Wie schnell es mit gut funktionierenden Animationshits bergab gehen kann (man denke nur mal an die große Erfolge Disneys aus den 90ern, die heute schon sehr angejahrt ausschauen), kann man im Pixar-Zeitalter leider am ehesten an der „Shrek“-Franchise ablesen, dem Musterbeispiel erfolgreicher Animationsfilme.
Der erste Teil ein Überraschungserfolg mit subversivem, die bekannten Märchenelemente unterlaufendem Stil, der zweite Film ein überfrachtetes und durch die Nebenfiguren ein gewaltiges Feuerwerk mit einigen popkulturellen Referenzen, das fast doppelt so viel einspielte – und mit „Shrek – The Third“ der langerwartete dritte Teil, der beweist, daß man eine hungrige Kuh nicht besonders gut melken kann.
Auch der dritte Shrek-Film spielt wieder im Lande „Weit weit weg“ und beschäftigt sich vordergründig mit Vatersorgen und der Belastung König sein zu müssen, sprich also dem Versuch, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Während der böse Prince Charming also versucht, die Macht an sich zu reißen, sucht Shrek nach einem (wie er meint) geeigneteren Thronfolger in Gestalt des jungen Losers Artus.
Das ist eine bewährte Storyline, die natürlich damit endet, daß jeder seine Lektion lernt, Verantwortung getragen wird, Kinder Spaß machen und sich die Guten das Königreich zurückerobern, indem man den Bösen schlußendlich auch mal ihre wahren Lebenswünsche erfüllt.
Nur: das ist kaum noch subversiv und schon gar nicht mehr so brilliant neben der Spur inszeniert, sondern eher konventionell und erwartungsgemäß.
Das Shrek-Universum hat nach zwei Filmen bereits so viele Nebenfiguren, die man alle lieb gewonnen hat, daß man sie hier notgedrungen irgendwie für Auftritte in den Film gestopft hat, ohne auf die wirkliche Substanz der Geschichte zu achten.
Das hat zur Folge, daß Shrek der Nebendarsteller in seiner eigenen Handlung ist und vor den Stichwortgebern Esel und Kater ständig vorneweg trottet – wobei ausgerechnet Thronfolger Artus die blasseste Enttäuschung ist.
Der böse Charming dagegen will in erster Linie König und in zweiter seltsamerweise ein gefeierter Darsteller sein (was zusammenhangslos irritiert), Fiona ist schwanger und ansonsten albert man ein bißchen herum.
Blöd nur, daß die „neuen“ Einfälle meistens gar nicht ziehen: der auf Natur-Öko-Mystik umgeschulte Merlin ist ein sympathischer, aber unauffälliger Trottel ohne besonderen Witz; an Artus‘ Schule in England (vermutlich) geht es witzloserweise zu wie auf einer amerikanischen High School und die Bösen rund um Captain Hook haben leider so gar kein Profil. Kleine Highlights sind sicherlich das narkoleptische Dornröschen oder die rabiate Königinmutter, aber spätestens immer dann, wenn die kleinen fliegenden Eselsdrachen durchs Bild fliegen, hat die typische Niedlichkeit den Reiz Shreks wieder eingeholt.
Und bisweilen vertut man sich auch ganz im Geschmack, wenn Shrek bemüht ist, Artus mit „Jugendsprech“ zu beeindrucken oder umzustimmen, einen unangenehmeren Moment hat es schon lange nicht mehr gegeben, so etwas geht leider gar nicht, außer man hat einen Liefertermin, aber wenig aufsehenerregende Ideen.
Womit nicht gesagt wäre, daß „Shrek 3“ schlecht ist – er läuft aber relativ überraschungsarm einfach so durch, bietet ein Wiedersehen mit fast allen, aber ohne große Kracher und ohne besondere Überraschungen und das ist das Schlimmste, was Animatoren geschehen kann.
Es ist ein netter, streckenweise amüsanter Film, der einen aber schmerzhaft daran erinnert, wie simpel und hinterhältig flott das Original war. Insofern haben die Ice-Age-Macher wohl die besseren Figuren und es bleibt die Frage, wo die Jungs von Pixar zum Teufel immer noch ihre Ideen her haben.... (5/10)