaupt ist die größte Stärke von „Lammbock“ die unglaubliche Lebensnähe, die einige Partys und Beziehungskisten versprühen.

Der episodenhafte Aufbau sorgt einerseits für Kurzweil, andererseits aber auch für etwas Unmut, weil so kein Akt richtig konsequent durchgezogen wird, sondern manchmal genau dort abbricht, wo es eigentlich erst interessant wird. So geht der Drive ab und zu etwas verloren, was vor allem in den etwas zu ausgedehnten Sinnlos-Diskussionen zwischen Kai und Stefan missfällt, die zu sehr Tarantino-gewollt als wirklich genial rüberkommen.

Richtig gut sind dagegen einige Gags, die meistens nicht das Niveau haben, das sich manch einer wünscht, aber für jede Party ein garantierter Knüller sind. Herausragend ist in diesem Fall die Limbo-Party (der ungewollte Inzest ist wirklich zum Grölen) und der komplette Gehirn-Zellen-Massaker-Akt, weil sich die zwei Protagonisten hier durch ziemlich abgefahrenen Einfallsreichtum der Devise „Erst denken, dann handeln“ immer tiefer in die Scheiße reiten. Unvergesslich sind die beiden Proleten vor dem Wohnwagen, von denen der Eine ständig fluchen muss und die ein wenig an Kevin Smith und Jason Mewes erinnern.

Nachdem es am Ende erwartungsgemäß gut für unsere beiden Freunde endet, entlässt einen der Film etwas unvermittelt in den Abspann, trotzdem geht man alles in allem mit einem befriedigten Gefühl. „Lammbock“ ist absolut unverbrauchter Stoff, der unglaublich nahe am echten Leben inszeniert wurde, natürlich mit einigen überzeichneten, aber immer sympathischen Figuren. Ein paar Szenen haben durchaus Kultpotential, nämlich genau diejenigen, die nicht den Anschein erwecken, genau dieses erreichen zu wollen, denn manchmal ist die Fahrt im „Pulp Fiction“-Fahrwasser zu offensichtlich.

Mit einigen Ecken und Kanten inszeniert, bietet „Lammbock“ dennoch für ein breites Publikum genügend Stoff, um glücklich zu sein ;-)

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