Filme über legendäre Serienkiller sind so eine Sache: Hält man sich an die biographischen Einzelheiten, kann man als Zuschauer mit Hintergrundwissen nicht mehr überrascht werden, weicht man von diesen ab, verfälscht man schlicht die historischen Fakten.
Hier, Im Fall von Ed Gein, hat man einen Mittelweg gewählt; der Kern hält sich an die wahren Hintergründe, nur Teile der Rahmenbedingungen wurden verändert.
So funktioniert der Streifen als Thriller ganz okay, um Tiefgründiges über die Person Geins zu erfahren, scheitert er jedoch.
Es war Mitte der 50er, als Ed Gein als Killer in Plainfield, Wisconsin aktiv wurde. Nach dem Tod seiner strengen Mutter und seines Bruders lebte er allein auf einer Farm, eignete sich umfangreiches medizinisches Wissen an und zog seinen weiblichen Opfern die Haut ab. Mindestens zehn Frauen soll er getötet haben, doch über Geins weiteres Schicksal soll an dieser Stelle nicht näher gespoilert werden…
Eher wie ein Drama mit kleinen Horror-Einlagen konzipiert, sollte man als Freund temporeicher Action direkt auf Abstand gehen, denn die Erzählweise des Streifens ist ruhig und leider auch reichlich abgeklärt.
Damit Geins Treiben nicht allein im Fokus bleibt, dient als Gegenpart der junge Deputy Bobby mit seiner Verlobten. Dass ausgerechnet diese Bekanntschaft mit Gein machen wird, ist dabei ebenso konstruiert, wie die Rolle von Bobbys Mom, die im Übrigen viel zu platzeinnehmend ausgefallen ist.
Nur selten stehen Geins Taten selbst im Vordergrund, Gore deutet sich hier lediglich an, aber über seine Beweggründe erfährt man allenfalls etwas aufgrund kleinerer Flashbacks, die zu selten kommen, um einschneidende Erlebnisse nachvollziehbar zu machen.
Der Hüne Kane Hodder erweist sich indes als Idealbesetzung für Gein. Mit wenigen Gesichtsausdrücken spiegelt er einen gebrochenen, aber auch zielstrebigen Mann wieder, der zunächst wie ein einsamer Sonderling wirkt, der er für die anderen im Provinznest schließlich auch war. Besonders in den Momenten, als er in unbeteiligten Frauen seine eigene Mutter sieht und immer wieder kurzfristig innehält, wirkt Hodder sehr überzeugend.
Gleiches gilt für die übrigen Darsteller, obgleich der kurze Auftritt eines Michael Berryman eher wie eine Hommage ans Horrorgenre generell wirkt.
Die Distanz zur Person Gein bleibt jedoch der große Schwachpunkt, während man über Gegenpart Bobby schon fast mehr mitbekommt, als einem lieb sein kann, wodurch schließlich auch phasenweise Spannung aus dem Geschehen genommen wird.
Gein hingegen ist nur ein Handelnder, von dessen Aktionen man lediglich Bruchstückhaftes mitbekommt: Frau überwältigt, mitgenommen, kurz bearbeitet, fertig.
Konfrontation und Gegenwehr bleiben aus, - Gein schien seinerzeit offenbar leichtes Spiel mit seinen Opfern gehabt zu haben und auch der Klau von Leichenteilen vom örtlichen Friedhof, lief offenbar, bis auf eine Ausnahme, ohne größere Schwierigkeiten ab.
Im Gesamtbild wirkt das, als hätten möglichst alle relevanten Tatsachen untergebracht werden müssen, aber es erscheint zuweilen ein wenig fragmentartig.
Zum Finale packt man schließlich doch noch die Tempokeule aus, knallt ein paar dramaturgische Spitzen rein und drückt final noch etwas auf die Kitsch-Drüse. Besonders während dieser Minuten merkt man, wie wenig man sich eigentlich über Ed Gein im Speziellen schert, sondern eher versucht, die üblichen Muster eines Thrillers einzubinden.
Wobei, das funktioniert inszenatorisch, mit treffendem Score und netten Settings, ganz ordentlich.
Aber mehr als ein solider Thriller mit etwas zuviel Nebenhandlungsgeschehen ist dabei am Ende eben auch nicht herausgekommen.
5,5 von 10