Review

Von der Jugend in England...18.07.2011

Normalerweise mag ich Filme aus diesem Untergenre nicht, Streifen, die sich mit dem Heranwachsen von Jugendlichen beschäftigen. Aber ich mag Ska und Reggae, und der Film genießt überall einen guten Ruf - also, warum nicht einfach mal unvoreingenommen anschauen? Und in der Tat - der Streifen ist tatsächlich richtig gut! Unbekannte Darsteller, eine einfache Geschichte, Zeit- und Lokalkolorit, alles drin, was ein zeitgeschichtliches Dokument ausmacht. Das sieht man schon am liebevoll aus Originalaufnahmen zusammengestückelten Vorspann, der uns in die Zeit Englands im Falkland-Krieg zurückversetzt und damit einen perfekten Einstieg in die Story bietet.

England im Jahr 1983, das war Thatcherism in Reinstform. Niemand denkt heute noch an die eiserne Lady, wenngleich das Merkel ab und an wie eine mißlungene Reinkarnation wirkt. Wir sehen den elfjährigen Shaun auf dem Weg in die Schule, angetan mit läppischen Schlaghosen, von den Schulkollegen gehänselt...und das als Halbwaise, denn Shauns Vater starb im Falklandkrieg. Doch am Horizont ein Silberstreif: die Gruppe um Woody und seine Freunde, Punks, Skins, einfach eine nette Bande, zwar alle älter als Shaun, aber ihn dennoch freundschaftlich aufnehmend und mit Jeans, Docs und Glatze ausstattend. Endlich ist Shaun nicht mehr allein...doch die gute Stimmung ist dahin, als Combo, ein alter Kumpel Shauns, aus dem Gefängnis zurückkommt und rasisstisches Gedankengut in die Welt der Gruppe trägt. Diese spaltet sich, und für Shaun ist das der Kontakt mit einer anderen, finsteren Welt, der er sich aus Bewunderung für den Vaterersatz Combo gerne anschließt. Doch er wird seine Entscheidung bereuen, als sich Combo gegen einen Mitgefährten wendet.

Derr Film lebt insbesondere von dem Dreigestirn Shaun, Combo und Woody. Die Darsteller sind brillant, man sieht den dreien gerne bei ihrem Leben zu und hat das Gefühl, einem Dokumentarfilm beizuwohnen. Der Film macht zudem nicht den Fehler, eindeutig Position zu beziehen - sicherlich ist Combo ein Geistesverwandter zu Edward Norton in American History X, aber lang nicht so pathetisch. Hier wie dort ist auch ein älterer Rassist dabei, der aber hier nur eine untergeordnete Stelle einnimmt, und das ist gut so, da der Fokus dann doch zu sehr Richtung National Front geschwenkt wäre, weg von der Zentralfigur Shaun. Wenn man also ein realistisches Zeitdokument sehen möchte, ein Faible für Ska und Reggae hat, nichts gegen Jugendliche im Film einzuwenden ist und man gerne dem Heranwachsen und Mannwerden einer Figur zusieht, dann ist man hier bestens aufgehoben - 8/10.

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