Review

Erneut ist ein ernster(er) Film des Tromafundus, der es mir besonders angetan hat: "Surf Nazis must die" durfte ich unlängst heute in einem als besonders genreaffinen Kino sichten und war beeindruckt, trotz der Einführung, in welcher der Film als eher behäbig beschrieben wurde.

In einer nicht genauer benannten Zukunft haben Erdbeben die Küste Kaliforniens in Ruinen verwandelt, nunmehr regieren Plünderer und Gangs mit Surfbrettern und schwerem Gerät die Strände. Die Surf Nazis, die NSDAP der Wellenreiter, versucht die Macht an sich zu greifen und unliebsame Banden wie Samurai Surfers, Designer Waves und Pipe Liners zu beseitigen. 

Zeitgleich verliert die afroamerikanische Rentnerin Mrs. Washington durch das Erdbeben ihr Haus, aber nicht ihre Lebensfreude: im Altenstift angekommen bringt sie ihre weißen Mitbewohnerinnen mit Poker und Zigarren richtig auf Trap. Der idyllische Ruhestand der Dame endet allerdings mit der feigen Ermordung ihres Sohnes Leeroy durch die Nazis und Mrs. Washington sieht sich ganz im Sinne amerikanischen Patriotismusses dazu gezwungen, die Nazis mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Im wahrsten Sinne des Wortes: ihre Mittel der Wahl sind Handgranaten und eine prall mit Kugeln gefüllte Walther. Die antifaschistische Arbeit kann also losgehen...

...und leider etwas zu Kurz kommen. Eigentlich spielt die gute Gail Neely aka Mrs. Washington kaum eine nennenswerte Rolle und der finale Racheakt kommt kurz und trifft auch leider nicht alle Faschos (Hakenschwinger Hook erwischt sie beispielsweise nicht, zumindest nicht on screen). Vielmehr fokussiert sich der Film auf die aggressiven Expansionspläne der Nazis mit dem unglaublich undeutschen Wellenritthobby bzw. der vergeblichen Versuche verfeindeter Gangs, verbündet gegen den hinterfotzigen braunen Dreck zu Felde zu rücken. Dabei leistet der Film vor allem grandiose Arbeit darin, den Strand in ein endzeitliches Ödland mit gelegentlichem Außenweltbesuch zu verwandeln, an den man sich besser nicht verläuft sowie darin, jeder Gang einen eigenen Stil zu geben. Der atmosphärische Soundtrack verstärkt diesen Eindruck nur und zwar ausschließlich positiv.

Ein paar ehrliche Worte als Fazit: Der Film ist trotz seiner Tonalität kein ernstzunehmendes Kunstwerk und in keiner Hinsicht kritisch oder gar politisch: es ist ein Unterhaltungsprodukt mit Ecken und Kanten, aber auch einer bedrückenden Stimmung, effektivem Kulissen - und Kostümdesign und einem hervorragenden Score. Der Humor anderer Tromafilme fehlt dieser eingekauften Produktion vollkommen, auch wenn besonders die deutsche Synchronfassung mal wieder nicht mit dummen Sprüchen geizt. Und dennoch haben wir es - besonders gemessen an späteren Gurken wie "Decampitated" - mit einer soliden Mischung aus "The Warriors" und "Death Wish" zu tun. Man kann 90 Minuten deutlich schlechter investieren!

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