Sich blind auf Filme mit dem so langsam aber sicher in die Jahre kommenden Rutger Hauer („Blade Runner“, „The Hitcher“) einzulassen, ist immer so eine Sache, neigt der Mann doch dazu für einen Gehaltsscheck jede Rolle anzunehmen und deswegen findet sich in seiner Filmografie leider viel wenig Erinnernswertes an.
„New World Disorder“ von Richard Spence („Blind Justice”, „Different for Girls”) ordnet sich ganz brav im soliden B-Segment. Soll heißen, er tut nicht weh, aber ohne diesen Streifen hätte sich die Filmwelt auch weitergedreht, denn das einzig Erwähnenswerte ist wohl Drehbuchautor Ehren Kruger („Scream 3“, „The Ring“), der sonst eigentlich nur für Hollywood schreibt.
Die Zusammenführung zweier völlig gegensätzlicher Charaktere geht hier schon als der kreativste Einfall durch, zumal Hauer als archaischer Cop David Marx, der in Scheidung lebend, gleich im Büro pennt, immer einen guten Schnaps im Kühlschrank stehen hat und darüber hinaus als Dinosaurier gar keine Ahnung von Computern und der damit verbundenen Technik hat, ist ungemein amüsant, weil Hauer sein Ego ganz ironisch spielt.
Nun entdeckt der in Silicon Valley arbeitende Polizist bei einem Überfall bei Dynaphase Systems Hinweise auf einen seit 5 Jahren nicht aufgeklärten Mordfall. Weil ihn die Ermittlungen leitende, junge FBI-Agentin Kris Paddock (Tara Fitzgerald) aber als Auslaufmodell ansieht und ihn gleich aufs Abstellgleis verfrachten will, muss er erst einmal Fuß in dem Fall fassen und der mit in Computerdingen versierten Kris zeigen, dass Instinkt und Erfahrung auch zählen, wenn es um das Dingfestmachen einer Clique diebischer Hard- und Softwareräuber geht...
„New World Disorder“ ist ein eher gemächlicher B-Actionthriller, der vornehmlich vom Zusammenspiel des alten Hasen und der jungen Stute lebt, die sich gegenseitig so einiges beizubringen haben, was nicht ohne ulkigen Humor abgeht. Vor allem der altmodische Marx kommt auf seine Kosten, wenn ihn Kris in die moderne Welt entführt, woraus für ihn einige ungewöhnliche Erfahrungen resultieren. Der Besuch in einem Fetisch-Club und sein erster Kontakt mit Cybersex seien da exemplarisch genannt.
Weitaus weniger von Belang sind die untriebigen Computer-Diebe um Kurt Bishop (Andrew McCarthy), die bei ihrem ersten Überfall gleich auf ein unvollständiges Programm stoßen, das zig Millionen wert ist und nun hinter einem diebischen Firmenangestellten her sind, der das komplette Programm kurz vor ihrem Coup auf Diskette zog, um selbst abzukassieren. Ihre Einbrüche werden trotz Bazooka-Einsatz und vielen verbrauchten Ladestreifen unspektakulär und etwas blutig in Szene gesetzt, vermögen aber keinen Genrefan aus dem Sessel zu hauen. Selbst die Herumraserei mit Motorrädern in Gebäuden sieht zu konventionell aus. Die später murrenden Mitglieder sind zudem überflüssig, weil der Handlungsverlauf das Problem ohnehin von selbst löst.
Die Ermittlungen von Kris und David, die zwischenzeitlich in den Besitz der heiß umworbenen Diskette mit dem megageheimen Superprogramm kommen, führen sie natürlich in die Computer-Szene, wo es vom talentierten Jung-Hacker bis zum zu Reichtum gelangten Genie auch ein paar Stereotypen zu beschauen gibt, letztlich geraten sie jedoch auch in das Visier der verbrecherischen Gang, die Kris kidnappen und von David den Datenträger einfordern, auf den längst die Regierung die Hand hält. Also muss der alte Haudegen seine Erfahrung mit dem in den letzten 80 Minuten gelernten Wissen kombinieren, um die Sache heil ausgehen zu lassen.
Wahrlich prickelnd wird das bis zum Schluss dann nicht mehr und auch das Finale enttäuscht ein wenig. Für einen Actionthriller hat „New World Disorder“ schlicht zu wenige Actionszenen und die sind dann auch nur von der Stange wenig variantenreich umgesetzt. Erschwerend hinzu kommt die eigentlich langweilige Geschichte mit absehbaren Verlauf, die nie Spannung aufbaut oder gar Brisanz aus der Prämisse entwickelt, dass die Daten auf der begehrten Diskette die Computer-Welt verändern könnten.
Fazit:
Solide inszeniertes B-Movie mit ein paar Shootouts, die aber keine Begeisterungsstürme hervorrufen und einem sympathischen Leinwandduo, das aufgrund seiner unterschiedlichen Standpunkte Spaß macht. Da darüber hinaus die lahme Geschichte um jenes geheime Programm einfallslos abläuft und die Gangster nie wirklich zu einer Bedrohung werden, bleibt „New World Disorder“ im unteren Durchschnitt hängen. Da hat der souveräne Rutger Hauer allerdings schon für schlimmere Dinge unterschrieben.