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Ende der 50er Jahre verschwinden in dem beschaulichen, kleinen Örtchen Plainfield in Wisconsin immer wieder Menschen auf mysteriöse Weise, zudem deuten vermehrte Grabaushebungen auf die Taten eines Leichenschänders hin. Die Polizei ist angesichts dieser Ereignisse vollkommen ratlos, Verdächtigungen werden eben so schnell wieder fallen gelassen, wie sie erhoben wurden. Niemand würde auch nur im Traum damit rechnen, dass der ruhige, seit dem Tod seiner Mutter zurückgezogen lebende Farmer Ed Gein (Kane Hodder) für die schrecklichen Taten verantwortlich ist. Dem jungen Cop Bobby Mason (Shawn Hoffman) ist Gein zwar schon länger unheimlich, doch die begangenen Taten traut er ihm nicht zu. Da werden eines Tages plötzlich auch Mason's Freundin und seine Mutter vermisst...


Serienkiller sind aus dem Horror-Genre nicht mehr wegzudenken. Egal, ob sie à la Freddy dem Übernatürlichen entstammen, oder ob ein Film im Stil von "Henry - Portrait of a Serial Killer" todernst daherkommt. Die Taten dieser Monster, der Blick in menschliche Abgründe, fesselt das Publikum immer wieder. So kommt es auch, dass in regelmäßigen Abständen die wahren Fälle auf Zelluloid gebannt werden, ohne die es heutige Klassiker wie "Texas Chainsaw Massacre" oder "Psycho" niemals gegeben hätte. Horror ist eben immer nur ein Abbild der Welt, in der wir leben. Der Herr, der für die beiden genannten Streifen maßgeblich Pate stand, diente bereits als Aufhänger für den einen oder anderen Beitrag zum Horrorfilm, nun nahm sich ihm im Jahre 2007 ein weiterer Filmemacher an.

Obwohl im Jahr 2001 mit "Ed Gein - The Wisconsin Serial Killer" schon eine durchaus solide Verfilmung der Taten von einem der berüchtigsten amerikanischen Serienkiller erschien, greift "Ed Gein: The Butcher of Plainfield" die Thematik erneut auf, legt dabei aber erschreckend wenig Wert auf Authentizität. So dürfte bereits die Besetzung der Hauptrolle große Fragezeichen auf die Stirn vieler Horrorfilm-Kenner werfen. Der Part des Ed Gein ging an keinen anderen als den nicht unbedingt schmächtigen Stuntman und Schauspieler Kane Hodder, der sich in Fankreisen vor allem durch seine Darbietung des Jason Voorhees Beachtung verschaffen konnte. Dass der Mann ohne Maske allerdings schnell aus der Sichtweite einer Kamera treten sollte, hat er zuletzt in dem furchtbaren B-Schinken "Born" unter Beweis gestellt. Ohne Frage, ein talentierter Schauspieler sieht anders aus.

Somit, sollte man meinen, fehlt es Hodder schon an zweierlei, um eine Figur wie Gein vernünftig zu verkörpern. Schauspielerisches Talent und das richtige Aussehen. Edward Theodore Gein, der sich aus Leichenteilen Gesichtsmasken und Gebrauchsgegenstände fertigte, war von wenig auffallender Statur und galt stets als schüchtern und zurückhaltend - was Kane Hodder auf den ersten Blick schon nicht transportieren kann. Doch Regisseur Michael Feifer, der in den vergangenen drei Jahren sechs belanglose B-Movies ablieferte und bei noch weitaus mehr als Produzent fungierte, legte es scheinbar nicht darauf an, die Geschichte des Serienmörders wahrheitsgemäß zu erzählen, vielmehr schildert "Ed Gein: The Butcher of Plainfield" eine dramatisierte und an vielen Stellen frei erfundene Geschichte, die mit den wahren Begebenheiten nur noch am Rande korrekt einhergeht.

Letztendlich dürfte es großteils wohl zwei Arten von Horrorfilm-Konsumenten geben, die sich diesen Film ansehen werden. Die einen, die auf das Cover hereinfallen und sich Unterhaltung à la "Texas Chainsaw Massacre" erhoffen und natürlich die, die sich für Serienkiller-Streifen interessieren und Wert auf eine authentische Erzählung legen. "Ed Gein: The Butcher of Plainfield" wird in diesem Fall keiner der beiden Klientel überzeugen können. Weder ist er ein stark gorehaltig oder verstörend, noch hält er sich an die Vorlage. Somit drehte Michael Feifer fröhlich an jeder Zielgruppe vorbei und füttert mit "Ed Gein: The Butcher of Plainfield" wieder einmal die B-Movie-Erfahrenen-Allesgucker, die sich sowieso jeden neuen Direct-to-Video Scheiß ansehen, auch wenn mal wieder ein mieser Film auf dem Plan steht.

"Ed Gein" kann jedoch nur unter gewissen Vorbehalten als solcher bezeichnet werden, denn hartgesottene Allesseher werden hiervon durchaus noch gut unterhalten. Wer sich ansonsten nur selten in die versifften und kostengünstigen Bereiche des B-Kinos verirrt und lediglich Werke wie "The Descent" und das Remake zu "Dawn of the Dead" zu seinen Horror-Favoriten zählt, der kann anstatt zu "Ed Gein" genau so gut zu "Barbie und der Nussknacker" greifen, da der Unterhaltungswert in beiden Fällen der selbe wäre. Michael Feifer liefert einen inszenatorisch äußerst lieblos in Szene gesetzten Serienkillerfilm ab, dem das mangelnde Budget zu jedem Zeitpunkt ins Gesicht geschrieben steht. Mit Kane Hodder und Michael Berryman, sowie dem schicken Cover als Zugpferd sollte "Ed Gein" als etwas verkauft werden, was er nicht einmal ansatzweise sein kann und somit werden die meisten hier eine unerfreuliche Überraschung erleben.

Jene Gattung der alles ins sich aufsaugenden Vielseher, Hirnzellen durch permenanenten Low-Budget-Schrott-Vernichter und Trashliebhaber allerdings, um auf die einzige Zielgruppe dieses Werkes zurückzukommen, dürfen sich letztendlich dennoch auf durchaus ordentlich angelegte 87 Minuten einstellen. "Ed Gein: The Butcher of Plainfield" erzählt die übliche Story der beschaulichen Kleinstadt, die durch etwas Grausames ins Wanken gebracht und in ihren Grundfesten erschüttert wird. Ein Großteil der Handlung konzentriert sich dabei auf den jungen Polizisten Bobby, seine nervtötende Freundin Erica, sowie auf seine Mutter. Natürlich wird schnell klar, wie der Hase läuft und der Turning Point mit der Entführung der beiden Damen ist alles andere als unerwartet. Dennoch verfolgt man das Geschehen mit einer gewissen Spannung.

Ed Gein erhält dabei nur wenig Charakterisierung und wirkt in seinen Momenten wie ein traumatisierter Jason, dem man die Maske weggenommen hat. Durch die bullige Statur bleibt nicht viel vom wahren Gein übrig, dennoch bringt Hodder die Figur für seine beschränkten Talentverhältnisse noch ansatzweise ordentlich rüber. Nichtsdestotrotz sind die Schauspieler nicht gerade der Glanzpunkt dieses Films, da alle sehr aufgesetzt spielen und wenig symphatisch wirken. Den erfreulichsten Auftritt hat da noch Michael Berryman, der jedoch nach wenig Screentime schon wieder ins Gras beißen darf.

Als Serienkillerfilm, der wenig Anspruch auf inhaltliche Korrektheit legt, schafft es "Ed Gein: The Butcher of Plainfield" zumindest, sein Publikum, sofern dies ein B-Movie erfahrenes ist, nicht zu langweilen. Durchaus solide wird eine 50er Jahre Atmosphäre eingefangen, um vor der Kulisse einer Kleinstadt immer wieder junge Frauen verschwinden zu lassen. Nur selten bekommt man dann allerdings detailliert zu sehen, was mit diesen geschieht. Bis auf zwei halbwegs grausame Szenen könnte "Ed Gein - The Butcher of Plainfield" auch Nachmittags im Kinderprogramm gezeigt werden und das ist sicherlich einer der hauptsächlichen Fehler. Sinnfreie Gewalt-Exploitation hätte dem Ganzen sicherlich einen dreckigeren Look verpasst.


Als Ed Gein - Verfilmung ist "The Butcher of Plainfield" ein an den Haaren herbeigezogenes Ärgernis. Die wichtigsten Fakten wurden über den Haufen geworfen, um eine frei erfundene Story eines jungen Cops einbringen zu können, der letztendlich um seine Liebsten fürchten darf. Wer also Wert auf eine korrekte Erzählung der Gein-Ereignisse legt, hat nichts verpasst, wenn er den Streifen in der Videothek zurücklässt. Auch sollten alle, die nur wenig mit B-Movies am Hut haben, auf eine gewisse Sicherheitsdistanz gehen, da man schon eine gewisse Toleranz für derartige Kost mitbringen muss, um den Streifen ertragen zu können. Für alle, die von diesen Warnungen noch nicht angesprochen wurden, bleibt letztendlich ein durchaus ordentlicher, irgendwie ulkiger Serienkillerfilm mit einem herrlich unpassenden Kane Hodder. Kann man sich der Kuriosität wegen mal ansehen, da kam auch schon Schlimmeres aus dem Bereich.

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