Moderne Variante von Shakespeares „Othello“, wie viele moderne Adpationen des Meisters angesiedelt im US Highschool Milieu.
Die Geschichte dürfte den meisten Leuten im Groben bekannt sein: Othello hat Erfolg, obwohl er schwarz ist und hat viele Neider. Einer davon ist Jago, der alle Beteiligten gegeneinander aufhetzt und das Ganze zu einer Katastrophe führt. Othello ist hier der schwarze Basketballer Odin James (Mekhi Phifer), statt der Ehefrau gerät hier die Freundin Desi Brable (Julia Stiles) in den Verdacht der Untreue und der Neider ist Hugo (Josh Hartnett), der Sohn des Basketballcoaches Duke Goulding (Martin Sheen), der an mangelndem Respekt seines Vaters leidet.
Abweichungen zur Vorlage lassen sich im Detail feststellen, doch im Grunde hält sich „O“ relativ dicht an Shakespeares Stück und da liegt hier der Knackpunkt: Es funktioniert im modernen Umfeld nicht mehr. Kann man in theatraler Form und im gewohnten Setting noch von Glaubwürdigkeit sprechen, so wirkt es hier doch lächerlich, dass der Held im Zeitalter modernster Technik und eines gesunden Misstrauens noch immer auf einfache Lügen hereinfällt.
Daher wirkt die Geschichte immer etwas zäh und man kann nie so recht mitfühlen, auch wenn Tim Blake Nelson sich inszenatorisch keinen Fauxpas erlaubt: Die Optik ist schick, der Plot wird zügig abgespult, um Längen zu vermeiden. Im Hintergrund tönt ein durchaus eingängiger Soundtrack und Langweile kommt kaum auf, nur wirklich interessant macht es die Geschichte trotzdem nicht. Somit erreicht „O“ leider nicht die Klasse anderer Shakespearemodernisierungen z.B. des großartigen „10 Dinge, die ich an dir hasse“.
Ebenso wie in „10 Dinge, die ich an dir hasse“ ist hier auch Julia Stiles mit von der Party, aber die gute Frau gibt hier eine lediglich solide Performance ab. Da fährt Mekhi Phifer als moderner Othello deutlich mehr Pluspunkte ein, doch das Highlight ist hier vollkommen überraschend Josh Hartnett als tragischer Schurke. Faszinierend gibt er den Manipulator im Hintergrund ab und lässt Hugo trotzdem nicht zum Klischeefiesling wirken. Die sonstigen Leistungen (u.a. von Elden Henson und Andrew Keegan) im Jungstarbereich sind OK, doch nur Martin Sheen als leicht cholerischer Coach kann hier noch wirklich herausragen.
Das Ergebnis ist eine passable, vor allem auf schauspielerischer und inszenatorischer Ebene tadellose Umsetzung des Shakespeare-Stückes. Leider klappt die Modernisierung nicht, sodass es „O“ zum einen an Glaubwürdigkeit, zum anderen an wirklich interessanten Aspekten mangelt.