Ben und Alison tun es…15.05.2009
Regisseur Apatow hat es verstanden, mich mit dem rundum intelligenten und zum Teil sehr witzigen Film rund um eine männliche Jungfrau zu begeistern. Ich war daher sehr angetan, die Nasen aus eben jenem Film wieder auf der leinwand zu sehen, diesmal in Hauptrollen. Zwischenzeitlich habe ich noch einen weiteren Film aus der Riege rund um Apatow goutieren dürfen, und auch der Hauptdarsteller von „Nie wieder Sex mit der Ex“, Jason Segel, ist „beim ersten Mal“ mit an Bord. Kann doch eigentlich nichts schiefgehen, möchte man meinen. Kann doch, muß man nach dem Genuß der äußerst durchwachsenen 124 Filmminuten leider feststellen. Denn jegliche Qualität aus den beiden vorher genannten Filmen geht diesem Streifen hier völlig ab. Er ist, um es auf den Punkt zu bringen, zu lang, zu wenig amüsant, verzettelt sich und wird zum Ende hin auch noch schmierig.
Im Grunde genommen wird eine Geschichte erzählt, die so oder ähnlich jedem passieren kann. Ben, ein an sich recht netter, dicklicher Kerl, lebt in einer Männer-WG. In dieser arbeitet anscheinend niemand, man hat aber immer gut zu Rauchen und beschäftigt sich mit dem Launch einer Website zum Thema nackte Filmstars in Hollywoodfilmen. Ben ist ein Loser. Ganz anders Alison, eben erst zur Fernsehmoderatorin befördert, auf dem absolut aufsteigenden Ast, hübsch anzusehen, smart…Alison ist ein Winner. Die beiden begegnen sich eines abends in einer Bar, trinken, finden sich nett, haben Sex – und das sollte es eigentlich gewesen sein. Doch Alison ist von diesem einen Mal schwanger geworden. Fortan dreht sich der Film nur darum, die beiden angesichts des zu erwartenden Familienglücks zusammenzuführen, und dabei wird der Film gen Ende zu…schmierig. Ich kann diese typischen Filmfinale mit amerikanischem Familienglück einfach nicht mehr sehen. Denn nicht nur raufen sich die beiden zusammen, verlieben sich tatsächlich ineinander, nein, Benn bricht mit seinen Kumpels, zieht aus, nimmt sich eine hübsche Wohnung, findet einen Job, liest Beratungsbücher zum Thema Familie, schmiegt sich ganz weich an Alisons Familie an…das alleine ruft Brechreiz hervor.
Aber da haben wir ja noch den Ehemann von Alisons Schwester, der ab und zu einfach mal alleine ausgehen will, dies aber angesichts seiner dominanten Gattin heimlich tut, bekehrt wird und zum absoluten Familienübervater mutiert, eklig das, zudem überflüssig, zeitraubend und langweilig. Humor hat dieser Film eigentlich nur rund um die WG zu bieten, dafür nutzt er im amerikanischen Original an möglichst jeder Stelle derbe Umgangssprache, das soll vielleicht lustig sein, wirkt aber nur bemüht. Der Film ist nicht Fisch, nicht Fleisch, ist zu wenig komisch für eine Komödie, aber auch zu derb für einen Liebesfilm, hat viele Szenen, die völlig überflüssig sind und den Film sinnlos in die Länge ziehen. Und wem das nicht reicht, dem sei gesagt, daß selbst eine anfangs lustige Szene mit einem abweisenden Türsteher peinlich kitschig endet, mit Selbsterkenntnis und persönlicher Beichte samt kleinem Seitenhieb auf Rassismus. Diese vier ( natürlich völlig zweckfreien ) Minuten spiegeln die Leere des Streifens bestens wieder, der, wenn man die deleted Scenes der DVD in Betracht zieht, gut und gerne 150 Minuten hätte dauern können…Denn was bleibt haften? Nur der Grund für rote Augen…5/10.