Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen DVD-Fassung von ASCOT ELITE mit SPIO/JK-Kennzeichnung!
Viele Köche verderben den Brei lautet ein bekanntes Sprichwort und die Frage, die sich bei dem Horrorschocker "The Signal" stellt, ist, ob von drei Regisseuren nicht einer zuviel war. Mag der Inszenierungsstil des Werkes von David Bruckner, Jacob Gentry und Dan Bush anfangs noch gewöhnungsbedürftig erscheinen, so wird sich der Zuschauer, sofern er sich fernab des gewöhnlichen Mainstreams mit einem derart konfus inszenierten Film anfreunden kann, bestens unterhalten fühlen.
Die drei jungen Burschen, die "The Signal" geschrieben und inszeniert haben, auf dem Cover als visionär zu bezeichnen, halte ich für etwas übertrieben, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht ganze Arbeit geleistet hätten. Sie haben zumindest ordentlich ihre Hausaufgaben gemacht und fleißig in der Filmgeschichte gewildert, denn hat man sich auf die Inszenierung eingelassen, erkennt man gleich, wo und bei wem sich die Drei bedient haben.
Die Story um ein mysteriöses, über den Fernsehbildschirm gesendetes Signal, dass harmlose Menschen zu paranoiden, unter Wahnvorstellungen leidenen Bestien mit unberechenbaren Aggressionen verwandelt, erinnert nicht von ungefähr an "The Crazies" und der in Kapitel aufgeteilte Handlungsverlauf an den Inszenierungsstil von Quentin Tarantino.
Tarantino meets The Crazies - genau so könnte man "The Signal" kurz und knapp zusammenfassen. Jedes der drei Kapitel wurde von einem der drei Regisseure geschrieben, die Regie für den gesamten Film teilten sie freundschaftlich untereinander auf.
Erscheint der Ablauf der Handlung anfangs noch verwirrend, so wirkt er im weiteren Verlauf umso raffinierter und wenn alle drei Mosaikstückchen des Puzzles vorhanden sind, wird auch die letzte noch offene Frage beantwortet sein, da jedes einzelne Kapitel teilweise bereits erzählte Motive aus einer anderen Perspektive beleuchtet und durch neue Details erweitert.
Dabei verschwimmen oft die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit, wodurch natürlich auch Raum für aberwitzige Situationen geschaffen wird. Dadurch erleidet "The Signal" zur Mitte hin einen kleinen Bruch, verwandelt sich in ein bizarres Kammerspiel, dass mit absurden Humor das düstere, blutrünstige Szenario etwas auflockert, nur um in der nächsten Szene mit brachialer Brutalität das nächste Massaker auf den Zuschauer einwirken zu lassen.
Dieser Bruch, bei dem der Humor mitunter eine tarantinoeske Note bekommt, passt sich dem bizarren Charakter des Films sehr gut an, zumal die Härte beibehalten und nahezu mit jeder Minute noch gesteigert wird.
Es geht in "The Signal" in puncto Gewalt sehr heftig zur Sache und das ist auch notwendig, wenn man das ganze Ausmaß des mysteriösen Signals und die daraus resultierenden Gewaltakte in Bilder kleiden möchte. Die meisten Brutalitäten werden - bis auf zwei, drei explizite Szenen - zwar niemals in Nahaufnahme gezeigt, dennoch zeugen die blutverschmierten Gesichter und die Anzahl der Schläge davon, wie grausam zugerichtet ein Kopf aussehen mag, auf den mit einem Baseballschläger ein Dutzend Mal eingeschlagen wurde.
"The Signal" ist eine eigenwillige und außergewöhnliche Mischung, neben "The Crazies" wird versucht, eine apocalyptische Szenerie wie aus "28 Days Later" zu erschaffen, was an dem begrenzten Budget leidet.
Das ist aber ein Aspekt, der nicht besonders ins Gewicht fällt, denn "The Signal" funktioniert auch ohne menschenleeres Großstadt-Szenario mit ausgebrannten Autowracks.
Dafür besticht das Werk vielmehr durch die großartigen schauspielerischen Leistungen der eher unbekannten, dafür umso natürlicheren Darsteller und mit der Rahmenhandlung, die um das Signal und die Auswirkungen der Gewalt herum geschrieben wurde:
Ben liebt Mya, doch die ist mit dem cholerischen, eifersüchtigen Lewis verheiratet, der sie mehr als seinen persönlichen Besitz betrachtet. Bevor die Welt um sie herum aus den Fugen gerät, planen die beiden Liebenden den Ausbruch aus ihrer Situation und verabreden sich für den nächsten Tag am Terminal 13, um gemeinsam aus der Stadt zu verschwinden. Getrennt voneinander wird ihre Flucht zur schmerzhaften und blutigen Odyssee.
"The Signal" ist sicherlich kein Film für zwischendurch. Der Zuschauer benötigt Konzentration und Ausdauer um diesen Gewaltrausch verstehen und aushalten zu können.
"The Signal" ist sicherlich auch - schon wegen des außergewöhnlichen Inszenierungsstils - kein Film, den man sich immer wieder anschauen kann.
"The Signal" ist aber sicherlich ein Film, den man einmal gesehen haben sollte und die Ausnahme von der Regel, dass viele Köche den Brei verderben.