Francois Truffaut, einer der Hauptvertreter der Nouvelle Vague, war Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre sicherlich ein Filmemacher, der neue Impulse und Herangehensweisen auf die französische Leinwand brachte. Seine "schlichte" und geradlinige Erzählweise wurde zu einem Markenzeichen.
Sieht man sich über 40 Jahre, nach seiner Entstehung, seinen Film "Die süße Haut" an, lässt sich nur noch schwer die Innovationen der damaligen Zeit nachvollziehen. Um ganz offen zu sein, liegt auf dem Werk schon eine dicke Schicht Patina. Auch wenn das Thema Liebe immer zeitlos ist, kann man schwer verstehen, wie eine attraktive junge Stewardess abrupt einem biederen langweiligen Mittvierziger verfällt. Die männliche Hauptrolle spielte der damals populäre Jean Desailly. Aus heutiger Sicht, durch sein schwammiges und fades Äusseres, als Verführer unvorstellbar. Die ganze Darstellung der Hauptfiguren zueinander ist leidenschaftslos und wirkt teilweise sogar distanziert. Vielleicht ist auch das ein Zeichen einer vergangenen Zeit.
Fast 20 Jahre später drehte Truffaut "Die Frau nebenan", deutlich radikaler und für meinen Geschmack "realistischer". Seine (auch dort) Konzentration auf das Wesentliche kommt deutlich mehr zum Tragen.
Abschließend, filmhistorisch betrachtet, interessant, aber nicht wirklich ergreifend oder fesselnd.