Review

Eine fast unbemerkt gebliebene, aber höchst flotte "Was wäre wenn..."-Komödie versteckt sich hinter dem banal klingenden "Ich liebe Dick"-Titel, die durchaus als lustige Auflockerung des US-Geschichtsunterrichts genossen werden könnte.

Der Film nimmt sich die Ereignisse der Watergate-Affäre und die bekannten Tatsachen aus dem Leben Nixons und dem Film "Die Unbestechlichen" als Blaupause und inszeniert die politischen Rätsel aus dieser Zeit neu. Motor der Handlung sind dabei zwei amerikanische Teenager (Kirsten Dunst und Michelle Williams aus "Dawsons Creek"), die wie zufällig im Weißen Haus eine Stelle als Hundeführer bekommen und zu auslösenden Schlüsselfiguren rund um den Sturz des Präsidenten werden.

Der Witz entspringt dabei den Zufälligkeiten, die uns heute als große Taten oder ungeklärte Geheimnisse immer noch um die Ohren pfeifen. Betsy und Arlene geraten wie zufällig an die Watergate-Einbrecher und können einen von ihnen (Gordon Liddy) später im Weißen Haus identifizieren. Prompt geraten sie an den Präsidenten, der bis zum Hals im Schlamm steckt und werden zu Jugendberatern, die (u.a. unterstützt durch Haschkekse, von deren Gehalt die beiden jedoch nichts wissen) Nixon den Krieg beenden lassen und seine fortwährenden Paranoia verursachen. Später, als ihre Begeisterung für "Dick" verflogen ist, werden sie auch noch zu "Deep Throat", dem Unbekannten, der Woodward und Bernstein Hinweise auf den Skandal gab und letztendlich (der beste Gag) sind sie auch noch für die fehlenden 18 Minuten auf den Tonbändern Nixons verantwortlich.

Der Film schlägt immer da genau ein, wo er ein Tänzchen mit der Historie aufführt, versagt aber oft in seiner Figurenzeichnung. Betsy und Arlene, gespielt von brauchbaren Akteurinnen, agieren nur selten, sondern holpern eher ahnungslos-blond durch den Skandal, den sie nur in kindlichem Rahmen verstehen (dafür sehen beide aber schon zu alt aus). Ihr beständig-naive Teenagergekniedel, Gejuchze und Gekichere gehen irgendwann schon mal auf den Keks, weswegen die Wechsel zu den wirklich brauchbaren Szenen manchmal etwas abrupt ist.

Nicht so gelungen auch Woodward und Bernstein, die sich als eifersüchtig, egoistisch und zänkisch erweisen, eine bösartig-kindische Parodie. Absolute Spitze dagegen Dan Hedaya als Nixon, der dessen berühmte Manierismen, Mimik und Gestik hundertprozentig kopiert und damit leicht überzeichnet. Überhaupt sind sämtliche Figuren leicht überzeichnet und dick aufgetragen, etwa in der Art von "Wunderbare Jahre".

Zum Schluß bekommt der Film zum Glück wieder die Kurve nach einem Durchhänger in der Mitte und leitet nach Nixons Abschied versöhnlich in die Disco-Ära über. Manche Jokes leiden zwar etwas (z.B. können wir kaum Hedayas Orignialinterpretation hören, wie auch Saul Rubineks deutschen Akzent als Kissinger), doch wer seine Sinne beisammen hat, weiß auch so, was es mit den "Dick-Scherzchen" zwischendurch auf sich hat. Ein schönes Ding auch der zeitgenössische Soundtrack mit reichlich Popohrwürmern aus den Siebzigern.

So sollte eine amüsante Gesichtsstunde ruhig auch mal laufen und wer das Gealber der beiden Protagonistinnen ignoriert, wird als Kundiger einen Heidenspaß haben. Wer nicht, der kann sich an der knackigen Schlußkostümierung der beiden erfreuen, in aus der US-Flagge selbstgeschneiderten Klamotten. (7/10)

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