Review

"Der beste britische Film seit Trainspotting"! Diese Auszeichnung prangt dick auf dem Front-Cover der DVD und hat mich (zusammen mit den abgebildeten Screenshots und den zahlreich genannten Filmpreisen auf der Rückseite) ziemlich neugierig gemacht. Doch ich wurde enttäuscht.

"This is England" ist kein zweiter Romper Stomper. Auch mit Trainspotting ist er kaum vergleichbar.

Die Story spielt Anfang der 80er Jahre und handelt von einem 12-jährigen Außenseiter, der Zuspruch und Freunde in einer Clique von Skinheads findet, später jedoch durch falsche Vorbilder und falsche Ideale hart die brutale Welt von Fremdenhass und Rassimus kennenlernen muss.

Die Botschaften kommen zwar ´rüber, aber hätte man diese Story um einen etwas älteren Teenager aufgebaut, wäre der Film wesentlichen glaubhafter und nachvollziehbarer gewesen. Nun gut, ich bin zwar nicht in England aufgewachsen, aber ich kenne absolut niemanden, der seinerzeit mit einer Gruppe wesentlich älterer Halbstarker, die ihn als "vollwertiges Mitglied" aufnehmen und anerkennen, losgezogen ist und eine Freundin hatte, die bereits 18 Jahre alt ist.

Als Zwölfjähriger hat sicherlich auch kaum jemand auf einen 32-jährigen, knasterfahrenen Skinhead eingeprügelt, der ihn, statt sich angemessen zu wehren, anschließend als "echten Schatz" bezeichnet.

Auch wenn es sich hier (hauptsächlich) nicht um Naziskins sondern eher um SHARP-Skins handelt, zeigt der Film immer wieder Szenen und Dialoge, die völlig untypisch für das Verhalten und die Sprache in einem solchen Milieu sind. Jedenfalls habe ich derartige Erfahrungen in meiner frühen Jugend weder selbst gemacht noch beobachtet.

"This is England" ist freigegeben ab 12 Jahren, und das aus gutem Grund. Typische Situationen wirken wie zensiert oder weichgespült. Keine lauten, chaotischen Partys, kein Komasaufen, kaum Drogen, keine Schlägereien, kein Sex, kein exzessives Einfach-nur-Scheißebauen. Zudem bringt die deutsche Synchro, die auch sonst nicht wirklich überzeugt, kaum bis gar nicht die Agressivität und Intensität des O-Tons ´rüber. Szenen, in der die Mutter des 12-Jähringen der Clique die Leviten lesen will, weil sie ihrem Spross die Haare rasiert und passende Klamotten verpasst hat, enden nicht in Gepöbel oder Streit sonden in fast schon familiärer Eintracht und Respekt. Sorry, aber das passt einfach nicht.

Fazit: "This is England" stellt die Beziehung von jungen Wilden untereinander und zu anderen, insbesondere jüngeren und andersartigen Menschen, völlig anders dar, als man es gewohnt ist. Dies ist wie gesagt meistens unglaubwürdig, so dass der gesamte Film, wie auch dessen Intention und Moral, einfach verpufft. Trotz ansonsten toller Atmospähre (geprägt durch gute Fotografie und passendem Soundtrack) konnte "This is England" somit nicht überzeugen. Schade!

5/10

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