Norwegens Filmindustrie ist wohl eher den international wenig beachteten zuzuordnen, schaut man sich einmal die wenigen Kinostarts ebenjener Filme aus dem hohen Norden hierzulande an. Zu den populärsten und herausragenden norwegischen Produktionen der letzten Jahre dürften wohl die von Kritikern viel gelobten Filme „Elling", „Kitchen Stories" oder - eine amerikanische Co-Produktion - „Factotum" gehören. „Auf Anfang - Reprise" wird jedoch eine solche Ehre trotz deutschen Kinostarts eher nicht zu Teil werden.
Darin geht es um die beiden Jugendfreunde Erik (Espen Klouman-Høiner) und Phillip (Anders Danielsen Lie), die beide versuchen, als Autoren Fuß zu fassen. Doch während Erik bei seinem Debütroman nur eine weitgehend negative Resonanz entgegen schlägt, kommt der von Phillip besser an. Doch Philipp verändert sich durch einen Autounfall und seiner Liebe zu Freundin Kari (Viktoria Winge): er erleidet einen psychischen Zusammenbruch und muss nach einer Therapie erst langsam wieder an sein vertrautes Leben herangeführt werden. So hätte es kommen können, wenn Phillip Erfolg gehabt hätte, doch es gibt auch noch andere Möglichkeiten...
„Auf Anfang" spielt mit den Konjunktiven, die hätten passieren können, wenn bestimmte Schicksalskonstellationen passiert wären. Dabei wird schon prägnant in der Exposition geschildert, wie so etwas funktionieren kann: Aufgrund des Kausalitätsprinzips verursachen die beiden veröffentlichten und zum Kult avancierten Bücher der Jugendfreunde Erik und Phillip eine Revolution in Afrika etc.. Danach nimmt sich der Film dem - so könnte man es nennen - Haupt-Konjunktiv an, erzählt die Geschichte des psychisch kranken Phillip, um dann mittendrin in kurzen Rückblenden und kleinen Nebenhandlungen immer wieder von der Vergangenheit und dem (früheren) Verhältnis der Figuren zueinander zu erzählen. Bei aller Originalität dieser Narrationsstruktur wirkt dies doch teilweise etwas hemmend für den Erzählfluss. Was als faszinierend-innovative und humoristische Collage des norwegischen Alltags beginnt, entwickelt sich zu einem intensiven Psychodrama, in dem die Charaktere zuweilen jedoch etwas zu oberflächlich gezeichnet bleiben. Darstellerin Viktoria Winge stellt dabei mit ihrem schlicht hinreißend süßen Spiel einen großen Pluspunkt dar. Aber auch wenn „Auf Anfang" 4 Amanda Awards, den norwegischen Oscar, einheimsen konnte: Ganz oben in der Liga skandinavischer Filme spielt er nicht mit.
Fazit: Intensiv gespieltes Drama um zwei Freunde mit Problemen, welches weitgehend kurzweilig geraten, jedoch nicht wirklich gehaltvoll ist. Ein Kunst- und Programmkinofilm, ja, aber einer, dessen Zugang zuweilen durch die kunstfertige Narrationsstruktur etwas verschlossen bleibt.