Nach einem schweren Autounfall erwacht Arthur Seligman in einer Reha-Klinik. Aufgrund einer Amnesie weiß er nicht, wie er hier gelandet ist, zumal er seiner schwammigen Erinnerung zufolge gar nicht in der Nähe dieses Gebietes unterwegs war. Und was ist mit dem Jungen passiert, den er während seines Unfalls angefahren hat? Hilfe erhält er von der netten Krankenschwester Isabelle. Während er im Koma lag, hat sie nämlich alles in ein kleines schwarzes Buch eingetragen, was er so vor sich hin brabbelte. Diese Notizen geben ihm einige wesentliche Anhaltspunkte. Er entlässt sich daher selbst aus der Klinik und versucht zu ergründen, was in den letzten Tagen und Wochen passiert ist. Zudem beschleicht ihn der Verdacht, dass sein Bruder verschwunden ist, da dessen Wohnung komplett verwildert ist und im Kühlschrank die Maden ein und ausgehen. Gerade als er glaubt sich wieder zu Recht zu finden und die Erinnerungen zurückzukehren scheinen, erlebt er eine böse Überraschung.
Mit „Black Box" legt Richard Berry einen Psychothriller der Extraklasse vor. Getragen von einer herausragenden Leistung seines Hauptdarstellers Jose Garcia - der schon in seinem letzten Film „Die Axt" eine formidable Performance ablieferte - erreicht er von Beginn an einen kontinuierlichen Spannungslevel, den er während der kompletten Laufzeit problemlos halten kann.
Es könnte allerdings sein, dass manche mit dem relativ krassen Cut nach etwa der Hälfte des Films nicht ganz klarkommen, denn dieser ist schon stark gewöhnungsbedürftig und verwehrt dem Zuschauer erst einmal jeglichen Durchblick. Das wird dann aber im zweiten Abschnitt des Films vorzüglich aufgelöst.
„Black Box" raste daher auch ca. 75 Minuten lang auf eine 9er Bewertung zu, doch dem steht dann leider das Ende im Wege. Nicht, dass dies absolut schlecht wäre, aber im Endeffekt baut es auf einem Zufall auf, der im Bereich eines fünf Millionen Lottogewinns liegt. Da stellte sich bei mir doch leichte Enttäuschung ein, denn da hätte man sich wirklich etwas wesentlich clevereres einfallen lassen können, zumal der ganze Film ja auch eine Überraschung nach der anderen bereithält, die aber allesamt interessanter sind als der Schluss.
Das auf der DVD ebenfalls enthaltene „alternative Ende" stellt dann aber immerhin zufrieden. Dies lässt zwar deutlich mehr offen, fügt sich aber zumindest wesentlich besser in den Gesamtstil des Filmes ein und wirkt nicht krampfhaft aufgesetzt. Ein bisschen beschlich mich dabei der Eindruck, dass der Regisseur hier von Produzentenseite Druck bekam, die Geschichte nicht zu negativ oder zu offen zu gestalten, und ihm deshalb ein anderes Ende „befohlen" wurde.
Trotzdem gelang Berry hier ein flüssiges und visuelles Meisterwerk, welches allerdings nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Menschen, die Filme wie „Fragile" oder „Stay" mochten, dürften auch bei „Black box" richtig liegen.
Wer eher auf konventionelle Thrillerkost steht, bei der alles Gezeigte eine komplett schlüssige Erklärung ergibt, wird hier wenig Freude haben und braucht sich den Film gar nicht erst anschauen.
Film mit normalem Ende: 8
Film mit alternativem Ende: 8,5