ED GEIN – THE BUTCHER OF PLAINFIELD
Das isser – der Hodder-Gein-Film. Stand am Wochenende als US-DVD im Regal meiner Videothek. Konnte ich mir nicht entgehen lassen. Und wie ich bereits vor Monaten befürchtete, ist die Wahl des Hauptdarstellers eine grandiose Fehlentscheidung. Was ich aber nicht ahnen konnte: Nicht nur der Protagonist kommt einfach nicht hin, sondern auch die gesamte Handlung stimmt mit dem realen Fall Gein nicht überein. Entweder wollte man mehr Kills und körperliche Action und nahm deshalb Hodder oder aber Hodder war zuerst da und das Drehbuch wurde auf seinen Typ umgeschrieben. Ed Gein wird hier nämlich nicht als verklemmter, unterwürfiger und verschrobener Einsiedler dargestellt sondern als bullige Tötungsmaschine, die jede Person an Ort und Stelle beseitigt, die ihm nicht passt. Eben typisch Hodder. Der blickt ständig finster drein, besitzt aber – von einem kleinen Weinkrampf mal abgesehen – so viel Mimik wie mit der Hockeymaske auf dem Gesicht. Nämlich gar keine. Dagegen ist Jason im Finale von TNB ein echter Charakter mit Emotionen. Hodder schafft es also nicht einmal ansatzweise, die psychologische Tiefe und Komplexität der Figur Geins rüber zu bringen. Selbst seine Morde wirken im Vergleich zu Jasons Schandtaten richtig lahm. Das Drehbuch holt sowieso viel zu wenig aus der Vorlage heraus. Stattdessen werden nur der Bodycount durch ein paar eher langweilig abgefilmte Morde erhöht und zu „dramatischen Zwecken“ ein paar frei erfundene Nebenhandlungen dazu gesponnen. Das hat der Fall Gein aber absolut nicht nötig, denn der ist bereits dramatisch genug. Trotzdem gibt es eine viel zu breit angelegte Story um einen Deputy, der mit seiner Freundin einen Autounfall baut und sie später aus Geins Klauen befreien muss. Völlig fehl am Platze. Es gibt zwar ein wenig Blut, aber die Effekte halten sich in Grenzen. An Atmosphäre mangelt es ebenfalls, weil es keinen echten Spannungsbogen gibt, Geins grausige Behausung viel zu selten und zu kurz zum Ort des Geschehens wird (wieso nur???) und überhaupt optisch an einigen Stellen bloß das TCM Remake ziemlich dreist abgekupfert wird. Auch das wäre alles nicht nötig gewesen. Ich habe mich jedenfalls gelangweilt und konnte mit der Deputy-Seifenoper und Hodders beschränkter Schauspielerei nichts anfangen. Als Gast tritt auch noch kurz Michael Berryman in Erscheinung, der Gein wesentlich passender verkörpert hätte. Insgesamt also eine klare Enttäuschung, vor allem auch weil bereits in den frühen 70ern mit dem billigen Exploiter DERANGED eine deutlich näher am echten Geschehen orientierte und packendere Verfilmung des Stoffs entstanden ist. Für Fans von True Crime und speziell dem Fall Gein ist dieser Film wie eine Ohrfeige: Langatmig, falsch besetzt, streckenweise völlig frei erfunden, arm an Gore, noch ärmer an psychologischer Dimension und im Finale fast wie ein kitschiger TV-Thriller. Hier stimmt so gut wie nichts.
Für Hodder-Fans ist höchstens interessant, dass man ihn mal mit nacktem Oberkörper sieht und seine vielen heftigen Narben von seinem Feuerstuntunfall aus den 80ern bestaunen kann. Hodder sieht an manchen Stellen so aus, als hätte er auf einem Grill gelegen. An seiner rechten Schulter scheint sich eine Faser oder ein Kabel tief ins Fleisch gebrannt zu haben.
3 von 10.