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Will Ferrell, der neue Tausendsassa des Komödiengenres, ist wieder da. Nachdem er ja in seinen Anfängen sich hauptsächlich der albernen Klamotte verschrieb, hat er uns in der letzten Zeit allerdings auch schon des öfteren bewiesen, dass er durchaus auch mehr drauf hat, als mit heftigem Overacting Lacher zu erhaschen. Erst vor kurzem erfreute er uns mit seinem Trip durch "Schräger als Fiktion", aber auch schon in Woody Allens "Melinda und Melinda" zeigte er sein Können außerhalb der Blödelei. Nun allerdings kehrt er erst einmal wieder in sein Standardfach zurück und erheitert uns, zusammen mit "Napoleon Dynamite"-Actor Jon Heder, in der latent homoerotisch angehauchten Sportlerkomödie "Die Eisprinzen" und legt damit eine mehr als flotte Sohle aufs Einparkett.

"Die Eisprinzen" stellt nach "Born to Be Wild" nun bereits das nächste Komödienhighlight, des sonst noch nicht ganz ausgereiften Kinojahr 2007, dar. Dabei bleibt zwar alles irgendwo beim Alten, aber das eben auf eine wirklich komische Art und Weise. Die Geschichte selbst ist dabei wieder einmal nur als Aufhänger zu betrachten. Es geht um die beiden verfeindeten Eiskunstläufer Jimmy MacElroy und Chazz Michael Michaels, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Der eine eher zart, feinfühlig, schlank und im Umgang mit Frauen eher zurückhaltend, der andere derb, kräftig und ein Sexprotz vor dem Herrn. Als sich die beiden bei einer Weltmeisterschaft in die Haare bekommen, werden sie daraufhin auf Lebenszeit suspendiert. Doch es soll ein Schlupfloch in den Regeln geben, denn wenn die beiden als Paar auftreten, hätten sie durchaus noch eine Chance, wieder am Wettkampf teilzunehmen. Also reißen sich die Beiden so gut es geht zusammen, was aber natürlich erst einmal nur zu Problemen führt. Zumal ihnen auch ein anderes Paar schon auf den Fersen ist... Bekannt, Innovationslos und irgendwie, irgendwo auch schon 100 Mal gesehen, dass sind sicherlich noch die haltbarsten Kritikpunkte, die man den Storyschreibern vorwerfen darf. Auch wenn die Idee mit den Eiskunstläufern an sich noch recht griffig und kaum abgenutzt ist, so ist das Zwisten und Vertragen von unterschiedlichen Charakteren doch schon längst ein alter Hut. Wirkliche Genre-Neuigkeiten findet man hier jedenfalls selten und streng vorhersehbar ist der ganze Spaß natürlich auch. Doch wenn man genau hinsieht merkt man allerdings, dass die Macher mehr als das auch überhaupt nicht vorhatten und der Film somit durchgehend sich selbst treu bleibt und seine Hauptmerkmale auf die Jokes lenkt.

Und diese sind dann eben doch mehr als passend und treffen nicht selten ins Schwarze. Da werden Zoten noch und nöcher gerissen, es gibt Klamauk und Blödeleien satt. Wenn sich die beiden Konkurrenten z. Bsp. gegenseitig beweisen wollen, wie toll sie doch sind und dabei schon einmal mit blanker Wampe über das Eis schliddern. Oder wenn sie sich ein ums andere Mal in die Haare kriegen und dabei selbst vor kräftigen Tritten unterhalb der Gürtellinie nicht halt machen. Oder wenn sie zum Abschluss einen Schlittschuhtanz aufs Parkett legen, der allen Vorstellungen nur so trotzt. Ja dann haut man sich als Mensch mit gutem Geschmack doch schon einmal die Schenkel blutig. Hier darf sich eine Kalauer mit dem Nächsten abwechseln, der Klamauk ist allgegenwärtig vorhanden und jede Szene scheint in Sachen Grotesk und Skurrilität unbedingt noch eins draufsetzen zu wollen. Wer also mit Blödelhumor par excellence etwas anfangen kann, der wird hier schon einmal bestens bedient.

Ebenfalls positiv ist in Sachen Humor zudem noch anzumerken, dass der Film bei seinem Witzerundschlag dabei nie wirklich in den Ekel- oder Fäkalhumor abrutscht. Zwar konnte man es sich in zwei kurzen Szenen auch nicht nehmen lassen, mal einen der beiden Hauptfiguren in seinen Anzug kotzen zu lassen bzw. allerhand Müll in sich hineinstopfen zu müssen, um an einen rettenden Schlüssel zu gelangen, doch alles in allem regiert hier noch eher Spaß, der nicht zu sehr auf die Brechreize der Zuschauer setzt. Ein paar Angriffe unter die Gürtellinie sind da schon eher auszumachen, vor allem wenn Michaels wieder einmal mit seiner "Krankheit", der Sexsucht, im Rampenlicht steht. Doch selbst diese Witze wirken hier noch komisch und können den Machern nicht wirklich böse genommen werden. Denn auch unter der Gürtellinie kann es manchmal verdammt komisch hergehen, sofern es eben nicht plump wirkt, was bei den "Eisprinzen" glücklicherweise nur höchst selten der Fall ist. Und wer eventuell Angst davor hat, dass sich der Film in allerlei Schwulenklischees badet, der sei hiermit ebenfalls beruhigt. Es wird hier höchstens einmal kurz hier und da in der Schwulenklischee-Wanne geplanscht, aber wirklich ausgewälzt werden sie hier nie.

Aus inszenatorischer Sicht hält sich dabei ebenfalls alles auf typischem US-Comedy-Niveau. Sprich die Kulissenauswahl, die Auswahl der Kostüme, der Soundtrack, die Arbeiten hinter der Kamera, alles wurde mit einsprechender Sorgfalt umgesetzt, ohne das man dabei nun irgendwelche ausgerissenen Bäume erwarten sollte. Das Budget war mit 61.000.000 $ auch entsprechend hoch angesetzt, was man dem Film wirklich durchgehend anmerkt.

Zumal das meiste Geld sicher eh in die Hauptdarsteller geflossen sein dürfte, allen voran natürlich Will Ferrell, der hier wieder einmal mit einer astreinen Mischung aus Overacting auf der einen Seite und überzeugender Figurendarstellung auf der anderen Seite, genau das bringt, was man von ihm bisher kennt und irgendwie auch lieben gelernt hat. Vor allem sein Mut zu extremer Hässlichkeit muss hier noch erwähnt werden, denn so ekelerregend in Punkto Aussehen hat man ihn wohl nur selten gesehen. Ebenfalls recht hässlich, dabei aber nicht minder gut in seinem Spiel, ist Jon Heder, der sich genauso gibt, wie man es bereits in Filmen wie "Napoleon Dynamite" von ihm kennen gelernt hat. In den Nebenrollen gibt es dann u.a. auch noch William Fichtner oder Will Arnett zu betrachten, die genauso, wie alle anderen auch, ebenfalls überzeugen können. Gut so!

Fazit: "Die Eisprinzen" sind eine durch und durch unterhaltsame Mischung aus allerlei Zoten, Slapstick und Klamauk, die mit seinen Witzen aber meist genau da hinzielt, wo es den Zuschauer treffen muss, damit er laut loslacht. Auch wenn die Geschichte, wie so oft, kaum etwas hergibt, so bietet sie zumindest ein erfrischendes Grundgerüst, das zum Aufbau von 90 Minuten durchgehendem Lachen, mehr als gut zu gebrauchen ist. Dazu zwei Darsteller, die sich bei ihrem Overacting nur so wohl fühlen und durch ihrem Mut zu extremer Hässlichkeit sowieso einen Bonuspunkt verdient haben. Wer also nach "Born to be Wild" schon wieder Lust hat, wieder einmal so richtig abzulachen, nichts gegen stetig ins schwarze treffende Zoten und Klamotte hat und mal einen Will Ferrell sehen möchte, der einem mit seinem Aussehen fast das Essen aus dem Gesicht treibt, der sollte sich diesen Spaß hier nicht entgehen lassen. Für Spießer ist das Ganze aber sicher nichts!

Wertung: 7,5/10 Punkte

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