Nach mehreren niedrig budgetierten Horrorfilmen suchte Wes Craven nach einem Ausbruch aus dem Schema und wagte sich an die horroraffine, aber etwas teurere und familienfreundlichere Comicverfilmung „Swamp Thing“.
Schon eher horrorfilmtypisch ist die weibliche Hauptfigur, in diesem Falle Regierungsbeamtin Alice Cable (Adrienne Barbeau), welche zu einem US-Labor im Sumpf aufbricht, in dem Dr. Alec Holland (Ray Wise) und seine Truppe forschen und einen Hybriden aus pflanzlichem und tierischen Gewebe kreieren, der auch in harschen Witterungsverhältnissen überleben kann. Alice ist mehr als das verhuschte Final Girl der damals populären Slasherware, sondern eine erwachsene und durchaus toughe Frau, die eher in gotischer Tradition zum Love Interest des monströsen Dings aus dem Sumpf wird.
Das gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, obwohl sich seltsame Vorkommnisse in und um das Camp häufen, während sich Alice und Alec näherkommen. Bald wird klar, was wirklich passiert: Der böse Dr. Anton Arcane (Louis Jordan) will die Forschungsergebnisse stehlen und schickt deshalb seine Söldnertruppe unter der Führung des üblen Ferret (David Hess) los, um dies mit brutaler Gewalt zu tun. Fast alle Mitarbeiter werden getötet, Alec mit den von ihm entwickelten Chemikalien überschüttet und fällt scheinbar tot in den Sumpf, während Alice entkommen kann.
Alec ist allerdings nicht tot, sondern verwandelt sich in einen Hybriden aus Mensch und Pflanze, der regenerative Fähigkeiten besetzt. Während Arcanes Männer Alice jagen, stellt sich Alec als Ding aus dem Sumpf ihnen entgegen…
Cravens Film gehört quasi zu den Pionierarbeiten der Comicverfilmung, da abseits von diversen Serials bisher nur wenige Kinoproduktionen, vor allem Warners erfolgreicher „Superman“, sich der gezeichneten Vorlagen angenommen hatten. Mit 3 Millionen Dollar war „Swamp Thing“ noch moderat budgetiert, aber immer noch merklich teurer als jeder andere Film Cravens. Franchisetauglich erzählt auch dieser Superheldenerstling die (hier recht kurz gehaltene) Origin Story seines Helden, den Fokus legt Craven aber mit seiner knappen Exposition dann doch in erster Linie auf einen actionreichen Machtkampf in den sumpfigen Gefilden, bei dem die Motive diverser Figuren etwas unterentwickelt bleiben – gerade die Übelwichte sind bloß Schießbudenfiguren, die halt böse sind, die Forschungen für sich wollen und eine sadistische Ader besitzen.
Bei dieser Action hapert es dann auch wieder. Sicher, einige schicke Stunts sind zu bewundern, gerade wenn die mit Maschinen und Motorbooten ausgerüsteten Söldner in einer späteren Actionsequenz ihren Meister in dem Ding aus dem Sumpf finden, doch oft fehlt es den grobschlächtigen Kloppereien zwischen Sumpf-Ding und menschlichen Opponenten an Dynamik; stattdessen wirkt das Ganze eher an Fernseh-Action von A-Team und Co.: Reichlich Geballer und Spektakel, aber nie mit dem nötigen Wow-Effekt, Hausmannskost statt Kinozauber. Da helfen dann auch die preiswerten, aber charmanten Make-Up- und Maskentricks nichts, etwa wenn sich im (vielleicht etwas kurzen) Finale gleich zwei mutierte Monster miteinander messen.
Zwischendrin blitzen immer wieder nette Ideen auf: Das Monster als Beschützer Alice‘, quasi eine speziesübergreifende Liebesgeschichte, die das fortführt, was sich schon abzeichnete, als beide noch menschlich waren. Das Monster als sanfter Naturfreund, den man besser nicht wütend macht, die gestaltwandelnde Flüssigkeit als Sichtbarmacher dessen, was in denen schlummerte, die mit ihr in Berührung kommen. Doch es bleiben Ansätze, die innerhalb der eher grobschlächtigen Dramaturgie untergehen, welche sich in erster Linie als Verbindung zwischen den Actionsequenzen sieht. Und nicht alle Einfälle machen schlussendlich Sinn, etwa das kleinwüchsige Mensch-Tier-Mischwesen, das unmotiviert in Arcanes Kerker rumhängt, oder die Wein-Weib-und-Gesang-Party auf dessen Anwesen, die für leicht sleazige Schauwerte sorgt und deshalb in der amerikanischen PG-Fassung fehlt.
In Anlehnung an die dreckigen Craven-Frühwerke mischt hier auch David Hess, mal wieder als Sadist, mal wieder mit einer tollen Performance, mit der er seine Szenen an sich reißt. Ray Wise als nominelle männliche Hauptrolle macht das Beste aus seinen wenigen Szenen als menschlicher Alex, danach übernimmt Dick Durock im Ganzkörperkostüm als Swamp Thing. Adrienne Barbeau liefert eine solide Leistung ab, jedoch kein Vergleich zu ihren vorigen tollen Auftritten unter Carpenters Fuchtel in „The Fog“ und „Die Klapperschlange“. Enttäuschend blass bleibt Louis Jordan als Bösewicht von der Stange, der von manchem seiner Handlanger (vor allem eben Hess) an die Wand gespielt wird.
Es verwundert letztendlich nicht, warum Cravens „Swamp Thing“ keine weiteren Kreise zog: Der Regisseur mag sich um Zwischentöne bemühen, gute Ideen einbringen und mit Horrortopoi im Comicgewand spielen, doch letztendlich ist seine DC-Adaption eine reichlich simple Monster-contra-Söldner-Klopperei im Sumpf, welche sich durch massive, aber letztendlich nicht überragend inszenierte Action auszeichnet.